Das Lied von Eis und Feuer 04 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 04 - A Clash of Kings (Pages 332-728)
sagst, aber ich bin in Lord Graufreuds Diensten alt geworden. Die Sänger nennen jetzt Andrik den Besten. Andrik den Ernsten nennen sie ihn. Ein Hüne von einem Mann. Er dient Lord Drumm von Alt Wiek. Und der Schwarze Lorren und Qarl die Jungfrau sind fast genauso Furcht einflößend.«
»Dieser Andrik ist vielleicht ein guter Kämpfer, aber die Männer fürchten ihn lange nicht so sehr wie dich.«
»Ja, das stimmt«, antwortete Dagmer. Die Finger, die das Trinkhorn hielten, waren schwer beladen mit Ringen aus Gold, Silber und Bronze, die mit riesigen Saphiren, Granaten und Drachenglas besetzt waren. Für jeden Einzelnen davon hatte er den eisernen Preis bezahlt, das wusste Theon.
»Wenn ich einen Mann wie dich in meinen Diensten hätte, würde ich seine Zeit nicht mit diesen Kindereien wie Plündern und Brandschatzen verschwenden. Das ist keine Arbeit für Lord Balons besten Mann …«
Dagmers Lächeln zog seine Lippen auseinander und entblößte die braunen Zahnstümpfe. »Und auch nicht für seinen Sohn?« Er johlte. »Ich kenne dich zu gut, Theon. Ich habe zugeschaut, wie du Laufen gelernt hast und habe dir deinen ersten Bogen gehalten. Wenn sich hier jemand unterschätzt fühlt, dann nicht ich.«
»Dem Recht nach hätte mir das Kommando meiner Schwester zugestanden«, räumte er ein und fühlte sich unbehaglich, da ihm klar war, wie kleinlich sich das anhörte.
»Du nimmst diese ganze Sache zu ernst, Junge. Dein Hoher
Vater kennt dich einfach nicht. Nachdem deine Brüder gefallen waren und du von den Wölfen entführt wurdest, war deine Schwester sein einziger Trost. Er hat gelernt, sich auf sie zu verlassen, und sie hat ihn niemals enttäuscht.«
»Ich auch nicht. Die Starks wussten um meinen Wert. Ich habe zu Brynden Schwarzfischs ausgewählten Kundschaftern gehört, und ich habe im Wisperwald in der ersten Reihe gekämpft. Beinahe hätte ich mit dem Königsmörder selbst die Klingen gekreuzt.« Theon hielt seine Hände zwei Fuß weit auseinander. »Daryn Hornwald hat sich zwischen uns gedrängt und dafür mit dem Leben bezahlt.«
»Warum erzählst du mir das?«, fragte Dagmer. »Ich war es, der dir dein erstes Schwert in die Hand gedrückt hat. Ich weiß, dass du kein Feigling bist.«
»Und mein Vater?«
Der ergraute Krieger sah aus, als habe er auf etwas gebissen, das ihm ganz und gar nicht schmeckte. »Es ist doch nur … Theon, der junge Wolf ist dein Freund, und diese Starks hatten dich zehn Jahre lang in ihren Händen.«
»Ich bin kein Stark.« Dafür hat Lord Eddard gesorgt. »Ich bin ein Graufreud, und ich will der Erbe meines Vaters sein. Wie kann ich das erreichen, wenn ich mich nicht mit einer großen Tat beweise?«
»Du bist jung. Es wird noch andere Kriege geben, und da wirst du deine Großtaten vollbringen. Im Augenblick haben wir Befehl, die Steinige Küste zu plündern.«
»Soll das doch mein Onkel Aeron erledigen. Gebt ihm sechs Schiffe, alle außer der Gischttrinker und der Seehure, und er kann zu Ehren seines Gottes die ganze Küste niederbrennen. «
»Der Befehl wurde dir erteilt, nicht Aeron Feuchthaar.«
»Was macht das schon für einen Unterschied, solange nur geplündert wird? Keinem Priester würde das gelingen, was ich zu tun beabsichtige und worum ich Euch bitte. Ich habe etwas vor, das nur Dagmer Spaltkinn vollbringen kann.«
Dagmer trank einen großen Schluck Bier. »Na, dann erzähl mal.«
Er ist interessiert , dachte Theon. Dieses Brandschatzen bereitet ihm auch keine Freude. »Wenn meine Schwester eine Burg einnehmen kann, kann ich das auch.«
»Asha hat vier oder fünf Mal so viele Männer.«
Theon gestattete sich ein verschlagenes Lächeln. »Aber wir haben vier Mal so viel Verstand und fünf Mal so viel Mut.«
»Dein Vater …«
»… wird mir dankbar sein, wenn ich ihm sein Königreich übergebe. Ich habe etwas vor, über das die Harfenspieler noch in tausend Jahren singen werden.«
Damit konnte er Dagmer ködern. Ein Sänger hatte ein Lied über die Axt verfasst, die Dagmer das Kinn gespalten hatte, und der alte Mann hörte es nur allzu gern. Wann immer er betrunken war, wollte er ein Lied hören, einen lauten und stürmischen Vers, der von toten Helden und tapferen Taten berichtete. Sein Haar ist weiß, seine Zähne sind verfault, aber für den Ruhm ist er noch immer zu haben.
»Und welche Rolle spiele ich in deinem Plan, Junge?«, fragte Dagmer Spaltkinn nach langer Pause, und Theon wusste, dass er gewonnen hatte.
»Furcht in die Herzen der Feinde
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