Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Lied von Eis und Feuer 04 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 04 - A Clash of Kings (Pages 332-728)

Das Lied von Eis und Feuer 04 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 04 - A Clash of Kings (Pages 332-728)

Titel: Das Lied von Eis und Feuer 04 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 04 - A Clash of Kings (Pages 332-728) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
Vom Netzwerk:
ihr das?«
    Grenn starrte ihn mit großen Augen an, doch der Schwermütige Edd erwiderte: »Was ich rieche, ist die Scheiße von zweihundert Pferden. Und den Eintopf. Der einen ganz ähnlichen Geruch hat, jetzt, wo ich’s recht bedenke.«
    »Ich habe deinen ähnlichen Geruch hier.« Hake tätschelte seinen Dolch. Knurrend füllte er Jons Schüssel aus dem Topf.
    Der Eintopf bestand größtenteils aus Gerste, Karotten und Zwiebeln, mit denen ein paar Stückchen Salzfleisch weich gekocht worden waren.
    »Was hast du denn gerochen, Dywen?«, fragte Grenn.
    Der Waldläufer lutschte an seinem Löffel herum. Er hatte seine Zähne herausgenommen. Sein Gesicht war lederig und runzlig, seine Hände knorrig wie alte Wurzeln. »Es riecht nach … nun … Kälte.«
    »Dein Kopf ist genauso aus Holz wie deine Zähne«, wies ihn Hake zurecht. »Kälte hat keinen Geruch.«
    Doch, hat sie, dachte Jon und erinnerte sich an die Nacht im Zimmer des Lord Kommandanten. Sie riecht wie der Tod. Plötzlich war ihm der Appetit vergangen. Er reichte sein Essen Grenn, der aussah, als könne er eine zusätzliche Portion gut gebrauchen, um die Kälte der Nacht zu überstehen.
    Der Wind wehte heftig, als er das Feuer verließ. Am Morgen würde Reif den Boden bedecken, und die Zeltleinen würden steif gefroren sein. Ein Rest gewürzter Wein war noch im
Topf. Jon legte Holz nach und wärmte ihn wieder auf. Während er wartete, spreizte er die Finger und ballte sie wieder zur Faust, bis die Hand kribbelte. Die erste Wache hatte ihre Posten rund um das Lager eingenommen. Entlang der Ringmauer flackerten Fackeln. Es war eine mondlose Nacht, doch über Jon strahlten tausend Sterne.
    Aus der Ferne hörte er das leise, doch unverkennbare Heulen von Wölfen. Ihre Stimmen hoben und senkten sich zu einem kalten und einsamen Lied. Jons Nackenhaare stellten sich auf. Jenseits des Feuers starrten ihn zwei rote Augen aus dem Schatten an. Das Licht der Flammen ließ sie glühen.
    »Geist«, hauchte Jon überrascht. »Bist du doch noch reingekommen, he?« Oft jagte der weiße Wolf die ganze Nacht lang; Jon hatte ihn nicht vor Tagesanbruch erwartet. »War die Jagd so schlecht?«, fragte er. »Hierher. Zu mir, Geist.«
    Der Schattenwolf umkreiste das Feuer, schnüffelte an Jon, schnüffelte am Wind, kam jedoch nicht zur Ruhe. Er schien nicht unbedingt auf Fleisch aus zu sein. Als die Toten auferstanden, hat Geist es gewusst. Er hat mich geweckt und gewarnt. Erschrocken stand er auf. »Ist dort draußen etwas? Geist, hast du etwas gewittert?« Dywen hatte gesagt, er rieche Kälte.
    Der Schattenwolf sprang davon, blieb stehen, blickte sich um. Ich soll ihm folgen. Jon zog sich die Kapuze über und verließ die Zelte und die Wärme seines Feuers. Er ging an den Reihen der kleinen zähen Pferde entlang. Eines der Tiere wieherte nervös, als Geist vorbeitrottete. Jon besänftigte es mit einem Wort und streichelte ihm kurz das Maul. Er konnte den Wind hören, der durch die Spalten in den Steinen pfiff, während sie sich der Ringmauer näherten. Eine Stimme rief ihn an. Jon trat ins Licht der Fackel. »Ich soll Wasser für den Lord Kommandanten holen.«
    »Dann geh schon«, sagte die Wache, »und beeil dich.« Der Mann hatte sich wegen des Windes tief in seinen schwarzen Umhang gehüllt und sah gar nicht erst nach, ob Jon einen Eimer hatte.

    Jon schlüpfte seitlich zwischen zwei gespitzten Pfählen hindurch, während Geist unter ihnen hindurchkroch. Jemand hatte eine Fackel in den Mauerspalt gesteckt, deren Flammen wie orangefarbene Banner wehten, wenn ein Windstoß sie erfasste. Jon zog sie heraus und stieg durch die Lücke zwischen den Steinen. Geist schoss den Hügel hinunter. Langsamer folgte ihm Jon und hielt die Fackel vor sich. Die Geräusche des Lagers blieben hinter ihm zurück. Die Nacht war schwarz, der Hang steil, steinig und uneben. Ein Moment der Unachtsamkeit konnte ihm einen gebrochenen Knöchel oder einen gebrochenen Hals … bescheren. Was mache ich hier eigentlich?, fragte er sich, als er sich den Weg nach unten ertastete.
    Die Bäume standen unter ihm wie Krieger, gerüstet in Rinde und Laub, die in schweigenden Reihen darauf warteten, dass der Befehl zum Sturm auf den Hügel ertönte. Schwarz erschienen sie … nur wenn das Fackellicht auf sie fiel, erhaschte Jon einen Blick auf etwas Grün. Leise rauschte irgendwo Wasser über Steine. Geist verschwand im Unterholz. Jon folgte ihm mühsam und lauschte auf den Ruf des Baches und das Seufzen der

Weitere Kostenlose Bücher