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Das Lied von Eis und Feuer 02 - Das Erbe von Winterfell

Das Lied von Eis und Feuer 02 - Das Erbe von Winterfell

Titel: Das Lied von Eis und Feuer 02 - Das Erbe von Winterfell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R R Martin
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Götter uns sehen können.«
    Sie setzte sich neben ihn ins Gras. Jede ihrer Bewegungen war voller Anmut. Ihr blondgelocktes Haar wehte leicht im Wind, und ihre Augen waren grün wie sommerliche Blätter. Es war lange her, dass Ned ihre Schönheit wahrgenommen hatte, jetzt allerdings fiel sie ihm auf. »Ich weiß um die Wahrheit, für die Jon Arryn gestorben ist«, erklärte er.
    »Tatsächlich?« Die Königin betrachtete sein Gesicht, argwöhnisch wie eine Katze. »Deshalb habt Ihr mich rufen lassen, Lord Stark? Um mir Rätsel aufzugeben? Oder habt Ihr die Absicht, mich als Geisel zu nehmen, wie Eure Frau es mit meinem Bruder getan hat?«
    »Wenn Ihr solches wirklich glauben würdet, wäret Ihr nie gekommen.« Sanft strich Ned über ihre Wange. »Hat er Euch so etwas schon früher zugefügt?«
    »Ein- oder zweimal.« Sie wich vor seiner Hand zurück. »Nie ins Gesicht. Jaime hätte ihn umgebracht, selbst wenn es ihn das Leben gekostet hätte.« Herausfordernd blickte Cersei ihn an. »Mein Bruder ist hundertmal mehr wert als Euer Freund.«
    »Euer Bruder?«, sagte Ned. »Oder Euer Liebhaber?«
    »Beides.« Sie schreckte vor der Wahrheit nicht zurück. »Seit wir Kinder waren. Und warum auch nicht? Bei den Targaryen heiraten Bruder und Schwester seit dreihundert Jahren, um das Blut rein zu halten. Und Jaime und ich sind mehr als Bruder und Schwester. Wir sind ein und derselbe Mensch in zwei Körpern. Wir haben uns den Mutterschoß geteilt. Als er auf die Welt kam, hielt er sich an meinem Fuß fest, wie unser alter Maester sagte. Wenn er in mir ist, fühle
ich mich … ganz.« Der Hauch eines Lächelns zuckte über ihre Lippen.
    »Mein Sohn Bran …«
    Es ehrte Cersei, dass sie sich nicht von ihm abwandte. »Er hatte uns gesehen. Ihr liebt Eure Kinder, nicht?«
    Robert hatte ihm genau dieselbe Frage gestellt am Morgen des Buhurts. Er gab ihr dieselbe Antwort. »Von ganzem Herzen.«
    »Nicht weniger, als ich die meinen liebe.«
    Ned dachte: Wenn es darauf ankäme … das Leben irgendeines Kindes, das ich nicht kenne, gegen Robb und Sansa und Arya und Rickon, was würde ich tun? Mehr noch: Was würde Catelyn tun, wenn es um Jons Leben ginge, gegen das Leben der Kinder aus ihrem Leib? Er wusste es nicht. Er betete darum, dass er es nie erfahren würde.
    »Alle drei sind Jaimes«, sagte er. Das war keine Frage.
    »Den Göttern sei Dank.«
    Die Saat ist stark, hatte Jon Arryn auf seinem Sterbebett ausgerufen, und das war sie in der Tat. All diese Bastarde, allesamt mit pechschwarzem Haar. Großmaester Malleon listete die letzte Paarung zwischen Hirsch und Löwe auf, vor etwa neunzig Jahren, als Tya Lennister Gowen Baratheon ehelichte, den dritten Sohn des herrschenden Lords. Ihre einzige Nachkommenschaft, ein namenloser Junge, der in Malleons Wälzer als ein großer und kräftiger Knabe mit dichtem, schwarzem Haar beschrieben wurde, starb noch als Kind. Dreißig Jahre zuvor hatte ein männlicher Lennister eine Maid der Baratheons zur Frau genommen. Sie hatte ihm drei Töchter und einen Sohn geschenkt, sie alle schwarzhaarig. So weit Ned auch auf den brüchigen, vergilbten Seiten in die Vergangenheit schweifen mochte, fand er doch stets, dass das Gold der Kohle wich.
    »Ein Dutzend Jahre«, sagte Ned. »Wie kommt es, dass Ihr keine Kinder vom König habt?«

    Trotzig hob sie ihren Kopf. »Euer Robert hat mir einmal ein Kind gemacht«, erwiderte sie, und ihre Stimme war vor Verachtung ganz belegt. »Mein Bruder hat eine Frau gefunden, die mich davon befreit hat. Robert hat es nie erfahren. Wenn ich die Wahrheit sagen soll, kann ich kaum ertragen, dass er mich berührt, und ich habe ihn seit Jahren nicht mehr in mich gelassen. Ich kenne andere Möglichkeiten, ihm Freude zu bereiten, falls er lange genug von seinen Huren ablässt, um in meine Kammer torkeln zu können. Was wir auch tun: Der König ist für gewöhnlich so betrunken, dass er am nächsten Morgen alles vergessen hat.«
    Wie konnten sie alle so blind gewesen sein? Die Wahrheit lag die ganze Zeit vor aller Augen bloß, stand den Kindern ins Gesicht geschrieben. Ned fühlte sich elend. »Ich weiß noch, wie Robert an jenem Tag war, als er den Thron bestieg: von Kopf bis Fuß ein König«, sagte er leise. »Tausend andere Frauen hätten ihn von ganzem Herzen geliebt. Was hat er getan, dass Ihr ihn so sehr hasst?«
    Ihre Augen brannten, grünes Feuer in der Dämmerung, erhaben wie die Löwin, die ihr Siegel war. »In der Nacht unserer Hochzeitsfeier, als wir zum ersten

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