Das Lied von Eis und Feuer 05 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 05 - A Storm of Swords. Book Three of A Song of Ice and Fire (1)
habe ich das Metall zu färben versucht. Aber valyrischer Stahl ist störrisch. Diese alten Schwerter können sich erinnern, heißt es, und sie lassen sich nicht leicht verändern. Ich habe ein halbes Hundert Zaubersprüche wirken lassen und das Rot wieder und wieder aufgehellt, aber jedes Mal hat sich die Farbe aufs Neue verdunkelt, als würde die Klinge die Sonne daraus trinken. Und einige Falten wollten überhaupt kein Rot annehmen, wie Ihr seht. Wenn Mylords Lennister nicht zufrieden sind, werde ich es abermals versuchen, so oft wie Ihr wollt, aber ... «
»Das ist nicht nötig«, unterbrach ihn Lord Tywin. »Es ist gut so.«
»Ein scharlachrotes Schwert würde hübsch in der Sonne blitzen, doch um der Wahrheit die Ehre zu geben, gefallen mir diese Farben besser«, sagte Tyrion. »Sie besitzen eine düstere
Schönheit ... Und sie machen die Klinge zu einem einzigartigen Stück. Auf der ganzen Welt gibt es kein Schwert, das ihm gleicht, möchte ich meinen.«
»Eins schon.« Der Waffenschmied beugte sich über den Tisch, öffnete das Bündel aus Öltuch und enthüllte ein zweites Langschwert.
Tyrion legte Joffreys Schwert hin und ergriff das zweite. Zwar waren sie keine Zwillinge, aber eng verwandte Vettern. Dieses war schwerer und dicker, einen halben Zoll breiter und drei Zoll länger, wies dabei jedoch ebenfalls die feinen sauberen Linien auf, und dieselbe unverwechselbare Farbe, die Riefen aus Blut und Nacht. Drei tiefe Rillen zogen sich auf der zweiten Klinge vom Heft bis zur Spitze; das Schwert des Königs hatte nur zwei. Joffs Griff war wesentlich stärker verziert, die Streben der Querstange waren wie Löwenpfoten mit ausgefahrenen Rubinkrallen gearbeitet; bei beiden Schwertern jedoch war der Griff mit feinstem roten Leder bezogen, und beide hatte goldene Löwenköpfe als Knauf.
»Großartig.« Sogar in so ungeübten Händen wie Tyrions fühlte sich das Schwert lebendig an. »Eine so gut ausgewogene Waffe habe ich noch nie in der Hand gehalten.«
»Sie ist für meinen Sohn bestimmt.«
Man braucht nicht zu fragen, für welchen Sohn. Tyrion legte Jaimes Schwert zurück auf den Tisch neben Joffreys und überlegte, ob Robb Stark seinen Bruder lange genug am Leben lassen würde, damit er diese Waffe schwingen konnte. Unser Vater ist gewiss dieser Ansicht, warum sonst hätte er diese Klinge schmieden lassen.
»Ihr habt gute Arbeit geleistet, Meister Mott«, lobte Lord Tywin den Waffenschmied. »Mein Haushofmeister wird sich um Eure Bezahlung kümmern. Und vergesst nicht, Rubine für die Scheiden.«
»Bestimmt nicht, mein Lord. Ihr seid äußerst großzügig.« Der Mann wickelte die Schwerter in das Öltuch ein, nahm das Bündel unter den Arm und beugte das Knie. »Es ist mir
eine Ehre, der Hand des Königs zu dienen. Die Schwerter werde ich am Tag vor der Hochzeit abliefern.«
»Sorgt dafür, dass Euch das gelingt.«
Nachdem die Wachen den Waffenschmied hinausgeleitet hatten, kletterte Tyrion auf einen Stuhl. »Also ... ein Schwert für Joff, ein Schwert für Jaime, und nicht einmal ein Dolch für den Zwerg. Ist das so, Vater?«
»Der Stahl hat gerade für zwei Klingen gereicht, nicht für drei. Wenn du einen Dolch brauchst, hol dir einen aus der Waffenkammer. Robert hat bei seinem Tod Hunderte hinterlassen. Gerion hat ihm einen vergoldeten Dolch mit Elfenbeingriff und Saphirknauf zur Hochzeit geschenkt, und die Hälfte der Gesandten am Hofe hat versucht, sich bei Seiner Gnaden einzuschmeicheln, indem sie ihm mit Edelstein besetzte Messer und mit Silber verzierte Schwerter darbrachten. «
Tyrion lächelte. »Sie hätten ihm mehr gefallen, wenn sie ihm ihre Töchter dargebracht hätten.«
»Zweifellos. Die einzige Klinge, die er je benutzt hat, war das Jagdmesser, das ihm Jon Arryn geschenkt hat, als er noch ein Junge war.« Lord Tywin winkte mit der Hand und beendete so das Thema König Robert und seine Messer. »Was hast du am Ufer vorgefunden?«
»Schlamm«, antwortete Tyrion, »und ein paar tote Dinge, die zu begraben sich niemand die Mühe gemacht hat. Ehe wir den Hafen wieder öffnen können, muss der Schwarzwasser geräumt werden, die gesunkenen Schiffe müssen entweder vollständig zerstört oder gehoben werden. Drei Viertel der Kais müssen repariert werden, und einige müssen vermutlich ganz abgebrochen und neu aufgebaut werden. Der gesamte Fischmarkt ist verschwunden, und sowohl das Flusstor als auch das Königstor sind von Stannis’ Rammen beschädigt und sollten ersetzt werden. Bei dem
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