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Das Lied von Anevay & Robert (The Empires of Stones) (German Edition)

Das Lied von Anevay & Robert (The Empires of Stones) (German Edition)

Titel: Das Lied von Anevay & Robert (The Empires of Stones) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erik Kellen
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nicht bei mir, Sir.«
    Robert nickte mitfühlend. Lügner. Er biss in seinen Toast, kaute nachdenklich, nahm einen Schluck Tee. Der Sekretär wurde immer kleiner.
    »Dann bitte ich Sie, demjenigen, der die Entscheidung darüber getroffen hat, wer immer das auch sein mag, mitzuteilen, dass der beste Weg, dem Volk zu zeigen, wo sich die Königin gerade befindet, dergestalt ist, über ihrem Kopf eine Flagge zu hissen, damit jedermann diese auch sehen kann. Ist Ihnen mein Anliegen verständlich geworden, Coldlake?« Roberts Gegenüber schluckte hörbar.
    »Jawohl, Sir.«
    »Gut, dann lassen Sie uns den Tee austrinken und uns diesen Terminen widmen.«
     
    Von nun an, so wurde Robert bald klar, war er ein Zahnrad im verborgenen Getriebe des Militärs. Ein vergoldetes zwar, aber eben ein Rädchen unter vielen. Vor dem Hotel wartete bereits eine schwarze Limousine mit getönten Fensterscheiben. Ein erster Herbsthauch lag in der Luft. Der Wagen hätte kein Nummernschild, sondern eine Hausnummer verdient. Das Innere bestand aus zwei gegenüberliegenden, edlen, gepolsterten Sitzbänken, zwischen denen gar ein Tischchen stand, ohne dass man die Beine ans Kinn ziehen musste. Humberstone und Coldlake nahmen vor der Heckscheibe Platz, die Odinstochter auf der anderen Seite, wo ein kaiserlicher Offizier gelassen alle begrüßte, dabei aber missbilligend die Leibwächterin musterte und einen scheelen Blick auf ihre tätowierten Beine warf. Robert vermutete einen neuerlichen Verbindungsmann, denn diese ließen oftmals die Förmlichkeit links liegen, um mit ihrer lockeren Ungezwungenheit eine Atmosphäre des Willkommens zu schaffen. Der junge Mann hatte ein angenehmes Gesicht, eine angenehme Frisur, eine angenehme Stimme, er roch sogar angenehm. Alles an ihm schien zu sagen: Ich bin nicht im Mindesten zu irgendeiner Schandtat fähig. Ja, klar!
    Auf dem Weg zum Hafen wurde geplaudert. Die Straßen waren erneut auffallend leer, jedenfalls jene, die sie entlangfuhren. Robert kam nicht dazu, sich die Stadt anzusehen, stattdessen hörte er höflich zu, gab höfliche Antworten. Wie sei die Reise gewesen? Sehr angenehm, danke der Nachfrage. Seien die Pfeiler der Könige wirklich so beeindruckend? Oh ja, in der Tat, das seien sie. Man müsse es wenigstens einmal erleben, es sei … erhebend. Tatsächlich? Tatsächlich. Ob es Schwierigkeiten gegeben hätte? Robert zögerte nicht eine Sekunde. Mit einem Zug der Königin? Er lächelte nonchalant, niemals. Es wurde zurückgelächelt. Die Gräben waren gezogen.
    Als Robert sich endlich der Stadt zuwenden wollte, wurde es dunkler im Wagen, ein Zeppelin zog in niedriger Höhe über sie hinweg und passte sich der Geschwindigkeit des Wagens an. Er drehte den Kopf zur Heckscheibe, sah hoch. Der Rumpf des ansonsten teerschwarzen Gleiters war mit dunkelroten Flammen bemalt. Eine Schlachtschwalbe. Offenbar wurde der Hafen besser bewacht, als er geahnt hatte.
    Sie hielten an den dicken Mauern der Landungsbrücken, die, von trotzigen Türmen gekrönt, den Hafen vor der Stadt schützten, oder war es umgekehrt? Grün angelaufenes Kupfer auf den gewölbten Kuppeln. Mächtige, eiserne Poller, deren Spitzen in alle Richtungen zeigten, sollten verhindern, dass je etwas auf vier Rädern auch nur bis auf den Vorplatz kam.
    Sie stiegen aus, gingen einen langen Tunnel, in dem es nach Stein und Pulver roch, hinunter zum Kai. Robert sah versteckte, aber helle Ränder von Düsen, die zweifellos jeden in eine lebendige Fackel verwandeln würden, der hier nicht her gehörte. Dann öffnete sich der Hafen von Hammaburg vor ihnen und Robert blieb unwillkürlich stehen, weil er glaubte, er sähe das Bild eines schwermütigen Malers.
    Graue Wolken schwebten über einem Fluss, der hier die Breite eines großes Sees angenommen hatte. Das aufgewühlte, dunkle Wasser wimmelte nur so von Bojen, die regelrechte Straßen bildeten. Auf den meisten hockten Kupferwächter, die ihre grotesken Köpfe in alle Himmelsrichtungen zu drehen schienen. An den schwimmenden Tonnen darunter waren Signallampen. Die einen blinkten gelb, andere wieder rot oder fast schwarz. Jede Farbe in einem anderen Rhythmus. Blickte man weiter den Fluss hinauf, Richtung Meer, so waren hunderte Masten zu sehen, die dünnen Zahnstochern im Nebel glichen. Die Handelsflotte der Hanse. Doch sah man an das andere Ufer, wurde einem erst bewusst, was das Wort Feuerbund wirklich bedeutete.
    Mitten im Wasser standen gigantische Pylonen, auf deren Spitzen  sich ein Geflecht

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