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Das Lied von Eis und Feuer 02 - Das Erbe von Winterfell

Das Lied von Eis und Feuer 02 - Das Erbe von Winterfell

Titel: Das Lied von Eis und Feuer 02 - Das Erbe von Winterfell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R R Martin
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hinter ihm. Als Kämmerer des Lord Kommandanten war das sein Platz. Der Tag war grau, feucht, verhangen, einer dieser Tage, an denen man sich wünscht, es möge regnen. Kein Lüftchen regte sich im Wald, die Luft hing feucht und schwer, und Jons Kleider klebten ihm am Leib. Es war warm. Zu warm. Die Mauer weinte heftig, weinte schon seit Tagen, und manchmal bildete sich Jon schon ein, sie schrumpfte.
    Die alten Männer nannten dieses Wetter Geistersommer und sagten, es bedeute, dass die Jahreszeit nun endlich ihre Geister aufgab. Danach käme die Kälte, warnten sie, und ein langer Sommer brächte stets einen langen Winter. Dieser Sommer hatte zehn Jahre gedauert. Jon war noch ein kleines Kind gewesen, als er begonnen hatte.
    Geist rannte eine Weile mit ihnen, dann verschwand er zwischen den Bäumen. Ohne den Schattenwolf fühlte sich Jon fast nackt. Er merkte, wie er voller Sorge die Schatten im Auge behielt. Ungebeten dachte er an die Geschichten, die die Alte Nan ihnen auf Winterfell oft erzählt hatte. Fast konnte er ihre Stimme wieder hören, das klick-klick-klick ihrer Nadeln dazu. In der Finsternis kamen die Anderen herangeritten, hatte sie gesagt, und dabei war ihre Stimme leiser und leiser geworden. Kalt und tot waren sie, sie hassten Eisen und Feuer und Berührung durch die Sonne und jedes Lebewesen mit Blut in seinen Adern. Festungen und Städte und Königreiche der Menschen fielen, wenn sie auf ihren bleichen, toten Pferden gen Süden ritten und ganze Armeen Erschlagener anführten. Sie fütterten ihre toten Diener mit dem Fleisch der Menschenkinder …
    Als er die Mauer hinter dem Wipfel einer uralten, knorrigen Eiche erblickte, war Jon zutiefst erleichtert. Plötzlich
hielt Mormont an und wandte sich auf seinem Sattel um. »Tarly«, bellte er, »komm her.«
    Jon sah die Angst auf Sams Gesicht, als dieser auf seiner Stute herantrabte. Zweifellos glaubte er, er sei in Schwierigkeiten. »Du bist fett, aber du bist nicht dumm, Junge«, sagte der Alte Bär barsch. »Du hast dich da drüben gut gemacht. Du auch, Schnee.«
    Sam nahm eine leuchtend dunkelrote Farbe an und stolperte über seine eigene Zunge, als er versuchte, eine höfliche Antwort hervorzustammeln. Jon musste lächeln.
    Sie kamen zwischen den Bäumen hervor und Mormont trieb seinen harten, kleinen Klepper zum Trab an. Geist schoss aus dem Wald hervor, rannte ihnen nach und leckte sich die Lefzen, die Schnauze rot von seiner Beute. Hoch oben sahen die Männer auf der Mauer die Kolonne näher kommen. Jon hörte den tiefen, kehligen Klang des großen Wachhorns, das meilenweit zu hören war, ein einzelner, langer Ton, der zwischen den Bäumen bebte und vom Eis her hallte.
    UUUUUUUUooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooo.
    Langsam verklang der Ton zu Stille. Ein Ton bedeutete, dass Grenzwachen heimkehrten, und Jon dachte: Wenigstens für einen Tag war ich ein Grenzer. Was immer auch kommen mag, das kann mir keiner nehmen.
    Bowen Marsch wartete am ersten Tor, als sie ihre Pferde durch den eisigen Tunnel führten. Der Lord Haushofmeister war aufgebracht und rotgesichtig. »Mylord«, rief er Mormont zu, während er die eisernen Schranken öffnete, »ein Vogel hat Nachricht gebracht. Ihr müsst sofort kommen.«
    »Was gibt’s, Mann?«, verlangte Mormont barsch zu wissen.
    Seltsamerweise sah Marsch zu Jon herüber, bevor er antwortete. »Maester Aemon hat den Brief. Er wartet in Eurem Solar.«

    »Also gut, Jon, kümmere dich um mein Pferd, und sag Ser Jarmy, er soll die Toten in einem Lagerraum verstauen, bis der Maester Zeit hat, sich ihrer anzunehmen.« Knurrend schritt Mormont von dannen.
    Sie führten die Pferde zum Stall zurück, und Jon spürte auf unangenehme Weise, wie die Leute ihn anstarrten. Ser Allisar Thorn drillte seine Jungen auf dem Hof, doch hielt er inne, um Jon anzusehen, ein leises, schiefes Lächeln auf den Lippen. Der einarmige Donal Noye stand in der Tür der Waffenkammer. »Mögen die Götter mit dir sein, Schnee«, rief er herüber.
    Irgendetwas stimmt hier nicht, dachte Jon. Irgendetwas stimmt hier ganz und gar nicht.
    Die Toten wurden in einen der Lagerräume am Fuß der Mauer gebracht, eine dunkle, kalte Zelle, die aus dem Eis gemeißelt war und in der Fleisch und Getreide, manchmal auch Bier verwahrt wurde. Mormonts Pferd bekam Futter und Wasser und wurde gestriegelt, bevor Jon sich um sein eigenes kümmerte. Danach suchte er seine Freunde auf. Grenn und Kröte schoben Wache, nur Pyp fand er im Gemeinschaftssaal. »Was

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