Das Lied von Eis und Feuer 02 - Das Erbe von Winterfell
Vater hat ihm nie vertraut. Und das solltest auch du nicht tun.«
»Werde ich nicht«, versprach Robb. »Was glaubst du?«
Trotz allem war sie beeindruckt. Er sieht aus wie ein Tully, dachte sie, dennoch ist er seines Vaters Sohn, und Ned war ihm ein guter Lehrer. »Welchen Teil willst du befehligen?«
»Die Pferde«, antwortete er ohne Zögern. Wieder wie sein Vater. Stets hätte Ned die gefährlichere Aufgabe selbst übernommen.
»Und der andere?«
»Der Großjon sagt ständig, wir sollten Lord Tywin zerschmettern. Ich dachte, ich sollte ihm die Ehre überlassen. «
Es war sein erster Fehler, aber wie sollte sie es ihm vermitteln, ohne sein eben flügge werdendes Selbstvertrauen zu verletzen? »Dein Vater hat mir einmal gesagt, der Großjon sei furchtlos wie niemand sonst, dem er je begegnet sei.«
Robb grinste. »Grauwind hat ihm zwei Finger abgebissen, und er hat darüber gelacht. So gibst du mir also Recht?«
»Dein Vater ist nicht ohne Furcht«, erklärte Catelyn. »Er ist mutig, doch das ist etwas anderes.«
Darüber kam ihr Sohn einen Moment ins Grübeln. »Das östliche Heer wird alles sein, was zwischen Lord Tywin und Winterfell steht«, sagte er nachdenklich. »Nun, das und die wenigen Bogenschützen, die ich hier im Graben zurücklasse. Also möchte ich niemanden, der furchtlos ist, wie?«
»Nein. Du brauchst jemanden mit kaltem Kalkül, würde ich sagen, nicht jemanden mit Mut.«
»Roos Bolton«, sagte Robb sofort. »Dieser Mann flößt mir Angst ein.«
»Dann lass uns beten, dass er auch Tywin Lennister Angst macht.«
Robb nickte und rollte die Karte zusammen. »Ich gebe die Befehle aus und stelle eine Eskorte zusammen, die dich nach Winterfell geleitet.«
Catelyn hatte darum gerungen, stark zu sein, um Neds willen und für diesen, ihren halsstarrigen gemeinsamen Sohn. Sie hatte Verzweiflung und Furcht abgelegt, als seien sie Kleider, die sie nicht tragen wollte … und nun sah sie, dass sie diese am Ende doch übergeworfen hatte.
»Ich gehe nicht nach Winterfell«, hörte sie sich sagen, überrascht von den plötzlich aufsteigenden Tränen, die ihren Blick verschwommen machten. »Es könnte sein, dass mein Vater hinter den Mauern von Schnellwasser im Sterben liegt. Mein Bruder ist von Feinden umzingelt. Ich muss zu ihnen.«
TYRION
Chella, Tochter des Cheyck von den Schwarzohren, war vorausgelaufen, um zu spähen, und sie war es, die Nachricht von der Armee am Kreuzweg brachte. »Nach ihren Feuern schätze ich sie auf zwanzigtausend Mann«, sagte sie. »Ihre Banner sind rot, mit einem goldenen Löwen.«
»Dein Vater?«, fragte Bronn.
»Oder mein Bruder Jaime«, sagte Tyrion. »Wir werden es noch früh genug erfahren.« Er betrachtete seine zerlumpte Räuberbande: fast dreihundert Felsenkrähen, Mondbrüder, Schwarzohren und Brandmänner, und das war nur die Saat der Armee, die er aufzustellen hoffte. Gunthor, Sohn des Gurn, war in diesem Augenblick dabei, die anderen Clans aufzuwiegeln. Er fragte sich, was sein Hoher Vater von ihnen halten sollte, in ihren Fellen und den gestohlenen Waffen. Wenn er die Wahrheit sagen sollte, wusste er selbst nicht, was er von ihnen hielt. War er ihr Anführer oder ihr Gefangener? Die meiste Zeit schien er beides zu sein. »Vielleicht wäre es das Beste, wenn ich allein hinunterreiten würde«, schlug er vor.
»Das Beste für Tyrion, Sohn des Tywin«, erwiderte Ulf, der für die Mondbrüder sprach.
Shagga warf ihm einen finsteren Blick zu, beängstigend. »Shagga, Sohn des Dolf, gefällt das nicht. Shagga geht mit dem Kindmann, und wenn der Kindmann lügt, schneidet Shagga ihm seine Männlichkeit ab …«
»… und verfüttert sie an die Ziegen, ja«, sagte Tyrion
müde. »Shagga, ich gebe dir mein Wort als Lennister, dass ich zurückkomme.«
»Warum sollten wir auf dein Wort vertrauen?« Chella war eine kleine, harte Frau, flach wie ein Junge und kein Dummkopf. »Flachlandlords haben die Clans schon früher belogen.«
»Du verletzt mich, Chella«, sagte Tyrion. »Ich dachte, wir wären Freunde geworden. Aber wie du willst. Du reitest mit mir und Shagga und Conn für die Felsenkrähen, Ulf für die Mondbrüder und Timett, Sohn des Timett, für die Brandmänner.« Die Stammesleute wechselten argwöhnische Blicke, als er sie mit Namen nannte. »Ihr anderen wartet hier, bis ich euch rufen lasse. Versucht, euch nicht gegenseitig zu erschlagen und zu verstümmeln, solange ich weg bin.«
Er stieß seinem Pferd die Hacken in die Flanken und trottete
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