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Das Lied von Anevay & Robert (The Empires of Stones) (German Edition)

Das Lied von Anevay & Robert (The Empires of Stones) (German Edition)

Titel: Das Lied von Anevay & Robert (The Empires of Stones) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erik Kellen
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höchstwahrscheinlich schrecklich.
    Der Clangeist, vornehmer als die beiden werkelnden Lords zusammen, hatte in der Werkstatt einen kurzen Rundflug absolviert und wurde dann tagelang nicht mehr gesehen.
    Ein dritter Rauchfaden nahm auf der Holzschatulle für die Schreibutensilien Platz, verwandelte sich. Poe.
    »Ich hab´ Wallhall gesehen, Taris!« Der kleine, graue Hamster fuhr sich mit den Vorderpfoten über die Ohren. »Ich schwöre bei meinen Vorfahren, da war ´ne große Halle, Licht und Gesang, es war furchtbar.« Der Falke hopste galant auf die Schatulle, breitete einen Flügel aus, unter dem sich Poe sofort verkroch. Die beiden waren wie Brüder, doch ganz anders, als Robert es kannte. Vielleicht war Skee deshalb immer so übellaunig. Er selber wusste nicht viel über Clangeister, schlicht weil es darüber so gut wie keine Literatur gab, nur Mythen. Doch dass sie so eigenwillige Persönlichkeiten hatten, wäre ihm im Traum nicht eingefallen. Was er wusste, war, dass sie mit jeder Generation schwächer geworden waren. Poe behauptete mit einer solch glaubhaften Inbrunst, einmal ein Grizzlybär gewesen zu sein, dass Robert sich das durchaus vorstellen konnte
    »Willst du da oben übernachten, Skee, oder doch noch nach Hause schwimmen?« Er bekam keine Antwort.
     

 

Heldenhände
     
    Als Robert am nächsten Morgen seine Uniform anzog - er hoffte zum letzten Mal, denn in dem Ding nahm ihn sowieso niemand wirklich ernst - brach ihm der flehende Blick aus Poes schwarzen Knopfaugen fast das Herz. Der kleine Hamster war der erste gewesen, der sich ihm offenbart hatte. Seitdem waren die beiden unzertrennlich. Poe wohnte so selbstverständlich in Roberts Taschen, dass es ihm unnatürlich vorkam, jetzt ohne ihn gehen zu müssen. Doch solange er die Odinstochter nicht von seiner Seite bekam, solange musste sein Clangeist leider im Hotel bleiben. Auch wenn Famke jetzt von ihm wusste, so traute Robert diesem Bannkreis auf ihrem Brustpanzer nicht. Das nächste Mal war er vielleicht nicht in der Nähe.
    Robert hatte Poe eine seiner Arbeitshosen, die er so liebte, vor den Kamin im Schlafzimmer gelegt, doch das Fellknäuel hatte sie zugunsten eines anklagenden Blickes ignoriert und sich dann unter eine Kommode verzogen. Na toll, jetzt schmollen schon zwei, dachte Robert ärgerlich.
    Vor seiner Suite wartete Famke, die sich sofort hinter ihm hielt und ihm folgte. Lange würde er diesen Quatsch nicht mehr mitmachen. Als er in den Fahrstuhl stieg, räumte eine ältere Dame, mit Panik hinter der Brille, hastig die Kabine. Sie habe etwas im Zimmer vergessen, murmelte sie entschuldigend.
    »Du machst den Leuten Angst, Famke.« Robert schaute auf die Uhr und korrigierte ein wenig seinen mechanischen Arm. Sie nahm den Helm ab und lächelte spitzbübisch.
    »Das ist so gewollt, Lord. Doch Ihr, Ihr hattet keine Angst, warum?« Robert sah sie an. Er wurde nicht schlau aus diesem Mädchen.
    »Ich habe Angst vor diesem Ding da«, er zeigte mit einer kurzen Bewegung auf den Verschlinger. »Aber den Menschen unter dem Helm, den fürchte ich nicht.« Sie erwiderte seinen Blick mehr forschend als belustigt, setzte den Helm wieder auf, denn die Lobby nahte.
    »Danke«, erklang es blechern unter dem schwarzen Metall, dann schwang die Kabinentür auf.
     
    Coldlake saß schon an seinem Tisch und stopfte sich Rührei in die frisch rasierten Backen. Robert setzte sich dazu, bestellte Tee, Toast mit Margarine und viel Himbeergelee. Heute Morgen, im fahlen Dunst, sah der Garten draußen noch verwunschener aus als in der Nacht. Coldlake ging schon die Termine des heutigen Tages durch. Robert unterbrach ihn mit einer Geste. Der Sekretär schaute fragend von seinem Notizblock auf.
    »Wie lange soll diese Leibwächterin eigentlich an meinem Rockzipfel hängen, Coldlake? Nicht, dass ich nicht die Vorteile zu schätzen wüsste. Draußen auf der Straße macht man mir wahrscheinlich eine Gasse frei, wenn die Passanten eine Tochter des Odin sehen. Schon heute Morgen floh eine Dame aus dem Fahrstuhl, deren Parfum zu ertragen schwer gewesen wäre.« Robert hatte es wie beiläufig klingen lassen, er strich sich ordentlich Marmelade auf den Toast, so sollte der Schotte die Dringlichkeit hinter den Worten und in seinen Augen nicht sehen.
    Coldlake schien ein wenig nervös zu werden, er fuhr sich durch das zerstubbelte Haar, fummelte an seinem Stift herum.
    »Ich will sehen, was ich tun kann, Lord Humberstone. Aber einstweilen liegt die Entscheidung darüber

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