Das Lied von Eis und Feuer 04 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 04 - A Clash of Kings (Pages 332-728)
durchbohrt. Ser Rubert Brax ist ebenfalls tot, und auch Ser Lymond Vikary, Lord Rallenhall und Lord Jast. Ein weiteres halbes Hundert wurde gefangen genommen, darunter Jasts Söhne und mein Neffe Martyn Lennister. Die, die überlebt haben, haben diese wilden Märchen verbreitet, dass die Götter des Nordens an der Seite Eures Bruders marschieren.«
»Dann … dann war gar keine Zauberei im Spiel?«
Lennister schnaubte. »Zauberei ist die Soße, die Dummköpfe über ihre Fehler gießen, um damit den Geschmack ihrer Unfähigkeit zu überdecken. Mein schafsköpfiger Onkel hatte anscheinend nicht einmal Wachposten aufgestellt. Sein Heer bestand aus einfachen Leuten – Lehrlingen, Minenarbeitern, Landarbeitern, Fischern und dem Abschaum
von Lennishort. Das einzige Geheimnis ist, wie Euer Bruder ihn erreichen konnte. Unsere Streitkräfte halten die Festung am Goldzahn noch immer, und sie schwören, dort sei er nicht entlanggekommen.« Der Zwerg zuckte gereizt die Achseln. »Nun, mit Robb Stark soll sich mein Vater herumplagen. Und ich mich mit Joffrey. Sagt mir, was empfindet Ihr für meinen königlichen Neffen?«
»Ich liebe ihn von ganzem Herzen«, erwiderte Sansa sofort.
»Wirklich?« Er klang kaum überzeugt. »Sogar jetzt noch?«
»Meine Liebe für Seine Gnaden ist größer als je zuvor.«
Der Gnom lachte laut. »Nun, da hat Euch jemand beigebracht, sehr gut zu lügen. Eines Tages werdet Ihr dafür dankbar sein, Kind. Ihr seid doch noch ein Kind, oder? Oder seid Ihr bereits zur Jungfrau erblüht?«
Sansa errötete. Die Frage war unverschämt, doch gegenüber der Schande, vor der halben Burg entblößt zu werden, war sie nichts. »Nein, Mylord.«
»Das ist gut. Falls es Euch tröstet, ich beabsichtige nicht, Euch jemals mit Joffrey zu vermählen. Keine Heirat, fürchte ich, kann nach allem, was geschehen ist, die Starks und Lennisters wieder versöhnen. Zu schade auch. Diese Verbindung gehörte zu König Roberts besseren Einfällen, allerdings hat Joffrey die Sache gründlich verdorben.«
Sie wusste, dass sie darauf etwas antworten sollte, doch die Worte blieben ihr im Hals stecken.
»Ihr seid auf einmal so still«, merkte Tyrion Lennister an. »Ist es das, was Ihr wünscht? Ein Ende Eures Verlöbnisses?«
»Ich …« Noch immer wusste sie nicht, was sie sagen sollte. Ist das eine List? Wird er mich bestrafen, wenn ich die Wahrheit sage? Sie betrachtete die vorgewölbten Brauen des Zwergs, das harte schwarze und das scharfsinnige grüne Auge, die schiefen Zähne und den drahtigen Bart. »Ich will nur treu sein.«
»Treu«, wiederholte der Zwerg nachdenklich, »und weit von den Lennisters entfernt. Ich kann es Euch nicht verübeln. Als ich in Eurem Alter war, wollte ich das Gleiche.« Er lächelte. »Wie mir zu Ohren kam, besucht Ihr jeden Tag den Götterhain. Wofür betet Sansa?«
Ich bete für Robbs Sieg und Joffreys Tod … und dafür, dass ich nach Hause darf. Nach Winterfell. »Ich bete für ein Ende der Kämpfe.«
»Das werden wir bald erreicht haben. Zwischen Eurem Bruder Robb und meinem Hohen Vater wird es noch eine weitere Schlacht geben, mit der die Angelegenheit entschieden wird.«
Robb wird ihn besiegen, dachte Sansa. Er hat Euren Onkel und Euren Bruder geschlagen, und er wird auch Euren Vater schlagen.
Es war, als wäre ihr Gesicht ein aufgeschlagenes Buch, so einfach konnte der Zwerg ihre Hoffnungen davon ablesen. »Setzt nicht zu sehr auf Ochsenfurt, Mylady«, warnte er sie, wenngleich nicht in unfreundlichem Ton. »Eine Schlacht macht noch keinen Krieg, und mein Hoher Vater ist gewisslich nicht mit meinem Onkel Steffert zu vergleichen. Bei Eurem nächsten Besuch im Götterhain betet dafür, dass Euer Bruder die Weisheit besitzt, das Knie zu beugen. Sobald der Norden sich wieder dem Frieden des Königs fügt, beabsichtige ich Euch heimzuschicken.« Er hüpfte von der Fensterbank. »Ihr könnt heute Nacht hier schlafen. Ich werde Euch einige meiner eigenen Männer als Wache abtreten, ein paar Felsenkrähen vielleicht …«
»Nein«, entfuhr es Sansa. Wenn sie im Turm der Hand eingesperrt war und von den Männern des Zwerges bewacht wurde, wie sollte Ser Dontos ihr jemals zur Freiheit verhelfen?
»Würdet Ihr die Schwarzohren bevorzugen? Ich gebe Euch Chella, wenn Ihr Euch in Gegenwart einer Frau wohler fühlt?«
»Bitte, nein, Mylord, die Wildlinge machen mir Angst.«
Er grinste. »Mir auch. Aber besser noch, sie machen Joffrey und diesen hinterhältigen Vipern und
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