Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Lied von Eis und Feuer 02 - Das Erbe von Winterfell

Das Lied von Eis und Feuer 02 - Das Erbe von Winterfell

Titel: Das Lied von Eis und Feuer 02 - Das Erbe von Winterfell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R R Martin
Vom Netzwerk:
Beine mögen beizeiten heilen, aber manch Verrat nagt an der Seele und vergiftet sie.
    Kleinfinger stattete ihm eine Stunde nachdem der Großmaester gegangen war, einen Besuch ab, in ein pflaumenfarbenes Wams gekleidet, auf dessen Brust mit schwarzem Faden eine Nachtigall gestickt war. »Ich kann nicht lange bleiben, Mylord«, verkündete er. »Lady Tanda erwartet mich zum Abendessen. Zweifelsohne wird sie mir ein fettes Kalb rösten. Wenn es auch nur halb so fett wie ihre Tochter ist, werde ich ganz sicher tot umfallen. Und was macht Euer Bein?«
    »Es brennt und schmerzt und juckt, dass ich noch irrewerde. «
    Kleinfinger zog eine Augenbraue hoch. »Ich würde Euch raten, bald gesund zu werden. Im Reich macht sich Unruhe breit. Varys hat unheilschwangere Gerüchte aus dem Westen gehört. Freie Reiter und Söldner sammeln sich in Casterlystein, und nicht zur kargen Freude einer Plauderei mit Lord Tywin.«
    »Gibt es Nachricht vom König?«, wollte Ned wissen. »Wie lange will Robert noch jagen?«
    »Wenn es nach ihm ginge, glaube ich, würde er im Wald bleiben, bis Ihr und die Königin eines natürlichen Todes gestorben seid«, erwiderte Lord Petyr mit leisem Lächeln. »Wenn nicht, denke ich, müsste er heimkehren, sobald er etwas erlegt hat. Sie haben den weißen Hirschen gefunden, wie es scheint … oder besser: was davon übrig ist. Ein paar Wölfe hatten ihn vor ihnen entdeckt und Seiner Majestät kaum mehr als Huf und Horn gelassen. Robert war fuchsteufelswild, bis er von einem ungeheuren Keiler irgendwo tief im Wald erfuhr. Dann wollte er nichts anderes mehr als dieses Tier. Prinz Joffrey ist heute Morgen heimgekehrt, mit den Rois, Ser Balon Swann und etwa zwanzig anderen der Jagdgesellschaft. Der Rest blieb beim König.«

    »Der Bluthund?«, fragte Ned stirnrunzelnd. Von allen aus dem Umfeld der Lennisters war Sandor Clegane derjenige, der ihn am meisten interessierte, nachdem Ser Jaime aus der Stadt zu seinem Vater geflohen war.
    »Oh, er ist mit Joffrey gekommen und geradewegs zur Königin gegangen.« Kleinfinger lächelte. »Hundert Silberhirsche hätte ich dafür gegeben, eine Schabe im Stroh zu sein, während sie ihm berichtete, dass Lord Beric unterwegs ist, seinen Bruder zu enthaupten.«
    »Selbst ein Blinder könnte sehen, dass der Bluthund seinen Bruder hasst.«
    »Ah, aber er wollte Gregor hassen, nicht Ihr solltet ihn töten. Sobald Dondarrion unserem Berg den Gipfel kappt, fallen Cleganes Ländereien und Einkünfte an Sandor, nur würde ich deshalb für ihn nicht die Hand ins Feuer legen. Und nun müsst Ihr mir verzeihen. Lady Tanda erwartet mich mit ihren fetten Kälbern.«
    Auf dem Weg zur Tür entdeckte Lord Petyr Großmaester Malleons dicken Wälzer auf dem Tisch und blieb stehen, um den Buchdeckel aufzuklappen. »Stammbaum und Historie der Großen Geschlechter aus den Sieben Königslanden. Mit Beschreibungen zahlreicher Hoher Lords und Edler Ladys samt deren Kindern«, las er. »Das ist sicher die langweiligste Lektüre, die ich mir vorstellen kann. Ein Schlafmittel, Mylord? «
    Einen kurzen Moment lang dachte Ned daran, ihm alles zu erzählen, doch schwang in Kleinfingers Scherz etwas mit, das ihn ärgerte. Dieser Mann war zu verschlagen, ein höhnisches Grinsen nie weit von seinen Lippen. »Jon Arryn hat in diesem Band gelesen, als er krank wurde«, sagte Ned mit vorsichtigem Unterton, um zu sehen, wie er reagierte.
    Und er reagierte, wie er es stets tat: mit einem Scherz. »In dem Fall«, sagte er, »muss ihm der Tod als segensreiche Erleichterung
gekommen sein.« Lord Petyr Baelish verneigte sich und ging.
    Eddard Stark gestattete sich einen Fluch. Sah man von seinen alten Dienern ab, gab es kaum einen Mann in dieser Stadt, dem er vertraute. Kleinfinger hatte Catelyn versteckt und Ned bei seinen Nachforschungen unterstützt, doch seine Neigung, die eigene Haut zu retten, als Jaime und seine Männer aus dem Regen traten, ärgerte ihn noch heute. Varys war schlimmer. Bei allen Beteuerungen seiner Loyalität wusste der Eunuch zu viel und tat zu wenig. Großmaester Pycelle schien mit jedem Tag mehr Cerseis Kreatur zu werden, und Ser Barristan war ein alter Mann und starr. Er würde Ned sagen, er solle seine Pflicht tun.
    Die Zeit wurde gefährlich knapp. Bald würde der König von der Jagd heimkehren, und die Ehre würde gebieten, dass Ned mit allem, was er wusste, zu ihm ginge. Vayon Pool hatte arrangiert, dass Sansa und Arya mit der Windhexe aus Braavos in drei Tagen auslaufen sollten.

Weitere Kostenlose Bücher