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Das Lied von Eis und Feuer 04 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 04 - A Clash of Kings (Pages 332-728)

Das Lied von Eis und Feuer 04 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 04 - A Clash of Kings (Pages 332-728)

Titel: Das Lied von Eis und Feuer 04 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 04 - A Clash of Kings (Pages 332-728) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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unaufhörlich durch die Berge blies. Wenn Jon schlief, träumte er nicht; nicht von Wölfen, nicht von seinen Brüdern. Überhaupt nicht. Hier oben können nicht einmal Träume leben, dachte er.
    »Ist dein Schwert scharf, Jon Schnee?«, fragte Qhorin Halbhand über das flackernde Feuer hinweg.
    »Mein Schwert ist aus valyrischem Stahl. Der Alte Bär hat es mir geschenkt.«
    »Erinnerst du dich noch an die Worte deines Gelübdes?«
    »Ja.« Solche Worte vergaß man nicht. Einmal gesagt, konnte man sie niemals zurücknehmen. Sie veränderten das Leben für immer.
    »Sprich sie zusammen mit mir, Jon Schnee.«
    »Wenn Ihr wollt.« Ihre Stimmen vermischten sich unter dem aufgehenden Mond zu einer einzigen, während Geist lauschte und sich die Berge als Zeugen anboten. »Die Nacht sinkt herab, und meine Wacht beginnt. Sie soll nicht enden vor meinem Tod. Ich will mir keine Frau nehmen, kein Land besitzen, keine Kinder zeugen. Ich will keine Kronen tragen
und auch keinen Ruhm begehren. Ich will auf meinem Posten leben und sterben. Ich bin das Schwert in der Dunkelheit. Ich bin der Wächter auf den Mauern. Ich bin das Feuer, das gegen die Kälte brennt, das Licht, das den Morgen bringt, das Horn, das die Schläfer weckt, der Schild, der die Reiche der Menschen schützt. Ich widme mein Leben und meine Ehre der Nachtwache, in dieser Nacht und in allen Nächten, die da noch kommen werden.«
    Nachdem sie geendet hatten, war kein Laut zu hören außer dem leisen Knistern der Flammen und dem fernen Säuseln des Windes. Jon ballte die verbrannten Finger zur Faust und öffnete sie wieder, bewahrte die Worte im Sinn und betete, dass ihm die Götter seines Vaters die Kraft geben mochten, tapfer zu sterben, wenn seine Stunde gekommen wäre. Lange konnte es nicht mehr dauern. Die Pferde waren am Ende. Qhorins Tier würde den nächsten Tag vermutlich nicht überstehen.
    Inzwischen war das Holz heruntergebrannt, und die Wärme ließ nach. »Bald wird das Feuer erlöschen«, sagte Qhorin, »doch sollte die Mauer jemals fallen, werden alle Feuer ausgehen.«
    Darauf wusste Jon nichts zu antworten. Er nickte.
    »Vielleicht werden wir ihnen entkommen«, sagte der Grenzer. »Vielleicht auch nicht.«
    »Ich fürchte mich nicht vor dem Tod.« Das war nur halb gelogen.
    »Möglicherweise wird es nicht so leicht für dich werden, Jon.«
    Er verstand nicht. »Was meint Ihr damit?«
    »Wenn sie uns erwischen, musst du dich ergeben.«
    »Ergeben?« Er blinzelte ungläubig. Die Wildlinge nahmen die Männer, die sie Krähen nannten, nicht gefangen. Sie töteten sie, es sei denn … »Sie verschonen nur Eidbrüchige. Die, die sich ihnen anschließen, wie Manke Rayder.«
    »Und wie dich.«

    »Nein.« Er schüttelte den Kopf. »Niemals. Bestimmt nicht.«
    »Doch. Ich befehle es dir.«
    »Ihr befehlt es mir? Aber …«
    »Unsere Ehre bedeutet uns nicht mehr als das Leben, solange es um die Sicherheit des Reiches geht. Bist du ein Mann der Nachtwache?«
    »Ja, aber …«
    »Kein Aber , Jon Schnee. Entweder bist du einer oder nicht.«
    Jon richtete sich auf. »Ich bin ein Mann der Nachtwache. «
    »Dann hör mir zu. Wenn wir angegriffen werden, wirst du dich ihnen anschließen, ganz so, wie dich das Wildlingsmädchen gedrängt hat. Sie werden vielleicht von dir verlangen, deinen Mantel zu zerschneiden, bestimmt wirst du einen Eid beim Grabe deines Vaters schwören und deine Brüder und den Lord Kommandanten verfluchen müssen. Du wirst tun, was sie von dir verlangen … doch im Herzen wirst du nicht vergessen, wer und was du bist. Reite mit ihnen, iss mit ihnen, kämpfe mit ihnen, solange es nötig ist. Und beobachte.«
    »Auf was soll ich achten?«
    »Wenn ich das wüsste«, sagte Qhorin. »Dein Wolf hat sie im Tal des Milchwasser graben gesehen. Was suchen sie an einem so öden, fernen Ort? Haben sie es schon gefunden? Das musst du in Erfahrung bringen, ehe du zu Lord Mormont und deinen Brüdern zurückkehrst. Diese Pflicht erlege ich dir auf, Jon Schnee.«
    »Ich werde tun, was Ihr sagt«, antwortete Jon widerwillig, »aber … Ihr werdet es ihnen sagen, nicht? Dem Alten Bären wenigstens? Ihr werdet ihm erzählen, dass ich mein Gelübde nicht gebrochen habe.«
    Qhorin Halbhand blickte ihn über das Feuer hinweg an, wobei seine Augen in tiefen Schatten verschwanden. »Wenn ich ihn wiedertreffe, werde ich es ihm sagen. Das schwöre
ich.« Er deutete auf das Feuer. »Hol noch etwas Holz. Ich möchte es hell und warm haben.«
    Jon ging los, schnitt weitere

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