Das Lied von Eis und Feuer 02 - Das Erbe von Winterfell
Königsmund.«
Das erstaunte Tyrion nun doch. »Meine Schwester, meint
Ihr.« Er nahm noch einen Schluck vom Bier. Das Reich würde sich verändern, wenn Cersei an Stelle ihres Mannes regierte.
»Falls du dich mit dem Gedanken tragen solltest, dich nützlich zu machen, gebe ich dir ein Kommando«, sagte sein Vater. »Marq Peiper und Karyl Vanke sitzen uns im Nacken, plündern unsere Ländereien jenseits des Roten Armes.«
Tyrion schnalzte mit der Zunge. »Eine Frechheit, sich zu wehren. Für gewöhnlich würde ich gern solche Dreistigkeit strafen, Vater, die Wahrheit allerdings ist: Ich habe andernorts dringende Geschäfte zu erledigen.«
»Tatsächlich?« Lord Tywin wirkte nicht erstaunt. »Außerdem machen sich einige von Ned Starks Leuten zum Ärgernis, indem sie meine Nachschublinien überfallen. Beric Dondarrion, ein kleiner, junger Lord im Wahn des Heldenmuts. Er hat diesen fetten Witz von einem Priester bei sich, der gern sein Schwert in Brand setzt. Glaubst du, du wärest in der Lage, mit denen fertigzuwerden, wenn du dich auf den Weg machst? Ohne allzu viel Aufhebens?«
Tyrion wischte seinen Mund mit dem Handrücken und lächelte. »Vater, es wärmt mein Herz, wenn ich daran denke, dass du mir … so viele Soldaten anvertrauen willst. Zwanzig? Fünfzig? Bist du sicher, dass du so viele entbehren kannst? Nun, gleichgültig. Falls ich auf Thoros und Lord Beric stoßen sollte, werde ich ihnen beiden den Hosenboden versohlen.« Er kletterte von seinem Stuhl und watschelte zur Anrichte, wo ein runder, geäderter Käse von Obst umgeben lag. »Vorher allerdings gibt es da noch das eine oder andere Versprechen, das ich selbst einlösen muss«, sagte er, während er einen Keil herausschnitt. »Ich brauche dreitausend Helme und ebenso viele Kettenhemden, dazu Schwerter, Spieße, stählerne Speerspitzen, Keulen, Streitäxte, Panzerhandschuhe, Halsbergen, Beinschienen,
Brustpanzer, Wagen, um das alles zu transportieren …«
Die Tür in seinem Rücken brach mit lautem Krachen auf, so heftig, dass Tyrion fast den Käse fallen ließ. Fluchend sprang Ser Kevan auf, als der Hauptmann der Garde durch den Raum flog und gegen den Kamin prallte. Als er in die Asche sank, sein Löwenhelm schief auf dem Kopf, brach Shagga das Schwert des Mannes auf einem Knie, das dick wie ein Baumstamm war, entzwei, warf die Teile zu Boden und schlurfte in den Schankraum. Sein Gestank ging ihm voraus, reifer als der Käse und im geschlossenen Raum schlicht überwältigend. »Kleiner Rotrock«, knurrte er, »wenn du noch mal deine Klinge gegen Shagga, Sohn des Dolf, ziehst, schneid ich dir deine Männlichkeit ab und röste sie im Feuer.«
»Wie, keine Ziegen?«, fragte Tyrion und nahm ein Stück Käse.
Die anderen Stammesleute folgten Shagga in den Schankraum, unter ihnen Bronn. Der Söldner zuckte reuig mit den Schultern.
»Wer mögt ihr wohl sein?«, fragte Lord Tywin kalt wie Schnee.
»Die sind mir nach Hause gefolgt, Vater«, erklärte Tyrion. »Darf ich sie behalten? Sie fressen nicht viel.«
Niemand lächelte auch nur. »Mit welchem Recht dringt ihr Wilden in unsere Beratungen ein?«, verlangte Ser Kevan zu wissen.
»Wilde, Flachländer?« Conn mochte vielleicht hübsch aussehen, wenn man ihn wusch. »Wir sind freie Männer, und freie Männer nehmen an jedem Kriegsrat teil.«
»Wer von euch ist der Löwenlord?«, fragte Chella.
»Sie sind beide alte Männer«, verkündete Timett, Sohn des Timett, der sein zwanzigstes Jahr erst noch erleben musste.
Ser Kevans Hand ging zum Heft seines Schwertes, doch sein Bruder legte zwei Finger an sein Handgelenk und hielt ihn zurück. Lord Tywin gab sich gelassen. »Tyrion, hast du denn keine Kinderstube mehr? Sei so freundlich, und stell uns unsere … Ehrengäste vor.«
Tyrion leckte sich die Finger. »Mit Vergnügen«, sagte er. »Die blonde Jungfer ist Chella, Tochter des Cheyck von den Schwarzohren.«
»Ich bin keine Jungfer«, protestierte Chella. »Meine Söhne haben schon fünfzig Ohren erbeutet.«
»Mögen sie noch fünfzig weitere erbeuten.« Tyrion watschelte fort von ihr. »Das hier ist Conn, Sohn des Coratt. Shagga, Sohn des Dolf, ist der Mann, der wie Casterlystein mit Haaren aussieht. Sie sind Felsenkrähen. Hier ist Ulf, Sohn des Umar, von den Mondbrüdern, und hier Timett, Sohn des Timett, eine Rote Hand der Brandmänner. Und das ist Bronn, ein Söldner ohne nennenswerten Treueeid. In der kurzen Zeit, die ich ihn kenne, hat er die Seiten bereits zweimal gewechselt. Ihr
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