Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Lied von Anevay & Robert (The Empires of Stones) (German Edition)

Das Lied von Anevay & Robert (The Empires of Stones) (German Edition)

Titel: Das Lied von Anevay & Robert (The Empires of Stones) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erik Kellen
Vom Netzwerk:
verdanken haben. Es ist mir eine solche Ehre, mit Ihnen zusammen arbeiten zu dürfen, Sir.»
    Wie schaffte es dieser Mann nur, jedes seiner Worte wie eine Drohung klingen zu lassen? Er hätte Schauspieler werden sollen. Vielleicht war er das sogar. Nicht wenige Adlige hielten sich für ein Geschenk der Götter, waren rein zufällig aus Asgard gepurzelt und auf Erden gelandet, so dass einige von ihnen sich unbedingt der Kunst zuwenden mussten. Robert hatte schon vor so manchem Bild und manch fürchterlicher Statue gestanden, Begeisterung heuchelnd. Kleine Männer, die sich größer machen wollten, als sie eigentlich waren. Sie waren gefährlich, sehr sogar. Meist waren diese Adligen auch jämmerliche Zauberer, uninspiriert, ja, geradezu dämlich, dass sie dies mit grellen Farben oder enormen Büsten zu verschleiern versuchten. Doch eines war ihnen allen gemein: Sie alle waren entsetzlich langweilig.
    »Zufall«, erwiderte Robert endlich.
    »Sir? Was bitte, sagten Sie?«
    »Die Pfeiler der Könige, es war Zufall, dass ich darauf gekommen bin.«
    Herzog Leopold sah ihn für einen kurzen, echten Moment entgeistert an. Dann lachte er, deutete mit dem behandschuhten Finger auf Robert.
    »Das ist der berühmte britische Humor, nicht wahr?« Er lachte erneut, doch seine Augen blieben eisig dabei. »Ein Zufall, wie erfrischend.« Er wischte sich eine nicht vorhandene Träne aus dem Auge. »Ihre Königin würde diese Glanztat sicherlich nicht so bezeichnen. Noch heute versuchen kluge Köpfe zu ergründen, was Sie da eigentlich vollbracht haben.« Jetzt war der Blick ein Dolch.
    Robert nahm die Spitze mit einem unbestimmten Lächeln. Er blickte aus dem Fenster. Ein riesiges Lagerhaus nach dem anderen zog vorbei. Das Licht hier unter den Tarnnetzen machte müde. Außerdem benahm er sich wie ein verdammter Dummkopf. Er ließ sich auf ein Duell mit diesem Kerl ein. Die Waffe des Herzogs war aufgeblasene, sorglos verschmierte Arroganz. Roberts unelegante Gegenwehr aber bestand aus jugendlicher Ehrlichkeit. Dieses Gefecht würde er verlieren, wenn er nicht endlich auf der Hut war.
    Er vermisste Poe. Den Geruch seines Fells, wenn dieser lange geschlafen hatte. Ohne seine Clangeister fühlte er sich seltsam leer, irgendwie verbraucht. Er schreckte auf als er angesprochen wurde.
    »Woran denken Sie, Lord?« Der Herzog schien mit Roberts stillen Momenten nicht besonders gut zurecht zu kommen. Zudem war es eine erneute Fangfrage.
    Robert tat, als würde er wirklich aus einem Tagtraum erwachen.
    »Oh, was sagten Sie, Herzog?«
    »Woran Sie gerade gedacht haben.« Sein Gegenüber grinste wie eine Schnappfalle. Robert zögerte nicht.
    »An Zufälle. Ich habe gerade an Zufälle gedacht, nichts weiter.«
    Enttäuscht lehnte sich Herzog Leopold von Graubergen zurück, sein Grinsen verschwand so schnell, wie es aufgeblitzt war. Mehr noch, es machte sich versteckte Enttäuschung darin breit.
    Für heute waren sie fertig, senkten die Degen.
    Unentschieden. Dabei hatten sie nicht einmal die Klingen gekreuzt, sie hatten einander nur gezeigt, dass sie beide bewaffnet waren.
     

Korona-Aura-Fotografie
                                                      
    »Du brauchst keine Angst zu haben, Anevay. Ich möchte nur ein paar Tests mit dir machen, das ist alles.« Mrs Redbliss hob beschwichtigend die Hände, doch A merkte, dass diese Geste nur in der Bewegung lag. Hinter ihr gluckste Fingermann.
    Der Raum wirkte nach dem ersten Schock zwar immer noch wie ein Kabinett des Graues, doch je länger sie die einzelnen Maschinen ins Auge fasste, desto mehr sahen sie nach Wissenschaft aus. Das andere Wort wollte A nicht einmal denken.
    Sie stand da, in diesem zu engen Hemd, die Hose festhaltend und verfolgte Mrs Redbliss, wie sie aus einem kleinen Tresor eine Phiole mit Pulver nahm, an zwei der Maschinen herantrat, und, nachdem sie dort einen Drehverschluss geöffnet hatte, ein wenig davon in die jeweiligen Öffnungen tippte. Es dauerte kaum einen Wimpernschlag, da ging von dem Ding mit der Messinghaube und dem komischen Glashaus ein Summen aus, das A bis in die Fußsohlen fuhr.
    Das Häuschen sah wie ein hochkant errichtetes Gewächshaus für nur eine einzige Pflanze aus. Sämtliche Rahmen, die das Glas dazwischen hielten, waren aus Kupfer, A erkannte sogar hauchdünne Drähte davon im Glas selbst. Wie ein Faradayscher Käfig, schoss es ihr durch den Kopf. In den dicken Glasscheiben wiederum waren einige kleine,

Weitere Kostenlose Bücher