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Das Lied von Eis und Feuer 02 - Das Erbe von Winterfell

Das Lied von Eis und Feuer 02 - Das Erbe von Winterfell

Titel: Das Lied von Eis und Feuer 02 - Das Erbe von Winterfell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R R Martin
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gleich übel werden. »Dieser Mann … seht sein Handgelenk an, es ist ganz … verkrustet … trocken … wie …«
    Augenblicklich fiel Jon auf, was Sam meinte. Er konnte die zerfetzten Venen im Handgelenk des Mannes sehen, eiserne Würmer im fahlen Fleisch. Sein Blut war schwarzer Staub. Jarmy Rykker war nicht überzeugt. »Wenn sie länger als einen Tag tot wären, würden sie inzwischen faulen, Junge. Sie riechen nicht einmal.«
    Dywen, der mürrische, alte Waldmann, der gern damit prahlte, er könne riechen, wenn der Schnee kam, trat näher an die Leichen heran und schnüffelte. »Nun, es sind keine Stiefmütterchen, aber … M’lord sagt wahre Worte. Es gibt keinen Leichengestank.«

    »Sie … sie modern nicht.« Sam deutete mit dem Finger, und dieser zitterte nur ein wenig. »Seht, da sind … da sind keine Maden oder … oder … Würmer oder irgendwas … die liegen hier im Wald, aber sie … sie sind nicht von Tieren angenagt oder angefressen worden … nur Geist … ansonsten sind sie … sind sie …«
    »Unangetastet«, sagte Jon leise. »Und Geist ist anders. Die Hunde und die Pferde wollen nicht herangehen.«
    Die Grenzer tauschten Blicke. Sie konnten sehen, dass es stimmte, jeder Einzelne von ihnen. Mormont legte die Stirn in Falten, blickte von den Leichen zu den Hunden. »Chett, hol die Hunde her.«
    Chett versuchte es fluchend, riss an den Leinen, gab einem der Tiere einen Tritt mit dem Stiefel. Die meisten Hunde wimmerten nur und stemmten sich dagegen. Er versuchte, einen heranzuzerren. Die Hündin wehrte sich, knurrte und zog, als wollte sie sich ihrem Halsband entwinden. Schließlich sprang sie ihn an. Chett ließ die Leine fallen und taumelte rückwärts. Die Hündin sprang über ihn hinweg und floh zwischen die Bäume.
    »Da … da passt doch eins nicht zum anderen«, sagte Sam Tarly ernst. »Das Blut … da sind Blutflecken auf ihren Kleidern, und … und ihre Haut, trocken und hart, aber … da ist nichts auf dem Boden oder … sonst wo. Mit diesen … diesen … diesen … diesen …« Sam zwang sich zu schlucken, holte tief Luft. »Bei diesen Wunden … diesen schrecklichen Wunden … müsste alles voller Blut sein. Oder?«
    Dywen sog Speichel durch seine hölzernen Zähne. »Könnte sein, dass sie nicht hier gestorben sind. Könnte sein, dass jemand sie hergebracht und für uns hat liegen lassen. Eine Warnung vielleicht.« Argwöhnisch sah der alte Waldmann die Leichen an. »Und könnte auch sein, dass ich ein Narr bin, aber ich wüsste nicht, dass Othor irgendwann mal blaue Augen hatte.«

    Ser Jarmy zog ein verdutztes Gesicht. »Blumen auch nicht«, platzte er heraus, wandte sich um und starrte den toten Mann an.
    Schweigen breitete sich über dem Wald aus. Einen Moment lang hörten sie nur Sams schweren Atem und dieses feuchte Zischen, wenn Dywen Speichel durch die Zähne sog. Jon hockte neben Geist.
    »Verbrennt sie«, flüsterte jemand. Einer von den Grenzern. Jon konnte nicht sagen, wer. »Ja, verbrennt sie«, drängte eine zweite Stimme.
    Der Alte Bär schüttelte stur den Kopf. »Noch nicht. Ich will, dass Maester Aemon sie sich ansieht. Wir nehmen sie mit zurück zur Mauer.«
    Manche Befehle sind leichter gegeben als ausgeführt. Sie wickelten die Toten in Umhänge, doch als Hake und Dywen versuchten, einen davon auf einem Pferd festzubinden, ging das Tier durch, schrie und schlug aus, trat mit den Hufen, biss sogar nach Ketter, als der heranlief, um zu helfen. Auch mit den anderen Kleppern hatten die Grenzer wenig Glück. Nicht einmal die Zahmsten wollten mit dieser Last zu schaffen haben. Am Ende waren sie gezwungen, Äste abzuhacken und grobe Schlingen zu binden, um die Leichen damit zu Fuß zu transportieren. Erst weit nach Mittag machten sie sich auf den Rückweg.
    »Ich will, dass dieser Wald durchsucht wird«, befahl Mormont Ser Jarmy beim Aufbruch. »Jeder Baum, jeder Stein, jeder Busch, alles sumpfige Gelände innerhalb zehn Wegstunden von hier. Nehmt alle Männer, die Ihr habt, und wenn Ihr nicht genug habt, nehmt Jäger und Förster von den Kämmerern. Falls Ben und die anderen da draußen sein sollten, tot oder lebendig, will ich, dass man sie findet. Und falls sonst noch jemand da draußen ist, so will ich davon erfahren. Spürt sie auf, und nehmt sie in Gewahrsam, wenn möglich lebend. Habe ich mich klar ausgedrückt?«
    »Das habt Ihr, Mylord«, antwortete Ser Jarmy. »So wird es sein.«
    Danach ritt Mormont fort, schweigend und brütend. Jon hielt sich nah

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