Das Lied von Eis und Feuer 04 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 04 - A Clash of Kings (Pages 332-728)
verscheuchten die morbiden Gedanken aus ihrem Kopf. Ser Desmonds Knappe kam keuchend hereingestürzt und kniete nieder. »Mylady … Lennisters … jenseits des Flusses.«
»Hol erst einmal tief Luft, Junge, und erzähl es mir eins nach dem anderen.«
Er gehorchte. »Eine Kolonne von Männern, in voller Rüstung«, berichtete er. »Auf der anderen Seite des Roten Arms. Sie führen das purpurne Einhorn unter dem Löwen der Lennisters. «
Irgendein Sohn von Lord Brax. Brax war in ihrer Kindheit einmal nach Schnellwasser gekommen, um eine Heirat zwischen einem seiner Söhne und ihr oder Lysa vorzuschlagen. Sie fragte sich, ob nun dort draußen der gleiche Sohn den Angriff führte.
Die Lennisters waren von Südosten gekommen, erklärte Ser Desmond ihr, als sie zum Wehrgang hinaufstieg und sich zu ihm gesellte. »Ein paar Vorreiter, mehr nicht«, versicherte er ihr. »Die Hauptmacht von Lord Tywins Heer befindet sich im Süden. Hier droht uns keine Gefahr.«
Südlich des Roten Arms erstreckte sich das Land offen und flach. Vom Wachturm aus konnte Catelyn meilenweit sehen. Trotzdem war nur die nächste Furt zu erkennen. Deren Verteidigung hatte Edmure Lord Jason Mallister anvertraut, ebenso die der drei, die weiter flussaufwärts lagen. Die Reiter der Lennisters ritten unentschlossen am Wasser auf und ab. Ihre scharlachroten und silbernen Banner flatterten im Wind. »Höchstens fünfzig, Mylady«, schätzte Ser Desmond.
Catelyn beobachtete, wie die Reiter eine lange Front bildeten. Lord Jasons Männer erwarteten sie hinter Felsen und Gras und kleinen Hügeln. Ein Trompetenstoß war das Signal, auf welches hin die Reiter in schwerfälligem Schritt vordrangen und spritzend in den Fluss ritten. Einen Augenblick lang boten sie einen prächtigen Anblick mit ihren hellen Rüstungen und wehenden Bannern und den Lanzenspitzen, die in der Sonne blitzten.
»Jetzt!« , hörte sie Brienne murmeln.
Es war schwer zu erkennen, was geschah, doch das Wiehern der Pferde erschien selbst auf diese Entfernung laut, und Catelyn hörte das schwache Klirren von Stahl. Ein Banner verschwand plötzlich, als sein Träger fiel, und bald darauf trieben die ersten Toten im Strom an den Mauern vorbei. Inzwischen hatten sich die Lennisters in heilloser Verwirrung zurückgezogen. Catelyn beobachtete, wie sie sich neu formierten, kurz beratschlagten und daraufhin in die Richtung davongaloppierten, aus der sie gekommen waren. Die Männer auf den Mauern riefen ihnen höhnische Beschimpfungen nach, obwohl sie viel zu weit entfernt waren, um es zu hören.
Ser Desmond klopfte sich auf den Bauch. »Ich wünschte, Lord Hoster hätte das sehen können. Er hätte vor Freude getanzt. «
»Die Tage, in denen mein Vater tanzte, sind lange vorbei, fürchte ich«, erwiderte Catelyn, »und dieser Kampf hat gerade erst begonnen. Die Lennisters werden zurückkommen.
Lord Tywin hat doppelt so viele Männer wie mein Bruder.«
»Er könnte zehn Mal so viele haben, und es würde nichts ändern«, sagte Ser Desmond. »Das Westufer des Roten Arms ist höher als das östliche, Mylady, und außerdem bewaldet. Unsere Bogenschützen finden dort genug Deckung und haben gleichzeitig freies Schussfeld … und sollte es eine Bresche geben, hält Edmure seine besten Ritter in Reserve, damit sie überall dort einspringen können, wo sie am dringendsten gebraucht werden. Der Fluss wird die Lennisters zurückhalten.«
»Ich bete, dass Ihr Recht habt«, antwortete Catelyn ernst.
In der Nacht kamen sie wieder. Catelyn hatte befohlen, sie sofort zu wecken, falls der Feind erneut auftauchte, und eine ganze Weile nach Mitternacht rüttelte sie ein Zimmermädchen leicht an der Schulter. Sofort saß Catelyn aufrecht im Bett.
»Was gibt es?«
»Sie sind wieder an der Furt, Mylady.«
In ihren Morgenmantel gehüllt stieg Catelyn zum Dach des Bergfrieds hinauf. Von dort aus konnte sie über die Mauern und den vom Mond beleuchteten Fluss hinwegschauen bis zur Furt, wo der Kampf tobte. Die Verteidiger hatten entlang des Ufers Wachfeuer angezündet, und deshalb glaubten die Lennisters vielleicht, den Gegner nachtblind oder unaufmerksam vorzufinden. Falls diese Annahme stimmte, war sie eine Torheit. Die Dunkelheit war allenfalls ein unzuverlässiger Verbündeter. Während sie durch den Fluss wateten, traten Männer in verborgene tiefe Löcher und versanken laut platschend, während andere über Steine stolperten oder sich in den Fußangeln verfingen. Mallisters Bogenschützen schickten
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