Das Lied von Eis und Feuer 05 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 05 - A Storm of Swords. Book Three of A Song of Ice and Fire (1)
missgestaltet, entstellt und klein, aber ...« Sie sah, wie er nach dem richtigen Wort suchte. »... im Bett, wenn die Kerzen ausgeblasen sind, bin ich nicht schlechter bestückt als andere Männer. In der Dunkelheit bin ich der Ritter der Blumen.« Er nahm einen großen Schluck Wein. »Ich bin großzügig. Treu gegenüber jenen, die mir treu sind. Und dass ich kein Feigling bin, habe ich auch bewiesen. Klüger als die meisten bin ich, und gewiss zählt Verstand auch einiges. Ich kann sogar gütig sein. Güte ist keine Gewohnheit von uns Lennisters, fürchte ich, dennoch habe ich etwas davon, irgendwo. Ich könnte ... ich könnte gut zu Euch sein.«
Er hat genauso viel Angst wie ich, erkannte Sansa. Vielleicht
hätte sie sich dadurch ein wenig mehr zu ihm hingezogen fühlen sollen, doch es war nicht so. Sie verspürte lediglich Mitleid, und Mitleid ist der Tod des Verlangens. Er sah sie an, wartete, dass sie etwas sagen würde, bloß waren ihr die Worte ausgegangen. Sie konnte nur zitternd dastehen.
Als er endlich begriff, dass sie keine Antwort für ihn hatte, trank Tyrion Lennister den Rest seines Weins. »Ich verstehe«, sagte er verbittert. »Legt Euch ins Bett, Sansa. Wir müssen unsere Pflicht erfüllen.«
Sie stieg auf das Federbett und war sich seines Starrens bewusst. Auf dem Nachttisch brannte eine duftende Bienenwachskerze, und die Laken waren mit den Blütenblättern von Rosen bestreut. Sie wollte gerade eine Decke über sich ziehen, da hörte sie ihn sagen: »Nein.«
Die Kälte ließ sie zittern, trotzdem gehorchte sie und wartete mit geschlossenen Augen. Einen Augenblick später hörte sie, wie ihr Gemahl seine Stiefel auszog und wie seine Kleidung raschelte, während er sie ablegte. Als er auf das Bett hüpfte und die Hand auf ihre Brust legte, konnte sie sich eines Schauderns nicht erwehren. Sie lag mit geschlossenen Augen da, jeder Muskel angespannt, und fürchtete sich vor dem, was kommen sollte. Würde er sie erneut berühren? Sie küssen? Musste sie jetzt die Beine für ihn öffnen? Sie wusste nicht, was er von ihr erwartete.
»Sansa.« Die Hand war verschwunden. »Macht die Augen auf.«
Sie hatte versprochen zu gehorchen, also schlug sie die Augen auf. Er saß nackt zu ihren Füßen. Wo seine Beine endeten, ragte seine Männlichkeit steif und hart aus einem Dickicht aus wüstem gelbem Haar empor; das war das Einzige, was an ihm gerade war.
»Mylady«, sagte Tyrion, »Ihr seid überaus lieblich, versteht mich nicht falsch, aber ... ich kann das nicht tun. Mein Vater soll verdammt sein. Wir werden warten. Bis zum vollen Mond, oder bis ein Jahr oder eine Jahreszeit verstrichen ist,
wie lange es auch immer dauern mag. Bis Ihr mich besser kennen gelernt habt und mir vielleicht ein wenig vertraut.« Sein Lächeln war gewiss tröstend gemeint, doch ohne eine Nase sah sein Gesicht dadurch nur noch grotesker und schrecklicher aus.
Sieh ihn dir an, ermahnte sich Sansa, sieh dir deinen Gemahl an, seine ganze Gestalt. Septa Mordane hat gesagt, alle Menschen seien schön, also finde seine Schönheit, gib dir Mühe. Sie starrte seine Stummelbeine an, seine gewölbte, tierhafte Stirn, das grüne und das schwarze Auge, den rohen Stumpf seiner Nase und die schiefe rosige Narbe, das drahtige Gewirr goldenen und schwarzen Haares, das seinen Bart darstellte. Sogar seine Männlichkeit war hässlich, dick, voller Venen und mit knolligem violetten Kopf. Das ist nicht richtig, das ist nicht gerecht, wie habe ich gesündigt, dass die Götter mir dies antun, wie?
»Bei meiner Ehre als Lennister«, sagte der Gnom, »ich werde Euch nicht anrühren, ehe Ihr dies wünscht.«
Um ihm in die ungleichen Augen zu blicken, musste sie ihren gesamten Mut aufbringen. »Und wenn ich Euch niemals will, Mylord?«
Sein Mund zuckte, als habe sie ihn geschlagen. »Niemals? «
Ihr Hals war so steif, dass sie kaum nicken konnte.
»Nun«, erwiderte er, »das ist der Grund, warum die Götter für Gnome wie mich Huren geschaffen haben.« Er ballte die kurzen Finger zur Faust und stieg aus dem Bett.
ARYA
Steinsepte war die größte Stadt, die Arya seit Königsmund gesehen hatte, und Harwin sagte, hier habe ihr Vater eine legendäre Schlacht gewonnen.
»Die Männer des Irren Königs haben Robert gejagt und wollten ihn stellen, ehe er sich wieder mit Eurem Vater vereinigen konnte«, erzählte er ihr, als sie zum Tor ritten. »Er war verwundet und wurde von Freunden versorgt, als Lord Connington, die Hand, die Stadt mit einer
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