Das Lied von Eis und Feuer 02 - Das Erbe von Winterfell
fünfzehnjähriger Junge gegen erfahrene Heerführer wie Jaime und Tywin Lennister? »Ist das klug? Hier stehst du sicher. Es heißt, die alten Könige des Nordens konnten Maidengraben halten und Armeen zurückwerfen, die zehnmal größer waren als die eigenen. «
»Ja, aber unsere Vorräte gehen zur Neige, und von diesem Land lässt sich nicht leicht leben. Wir haben auf Lord Manderly gewartet, nun da sich seine Söhne uns angeschlossen haben, müssen wir marschieren.«
Sie hörte die Lords aus der Stimme ihres Sohnes sprechen, das wurde ihr bewusst. Über die Jahre hatte sie manchen von ihnen auf Winterfell bewirtet und war mit Ned an ihren eigenen Kaminen und Tischen willkommen gewesen. Sie wusste, wie sie waren, kannte jeden Einzelnen. Sie fragte sich, ob es Robb ebenso ging.
Und doch lag Sinn in dem, was sie sagten. Dieses Kriegsheer, das ihr Sohn versammelt hatte, war keine stehende Armee, wie die Freien Städte sie sich hielten, und auch kein Gardistenheer, das in barer Münze bezahlt wurde. Die meisten waren kleine Leute: Bauern, Knechte, Fischer, Schäfer, die Söhne von Wirten und Händlern und Gerbern, aufgelockert durch einige wenige Söldner und freie Ritter, die aufs Plündern aus waren. Wenn ihre Lords sie riefen, kamen sie … aber nicht für ewig. »Marschieren ist gut und schön«, sagte sie zu ihrem Sohn, »nur wohin und zu welchem Zweck? Was willst du tun?«
Robb zögerte. »Großjon glaubt, wir sollten Lord Tywin die Schlacht aufzwingen und ihn überraschen«, sagte er, »die Glauers und die Karstarks hingegen denken, es wäre klüger, seine Armee zu umgehen und sich mit Onkel Ser Edmure gegen den Königsmörder zu verbinden.« Er fuhr mit den Fingern durch seine zottige Mähne von kastanienbraunem Haar und sah unglücklich aus. »Nur bis wir Schnellwasser erreichen … ich bin nicht sicher …«
»Sei sicher«, erklärte Catelyn ihrem Sohn, »oder geh heim und nimm dein Holzschwert wieder auf. Du kannst es dir nicht leisten, vor Männern wie Roos Bolton und Rickard Karstark Unentschlossenheit zu zeigen. Täusch dich nicht, Robb – sie sind deine Gefolgsleute, nicht deine Freunde. Du hast dich zum Befehlshaber gemacht. Befiehl.«
Ihr Sohn sah sie an, verblüfft, als könnte er nicht glauben, was er hörte. »Wie du meinst, Mutter.«
»Ich frage dich noch einmal: Was gedenkst du zu tun?«
Robb zog eine Karte über den Tisch, ein ausgefranstes Stück alten Leders, das von Strichen verblasster Farbe überzogen war. Ein Ende wellte sich vom Einrollen. Er legte seinen Dolch als Gewicht darauf. »Beide Pläne bergen Vorteile, aber … sieh her, versuchen wir, um Lord Tywins Heer herumzukommen, riskieren wir, zwischen ihn und den Königsmörder zu geraten, und wenn wir angreifen … allen Berichten zufolge hat er mehr Männer als ich und weit mehr gepanzerte Pferde. Großjon sagt, das sei egal, wir müssten ihn nur mit den Hosen in den Kniekehlen erwischen, doch scheint mir, dass ein Mann, der so viele Schlachten geschlagen hat wie Tywin Lennister, wohl nicht so leicht zu überraschen ist.«
»Gut«, sagte sie. Sie hörte Neds Echo in seiner Stimme, als sie dort über die Karte gebeugt saß. »Und weiter?«
»Ich würde einen Trupp hierlassen, der Maidengraben hält, Bogenschützen meist, und mit dem Rest über den Damm marschieren«, sagte er, »aber wenn wir erst unterhalb der Eng sind, würde ich das Heer aufspalten. Das Fußvolk kann weiter über den Königsweg marschieren, während unsere Reiter den Grünen Arm bei den Zwillingen überqueren.« Er deutete darauf. »Wenn Lord Tywin Nachricht erhält, dass wir gen Süden marschieren, wird er nach Norden kommen, um sich unserem Hauptheer zu stellen, was unseren Reitern die Möglichkeit gibt, rasch am Westufer nach Schnellwasser zu gelangen.« Robb lehnte sich zurück, traute sich nicht recht zu lächeln, war jedoch zufrieden mit sich und hoffte auf ihr Lob.
Stirnrunzelnd betrachtete Catelyn die Karte. »Du würdest einen Fluss zwischen die beiden Teile deines Heeres bringen.«
»Und zwischen Jaime und Lord Tywin«, sagte er eifrig. Schließlich war das Lächeln doch noch gekommen. »Es gibt keine Möglichkeit, den Grünen Arm zu überqueren, nicht
nördlich der roten Furt, wo Robert die Krone für sich erstritten hat. Erst wieder bei den Zwillingen, ganz hier oben, und über diese Brücke wacht Lord Frey. Er ist Gefolgsmann deines Vaters, oder nicht?«
Der Späte Lord Frey, dachte Catelyn. »Das ist er«, räumte sie ein, »aber mein
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