Das Lied von Eis und Feuer 02 - Das Erbe von Winterfell
Onkel, Söhne. Der rote Priester Thoros von Myr. Lord Beric Dondarrion. Lady Lysa Arryn und ihr Sohn, der kleine Lord Robert. Lord Hoster Tully, sein Bruder Ser Brynden, sein Sohn Ser Edmure, Lord Jason Mallister. Lord Bryk Caron von den Marschen. Lord Tytos Schwarzhain. Lord Walter Frey und sein Erbe Ser Stevron. Lord Karyl Vanke. Lord Jonos Bracken. Lady Shella Whent. Doran Martell, Fürst von Dorne und alle seine Söhne. So viele, dachte sie, während Pycelle immer weiterlas, ein ganzer Schwarm von Raben wird nötig sein, diese Befehle auszusenden.
Und am Ende, fast zum Schluss, kamen die Namen, vor denen sich Sansa gefürchtet hatte. Lady Catelyn Stark. Robb Stark. Brandon Stark, Rickon Stark, Arya Stark. Sansa verschluckte ein Stöhnen. Arya. Sie wollten, dass Arya erschien und einen Eid ablegte … dies konnte nur bedeuten, dass ihre Schwester mit der Galeere geflohen war und sich inzwischen auf Winterfell in Sicherheit befand …
Großmaester Pycelle rollte die Liste auf, stopfte sie in seinen linken Ärmel und zog ein anderes Pergament aus dem rechten. Er räusperte sich und begann von neuem. »Es ist der Wunsch und Wille Seiner Majestät, dass Tywin Lennister, Lord über Casterlystein und Hüter des Westens, anstelle des Hochverräters Eddard Stark das Amt der Hand des Königs einnimmt, mit seiner Stimme spricht, seine Armeen gegen Feinde führt und seinem königlichen Willen entspricht. Solches hat der König erlassen. Der Kleine Rat stimmt damit überein.
Es ist der Wunsch und Wille Seiner Majestät, dass anstelle des Hochverräters Stannis Baratheon seine Hohe Mutter, die Königinregentin Cersei Lennister, die stets seine treueste Stütze war, einen Platz im Kleinen Rat erhält, damit sie ihm helfe, weise und gerecht zu regieren. Solches hat
der König erlassen. Der Kleine Rat stimmt damit überein. «
Sansa hörte leises Murmeln von den Lords um sie herum, doch wurde es schnell wieder still. Pycelle fuhr fort.
»Weiterhin ist es der Wunsch und Wille Seiner Majestät, dass sein getreuer Diener Janos Slynt, Hauptmann der Stadtwache von Königsmund, mit sofortiger Wirkung in den Stand eines Lords erhoben wird, dass man ihm den alten Herrensitz von Harrenhal mit allen Ländereien und Einkommen überträgt und dass seine Söhne und Enkel diese Ehren bis ans Ende aller Zeiten innehaben sollen. Darüber hinaus lautet sein Befehl, dass Lord Slynt einen Sitz im Kleinen Rat erhält, um bei der Führung des Reiches zu helfen. Der Kleine Rat stimmt damit überein.«
Sansa nahm eine Bewegung aus den Augenwinkeln wahr. Janos Slynt trat ein. Diesmal war das Gemurmel lauter und wütender. Stolze Lords, deren Häuser Tausende von Jahren zurückreichten, machten dem halbwegs kahlen, froschgesichtigen Bürgerlichen nur widerwillig Platz, als er an ihnen vorbeimarschierte. Goldene Schuppen waren auf den schwarzen Samt seines Wamses genäht und klingelten bei jedem Schritt. Sein Umhang war aus schwarz-gold kariertem Satin. Zwei hässliche Burschen, die wohl seine Söhne sein mussten, liefen ihm voraus, kämpften – groß, wie sie waren – mit dem Gewicht eines schweren Metallschildes. Als Wappen hatte er einen blutigen Speer gewählt, golden auf nachtschwarzem Grund. Der bloße Anblick jagte Sansa eine Gänsehaut über die Arme.
Als Lord Slynt seinen Platz einnahm, fuhr Großmaester Pycelle fort: »Schließlich, in diesen Zeiten von Verrat und Aufruhr, nachdem unser geliebter Robert nun tot ist, neigt der Rat zur Ansicht, dass das Leben und die Sicherheit König Joffreys von allerhöchster Bedeutung ist …« Er sah zur Königin hinüber.
Cersei stand auf. »Ser Barristan Selmy, tretet vor.«
Ser Barristan hatte am Fuß des Eisernen Thrones gestanden, still wie eine Statue, doch nun sank er auf ein Knie und neigte den Kopf. »Majestät, ich stehe zu Eurer Verfügung. «
»Erhebt Euch, Ser Barristan«, sagte Cersei Lennister. »Ihr dürft Euren Helm abnehmen.«
»Mylady?« Stehend nahm der alte Ritter seinen hohen, weißen Helm ab, obwohl er nicht verstand, wieso.
»Ihr habt dem Reich lang und treu gedient, guter Herr, und jeder Mann und jede Frau in den Sieben Königslanden schuldet Euch Dank. Doch fürchte ich, dass Eure Dienste nun ein Ende finden. Es ist der Wunsch des Königs und des Rates, dass Ihr Eure schwere Bürde ablegt.«
»Meine … Bürde? Ich … ich verstehe nicht …«
Der neu ernannte Lord Janos Slynt meldete sich zu Wort mit schwerer, schroffer Stimme. »Ihre Majestät versucht Euch
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