Das Lied von Eis und Feuer 05 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 05 - A Storm of Swords. Book Three of A Song of Ice and Fire (1)
hätte gern geweint, doch ihr waren keine Tränen geblieben. Die toten Jungen waren blass von der langen Gefangenschaft, und beide waren von Natur aus hellhäutig gewesen; das Blut hob sich schockierend rot von der weißen glatten Haut ab, ein unerträglicher Anblick. Werden sie Sansa nackt vor den Eisernen Thron legen, nachdem sie sie getötet haben? Wird ihre Haut auch so weiß, ihr Blut so rot erscheinen ? Von draußen hörte man das unablässige Rauschen des Regens und das ruhelose Heulen eines Wolfes.
Ihr Bruder Edmure stand zu Robbs Rechten; sein Gesicht war vom Schlaf verquollen, und er stützte sich auf den Stuhl seines Vaters. Man hatte ihn ebenso wie Catelyn geweckt, indem man mitten in rabenschwarzer Nacht an seine Tür pochte und ihn grob aus den Träumen riss. Hast du schön geträumt, Bruder? Hast du von Sonne und Lachen und Mädchenküssen geträumt? Ich bete darum, dass es so ist . Ihre Träume dagegen waren dunkel und voller Schrecken gewesen.
Robbs Hauptmänner und Lords standen in der Halle, manche in Rüstung und bewaffnet, andere zerzaust und lediglich halb bekleidet. Ser Raynald und sein Onkel Ser Rolph gehörten zu ihnen, seiner Königin jedoch hatte Robb diesen hässlichen Anblick erspart. Hochklipp ist nicht weit von Casterlystein entfernt, erinnerte sich Catelyn. vielleicht hat Jeyne als Kind mit diesen beiden Jungen gespielt.
Erneut betrachtete sie die Leichen der Knappen Tion Frey und Willem Lennister und wartete, dass ihr Sohn das Wort ergriff.
Es dauerte sehr lange, ehe Robb den Blick von den blutigen Toten hob. »Kleinjon«, sagte er, »sagt Eurem Vater, er möge sie hereinführen.« Wortlos drehte sich Kleinjon Umber um und gehorchte, wobei seine Schritte in der großen Steinhalle widerhallten.
Während der Großjon die Häftlinge durch die Türen hereinführte,
bemerkte Catelyn, wie die anderen Männer im Raum zurückwichen, als könnte Hochverrat durch eine Berührung, einen Blick, ein Husten ansteckend sein. Die Häscher und ihre Gefangenen sahen sich sehr ähnlich ... große Männer, allesamt mit dichtem Bart und langem Haar. Zwei der Männer des Großjons und drei der Gefangenen waren verwundet. Nur daran, dass einige Spieße hielten und die Scheiden der anderen leer an den Gürteln hingen, konnte man sie unterscheiden. Alle trugen Haubergen oder Kettenhemden, schwere Stiefel und dicke Mäntel, manche aus Wolle, andere aus Fell. Der Norden ist hart und kalt und kennt keine Gnade, hatte Ned ihr gesagt, als sie vor tausend Jahren zum ersten Mal nach Winterfell gekommen war.
»Fünf«, sagte Robb, als die Gefangenen nass und schweigend vor ihm standen. »Sind das alle?«
»Sie waren zu acht«, knurrte der Großjon. »Zwei haben wir getötet, als wir sie ergriffen haben, ein Dritter stirbt gerade.«
Robb betrachtete die Gesichter der Gefangenen. »Ihr habt acht Mann gebraucht, um zwei unbewaffnete Knappen zu töten?«
Edmure Tully ergriff das Wort. »Sie haben auch zwei meiner Männer ermordet, um in den Turm zu gelangen. Delp und Ewald.«
»Es war kein Mord, Ser«, sagte Lord Rickard Karstark, den das Seil um seine Handgelenke nicht mehr zu stören schien als das Blut, das von seinem Gesicht tropfte. »Jeder Mann, der sich zwischen einen Vater und seine Vergeltung stellt, bittet gewissermaßen um den Tod.«
Seine Worte klangen so scharf und grausam wie der Schlag einer Kriegstrommel in Catelyns Ohren. Ihre Kehle war knochentrocken. Ich habe das hier zu verantworten. Diese beiden Jungen sind gestorben, damit meine Töchter überleben können.
»Ich habe Eure Söhne in jener Nacht im Wisperwald sterben sehen«, erklärte Robb Lord Karstark. »Tion Frey hat Torrhen nicht getötet. Willem Lennister hat Eddard nicht erschlagen.
Wieso nennt Ihr dies Vergeltung? Es war Torheit und blutiger Mord. Eure Söhne sind ehrenhaft auf dem Schlachtfeld gestorben, mit Schwertern in den Händen.«
»Sie sind gestorben «, erwiderte Rickard Karstark und wich keinen Zollbreit zurück. »Der Königsmörder hat sie niedergemacht. Diese beiden stammten aus seiner Sippschaft. Nur mit Blut kann man für Blut zahlen.«
»Mit dem Blut von Kindern?« Robb zeigte auf die Leichen. »Wie alt waren sie? Zwölf, dreizehn? Knappen .«
»In jeder Schlacht lassen Knappen ihr Leben.«
»Im Kampf, ja. Tion Frey und Willem Lennister haben ihre Schwerter im Wisperwald fallen gelassen. Sie waren Gefangene, die unbewaffnet in einer Zelle schliefen ... Knaben. Seht sie Euch an !«
Stattdessen sah Lord Karstark
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