Das Lied von Eis und Feuer 02 - Das Erbe von Winterfell
Horn, setzte sich, trank und betrachtete ihren Sohn. Er schien gewachsen zu sein, seit sie ihn zuletzt gesehen hatte, und die Haarbüschel ließen ihn älter wirken. »Edmure war sechzehn, als er sich den ersten Backenbart stehen ließ.«
»Ich werde noch früh genug sechzehn sein«, sagte Robb.
»Und jetzt bist du fünfzehn. Fünfzehn und führst eine Armee in die Schlacht. Kannst du vielleicht verstehen, warum ich mir Sorgen mache, Robb?«
Sein Blick wurde stur. »Es war sonst niemand da.«
»Niemand?«, sagte sie. »Sag, wer waren diese Männer, die ich hier eben noch gesehen habe? Roos Bolton, Rickard Karstark, Galbart und Robert Glauer, der Großjon, Helman Tallhart … jedem von ihnen hättest du das Kommando übertragen können. Gnaden uns die Götter, du hättest sogar Theon schicken können, auch wenn meine Wahl nicht auf ihn gefallen wäre.«
»Sie sind keine Starks«, sagte er.
»Sie sind Männer, Robb, erfahren in der Schlacht. Es ist noch kein Jahr her, dass du mit Holzschwertern gefochten hast.«
Sie bemerkte die Wut in seinem Blick, doch die verflog so schnell, wie sie gekommen war, und plötzlich war er wieder ein Junge. »Ich weiß«, sagte er beschämt. »Willst du … willst du mich zurück nach Winterfell schicken?«
Catelyn seufzte. »Ich sollte es tun. Du hättest nie losziehen dürfen. Aber ich wage es nicht, nicht mehr. Du bist zu weit vorangeschritten. Eines Tages werden dich diese Lords als Lehnsherrn sehen. Wenn ich dich nun fortschicke wie ein Kind, das ohne Abendessen ins Bett muss, werden sie sich daran erinnern und beim Wein darüber lachen. Der Tag wird kommen, an dem es nötig wird, dass sie dich respektieren, sogar ein wenig fürchten. Gelächter ist Gift für die Furcht. Das will ich dir nicht antun, sosehr ich mir wünschte, dass du in Sicherheit wärst.«
»Ich schulde dir Dank, Mutter«, sagte er, und hinter seiner Förmlichkeit war die Erleichterung deutlich herauszuhören.
Sie streckte über den Tisch hinweg die Hand aus und streichelte sein Haar. »Du bist mein Erstgeborener, Robb. Ich muss dich nur ansehen, um mich an den Tag zu erinnern, als du auf diese Welt kamst, rotgesichtig und schreiend. «
Er stand auf, deutlich verlegen ob ihrer Berührung, und ging zum Kamin hinüber. Grauwind rieb den Kopf an seinem Bein. »Du weißt … von Vater?«
»Ja.« Die Berichte über Roberts plötzlichen Tod und Neds Sturz hatten Catelyn mehr Angst gemacht, als sie ausdrücken konnte, doch wollte sie ihren Sohn die Furcht nicht spüren lassen. »Lord Manderly hat es mir bei meiner Landung in Weißwasserhafen erzählt. Hast du irgendwelche Nachricht von deinen Schwestern?«
»Es kam ein Brief«, sagte Robb, während er seinen Schattenwolf unter dem Kinn kraulte. »Auch einer an dich, aber er kam mit meinem nach Winterfell.« Er trat an den Tisch, wühlte zwischen einigen Karten und Papieren herum und kehrte mit zerknülltem Pergament zurück. »Diesen hier hat sie mir geschrieben. Ich habe nicht daran gedacht, dir deinen mitzubringen.«
Etwas in Robbs Stimme beunruhigte sie. Sie strich das Papier glatt und las. Sorge wich Zweifel, dann Zorn und sogar Furcht. »Das ist Cerseis Brief, nicht der deiner Schwester«, sagte sie schließlich. »Die eigentliche Botschaft liegt in dem, was Sansa nicht sagt. All das, wie nett und freundlich die Lennisters sie behandeln … Ich weiß, wie eine Drohung klingt, selbst wenn sie geflüstert wird. Sie haben Sansa als Geisel und wollen sie auch behalten.«
»Da steht kein Wort von Arya«, bemerkte Robb betreten.
»Nein.« Catelyn wollte nicht darüber nachdenken, was das bedeuten mochte, nicht jetzt, nicht hier.
»Ich hatte gehofft … falls du den Gnom noch hättest, ein Tausch der Geiseln …« Er nahm Sansas Brief und zerknüllte ihn in seiner Faust, und daran, wie er es tat, konnte sie sehen, dass es nicht das erste Mal war. »Gibt es Nachricht von der Ehr? Ich habe Tante Lysa geschrieben und um Hilfe gebeten. Hat sie Lord Arryns Verbündete zusammengerufen,
weißt du davon? Kommen die Ritter aus dem Grünen Tal, um sich uns anzuschließen?«
»Nur einer«, sagte sie, »der Beste von ihnen, mein Onkel … aber Brynden Schwarzfisch war vorher ein Tully. Meine Schwester wird sich hinter ihrem Bluttor nicht rühren.«
Das traf Robb schwer. »Mutter, was sollen wir tun? Ich habe diese ganze Armee zusammengerufen, achtzehntausend Mann, aber ich bin nicht … ich bin nicht sicher …« Er sah sie an, mit glänzenden Augen, der stolze,
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