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Das Lied von Eis und Feuer 02 - Das Erbe von Winterfell

Das Lied von Eis und Feuer 02 - Das Erbe von Winterfell

Titel: Das Lied von Eis und Feuer 02 - Das Erbe von Winterfell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R R Martin
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davon, ließ ihnen nur die Wahl, ihm nachzureiten oder zurückzubleiben. Beides war ihm recht, solange sie nicht einen Tag und eine Nacht lang redeten. Das war das Problem mit den Clans. Sie hingen der absurden Vorstellung an, dass jedermanns Stimme im Rat gehört werden solle, daher stritten sie endlos über alles. Selbst ihren Frauen gab man das Wort. Kein Wunder, dass es hundert Jahre her war, seit sie im Grünen Tal, abgesehen von gelegentlichen Überfällen, eine größere Bedrohung dargestellt hatten. Das wollte Tyrion ändern.
    Bronn ritt mit ihm. Hinter ihnen – nach kurzem Murren – folgten die fünf Stammesleute auf ihren kleinwüchsigen Kleppern, knochigen Viechern, die wie Ponys aussahen und Felswände wie Ziegen erklommen.
    Die Felsenkrähen ritten zusammen, und auch Chella und Ulf blieben nahebei, da die Mondbrüder und Schwarzohren eng miteinander verbunden waren. Timett, Sohn des Timett, hielt sich etwas abseits. Jeder Clan in den Bergen des
Mondes fürchtete die Brandmänner, die ihre Haut mit Feuer brandig machten, um ihren Mut zu beweisen und (wie die anderen sagten) bei ihren Festen kleine Kinder grillten. Und selbst die anderen Brandmänner fürchteten Timett, der sich sein linkes Auge selbst mit einem glühend heißen Messer ausgestochen hatte, als er zum Manne wurde. Tyrion vermutete, dass es für einen Jungen üblicher war, sich eine Brustwarze, einen Finger oder (wenn er wirklich mutig war – oder wirklich verrückt) ein Ohr abzuschneiden. Timetts Stammesleute der Brandmänner waren derart verblüfft gewesen, dass er ein Auge gewählt hatte, dass sie ihn prompt zur Roten Hand machten, was so eine Art Kriegsherr zu sein schien.
    »Ich frage mich, was sich ihr König weggebrannt hat«, meinte Tyrion zu Bronn, als er die Geschichte hörte. Grinsend zupfte der Söldner an seinem Schritt … doch in Timetts Nähe hütete selbst Bronn respektvoll seine Zunge. Wenn ein Mann verrückt genug war, sich sein eigenes Auge auszustechen, war es höchst unwahrscheinlich, dass er mit seinen Feinden freundlicher verfuhr.
    Ferne Wachen spähten von Türmen aus unvermörtelten Steinen herab, während der Trupp über die Hügel herabstieg, und einmal sah Tyrion, wie ein Rabe davonflog. Wo sich die Bergstraße zwischen zwei Felsvorsprüngen wand, kamen sie zum ersten Stützpunkt. Ein flacher Erdwall von vier Fuß Höhe versperrte die Straße und ein Dutzend mit Armbrust bemannte Männer die Anhöhe. Tyrion ließ seine Gefolgsleute außer Schussweite warten und ritt allein dem Wall entgegen. »Wer hat hier das Kommando?«, rief er hinauf.
    Der Hauptmann erschien eiligst, und noch eiliger gab er ihnen eine Eskorte, als er den Sohn seines Lords erkannte. Sie trabten an schwarzen Feldern und niedergebrannten Festungen vorbei in die Flusslande und zum Grünen Arm
des Trident hinab. Tyrion sah keine Leichen, dennoch war die Luft von Raben und Aaskrähen erfüllt. Hier hatte es Kämpfe gegeben, vor kurzem erst.
    Eine halbe Stunde vom Kreuzweg entfernt hatte man eine Barrikade aus angespitzten Pfählen errichtet, mit Pikenieren und Bogenschützen bemannt. Dahinter erstreckte sich das Lager bis weit in die Ferne. Dünne Rauchfinger stiegen über Hunderten von Lagerfeuern auf, Männer in Rüstungen saßen unter Bäumen und wetzten ihre Klingen, und vertraute Banner flatterten von Stangen, die man in den schlammigen Boden gerammt hatte.
    Ein Trupp Reiter kam ihnen entgegen, während sie sich den Pfählen näherten. Der Ritter, der sie anführte, trug eine silberne Rüstung mit eingearbeiteten Amethysten und einen gestreiften, rotsilbernen Umhang. Auf seinem Schild war ein Einhorn zu erkennen, und ein Spiralhorn von zwei Fuß Länge ragte an der Stirnseite seines Pferdehelmes auf. Tyrion brachte sein Pferd zum Stehen, um ihn zu begrüßen. »Ser Flement.«
    Ser Flement Brax schob sein Visier nach oben. »Tyrion«, sagte er voller Erstaunen. »Mylord, wir alle fürchteten, Ihr wäret tot, oder …« Unsicher betrachtete er die Stammesleute. »Diese … Eure Begleiter …«
    »Busenfreunde und treue Gefolgsmänner«, antwortete Tyrion. »Wo finde ich meinen Hohen Vater?«
    »Er hat das Gasthaus am Kreuzweg zu seinem Quartier gemacht.«
    Tyrion lachte. Das Gasthaus am Kreuzweg! Vielleicht waren die Götter am Ende doch gerecht. »Ich möchte sofort zu ihm.«
    »Wie Ihr wünscht, Mylord.« Ser Flement riss sein Pferd herum und rief einige Kommandos. Drei Pfahlreihen wurden aus der Erde gezogen, um einen Durchgang zu

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