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Das Lied von Eis und Feuer 02 - Das Erbe von Winterfell

Das Lied von Eis und Feuer 02 - Das Erbe von Winterfell

Titel: Das Lied von Eis und Feuer 02 - Das Erbe von Winterfell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R R Martin
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ihn. »Wir haben den Septon gebeten, eine Kerze für deinen Vater anzuzünden«, erklärte Matthar. »Es ist gelogen, wir alle wissen, dass es gelogen ist, sogar Grenn weiß, dass es gelogen ist«, stimmte Pyp mit ein. Grenn nickte, und Sam griff nach Jons Hand. »Du bist jetzt mein Bruder, also ist er auch mein Vater«, sagte der dicke Junge. »Wenn du zu den Wehrholzbäumen möchtest, um zu beten, komme ich mit dir.«
    Die Wehrholzbäume standen jenseits der Mauer, dennoch wusste er, dass Sams Angebot ernst gemeint war. Sie sind meine Brüder, dachte er. Ebenso wie Robb und Bran und Rickon …

    Und dann hörte er das Lachen, scharf und grausam wie eine Peitsche, und die Stimme von Ser Allisar Thorn. »Nicht nur ein Bastard, sondern ein Verräterbastard«, erklärte er den Männern um sich herum.
    Augenblicklich war Jon auf den Tisch gesprungen, den Dolch in der Hand. Pyp griff nach ihm, aber er riss sein Bein los, und dann rannte er über den Tisch und trat Ser Allisar die Schale aus der Hand. Eintopf flog durch die Luft, bespritzte die Brüder. Thorn wich zurück. Männer schrien, Jon Schnee hörte sie nicht. Er hieb mit dem Dolch auf Ser Allisars Gesicht ein, stach nach diesen kalten Augen aus Onyx, doch Sam warf sich zwischen die beiden, und bevor Jon um ihn herum war, hing Pyp wie ein Affe an seinem Rücken und Grenn packte seinen Arm, während Kröte ihm das Messer aus den Fingern wand.
    Später, viel später, nachdem sie ihn in seine Schlafzelle gebracht hatten, kam Mormont, um ihn zu besuchen, mit dem Raben auf der Schulter. »Ich habe dir gesagt, du sollst keine Dummheiten machen, Junge«, sagte der Alte Bär. »Junge«, krächzte der Vogel. Mormont schüttelte den Kopf, angewidert. »Wenn ich denke, welch große Hoffnungen ich in dich gesetzt hatte.«
    Sie nahmen ihm sein Messer und sein Schwert und sagten ihm, er dürfe die Zelle erst wieder verlassen, wenn die hohen Offiziere beschlossen hatten, was mit ihm geschehen solle. Und dann postierten sie eine Wache draußen vor der Tür, um sicherzustellen, dass er gehorchte. Seinen Freunden war es nicht gestattet, ihn zu besuchen, aber der Alte Bär war nachgiebig und erlaubte ihm Geist, damit er nicht ganz allein war.
    »Mein Vater ist kein Verräter«, erklärte er dem Schattenwolf, als alle anderen fort waren. Schweigend sah Geist ihn an. Jon sank an der Wand in sich zusammen, mit den Händen um die Knie, und starrte in die Kerze auf dem Tisch neben
seinem schmalen Bett. Die Flamme flackerte und tanzte, die Schatten bewegten sich um ihn, das Zimmer schien dunkler und kälter zu werden. Ich werde heute Nacht nicht schlafen, dachte Jon.
    Dennoch musste er eingenickt sein. Beim Aufwachen waren seine Beine steif und verkrampft, und die Kerze war lange schon niedergebrannt. Geist stand auf den Hinterbeinen, kratzte an der Tür. Jon staunte, wie groß er geworden war. »Geist, was ist denn?«, fragte er leise. Der Schattenwolf wandte den Kopf um und sah zu ihm herüber und fletschte die Zähne in stillem Knurren. Ist er verrückt geworden?, fragte sich Jon. »Ich bin’s, Geist«, murmelte er, versuchte, nicht ängstlich zu klingen. Dennoch zitterte er furchtbar. Wann war es so kalt geworden?
    Geist wich von der Tür zurück. Tiefe Furchen waren zu sehen, wo er das Holz zerkratzt hatte. Jon betrachtete ihn mit wachsender Sorge. »Da draußen ist jemand, nicht?«, flüsterte er. Kriechend bewegte sich der Schattenwolf rückwärts, wobei sich ihm das weiße Fell im Nacken aufstellte. Der Wachmann, dachte er, sie haben einen Wachmann vor meine Tür gestellt. Geist wittert ihn durch die Tür, das ist alles.
    Langsam kam Jon auf die Beine. Er zitterte unkontrollierbar, wünschte, er hätte noch sein Schwert. Drei schnelle Schritte brachten ihn zur Tür. Er packte den Griff und zog sie nach innen. Das Knarren der Angeln ließ ihn fast zusammenzucken.
    Der Wachmann lag wie knochenlos auf der schmalen Treppe und blickte zu ihm auf. Blickte zu ihm auf, obwohl er auf dem Bauch lag. Sein Kopf war auf den Rücken gedreht.
    Das kann nicht sein, sagte sich Jon. Wir sind im Turm des Lord Kommandanten, der wird bei Tag und Nacht bewacht, es kann nicht passiert sein, es ist ein Traum. Ich habe einen Albtraum.

    Geist schob sich an ihm vorbei, zur Tür hinaus. Der Wolf wollte treppauf, hielt inne, sah sich nach Jon um. Da hörte er es: das leise Scharren von einem Stiefel auf Stein, das Knarren eines Türriegels, der gedreht wurde. Von den Gemächern des Lord Kommandanten

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