Das Lied von Eis und Feuer 05 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 05 - A Storm of Swords. Book Three of A Song of Ice and Fire (1)
riesigen Streitmacht einnahm und Haus für Haus durchsuchte. Doch bevor sie ihn fanden, haben Lord Eddard und Euer Großvater die Stadt angegriffen und die Mauern gestürmt. Lord Connington verteidigte sich heftig. Die Schlacht tobte in den Straßen und Gassen und sogar auf den Dächern, und alle Septone haben ihre Glocken geläutet, damit das gemeine Volk die Türen verschloss. Robert kam aus seinem Versteck, als die Glocken zu läuten begannen, um mitzukämpfen. An jenem Tag habe er sechs Männer erschlagen, heißt es. Einer davon war Myl Muton, ein berühmter Ritter, der Prinz Rhaegars Knappe war. Er hätte auch die Hand getötet, aber die Schlacht hat sie nie zueinandergeführt. Connington verwundete allerdings Euren Großvater Tully schwer und erschlug Ser Denys Arryn, den Liebling des Grünen Tals. Doch als er einsehen musste, dass der Tag verloren war, floh er ebenso schnell, wie die Greife auf seinem Schild fliegen. Die Schlacht der Glocken wurde das Gefecht später genannt. Robert hat immer behauptet, Euer Vater und nicht er habe sie gewonnen.«
Auch in jüngerer Vergangenheit waren hier anscheinend
Kämpfe ausgetragen worden, dachte Arya beim Anblick des Ortes. Die Stadttore waren aus rohem, neuem Holz gezimmert, und vor den Mauern erinnerte ein Haufen verkohlter Bretter an das Schicksal, das den alten widerfahren war.
Die Tore von Steinsepte waren geschlossen, doch als der Hauptmann der Wache sah, wer da kam, öffnete er ein kleines Ausfalltor für sie. »Wie steht es mit euren Vorräten?«, fragte Tom, als sie eintraten.
»Besser als zuvor. Der Jägersmann hat eine Herde Schafe hereingebracht, und auf der anderen Seite des Schwarzwassers wird wieder ein wenig Handel getrieben. Die Ernte in den Ländereien südlich des Flusses ist nicht verbrannt. Natürlich wollen jetzt viele das, was wir haben. Am einen Tag die Wölfe, am nächsten der Mummenschanz. Die nicht nach Vorräten suchen, wollen plündern oder Frauen schänden, und die es nicht auf Gold oder Mädchen abgesehen haben, suchen nach dem verdammten Königsmörder. Dem Klatsch zufolge ist er Lord Edmure direkt durch die Finger geschlüpft.«
»Lord Edmure?« Zit runzelte die Stirn. »Also ist der alte Lord Hoster tot?«
»Tot oder liegt im Sterben. Glaubt ihr, der Lennister wird sich zum Schwarzwasser aufmachen? Das ist der kürzeste Weg nach Königsmund, schwört der Jägersmann.« Der Hauptmann wartete die Antwort nicht ab. »Er hat seine Hunde mitgenommen und lässt sie ein wenig herumschnüffeln. Falls sich Ser Jaime in der Gegend herumtreibt, werden sie ihn finden. Ich habe schon gesehen, wie diese Hunde Bären zerrissen haben. Meint ihr, das Löwenblut wird ihnen schmecken?«
»Eine zerfetzte Leiche ist für niemanden von Wert«, entgegnete Zit. »Der Jägersmann wird das bestimmt auch wissen. «
»Als die Westermänner hier durchgekommen sind, haben sie die Frau und die Schwester des Jägersmanns vergewaltigt, seine Ernte verbrannt, die Hälfte seiner Schafe verspeist
und die andere Hälfte aus Bosheit geschlachtet. Außerdem haben sie ihm sechs Hunde umgebracht und die Kadaver in seinen Brunnen geworfen. Dem Jägersmann würde eine zerfetzte Leiche bestimmt genügen, möchte ich meinen. Mir ebenfalls.«
»Das sollte er besser nicht tun«, sagte Zit. »Mehr kann ich dazu nicht sagen. Er sollte es besser nicht tun, und du bist ein verdammter Narr.«
Arya ritt zwischen Harwin und Anguy, während die Geächteten durch die Straßen zogen, in denen ihr Vater einst gekämpft hatte. Sie konnte die Septe auf dem Hügel sehen und darunter einen gedrungenen, starken Wehrturm aus grauem Stein, der viel zu klein für eine so große Stadt wirkte. Doch jedes dritte Haus, an dem sie vorbeikamen, war ausgebrannt, und sie entdeckte keine Menschen. »Ist das Stadtvolk tot?«
»Nur scheu.« Anguy zeigte ihr zwei Bogenschützen auf einem Dach und einige Jungen mit rußigen Gesichtern, die im Schutt einer Bierschänke hockten. Ein Stück weiter stieß ein Bäcker seine Fensterläden auf und rief Zit etwas zu. Der Klang seiner Stimme lockte weitere Bewohner aus ihren Verstecken, und langsam schien Steinsepte zum Leben zu erwachen.
Auf dem Marktplatz in der Mitte der Stadt stand ein Brunnen, der wie eine springende Forelle geformt war, die Wasser in ein seichtes Becken spuckte. Dort füllten Frauen Eimer und Krüge. Ein paar Meter weiter hingen ein Dutzend Eisenkäfige an knarrenden Holzpfählen. Krähenkäfige, erkannte Arya. Die Krähen hielten sich zum
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