Das Lied von Eis und Feuer 05 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 05 - A Storm of Swords. Book Three of A Song of Ice and Fire (1)
Alayaya erzählt.«
»Ist das ihr Name? Ich muss gestehen, die Namen all deiner Huren kann ich mir nicht merken. Wie hieß die, mit der du als Junge verheiratet warst?«
»Tysha.« Trotzig spuckte er die Antwort aus.
»Und diese Marketenderin am Grünen Arm?«
»Was interessiert es Euch?«, fragte er, denn in seiner Gegenwart wollte er Shaes Namen nicht laut aussprechen.
»Es interessiert mich nicht. Genauso wenig wie es mich kümmert, ob sie leben oder sterben.«
» Ihr wart es, der Yaya auspeitschen ließ.« Das war keine Frage.
»Deine Schwester hat mir von deinen Drohungen gegen
meine Enkel erzählt.« Lord Tywins Stimme war kälter als Eis. »Hat sie gelogen?«
Tyrion wollte es nicht leugnen. »Ich habe Drohungen ausgestoßen, ja. Um Alayayas Sicherheit willen. Damit die Schwarzkessels sie nicht missbrauchen.«
»Der Tugend einer Hure wegen hast du dein eigenes Haus, deine eigene Familie bedroht? Stimmt das wirklich?«
»Ihr selbst habt mir beigebracht, dass eine gute Drohung oft mehr bewirkt als ein Schlag. Nicht, dass mir bei Joffrey nicht hundertmal die Hand gezuckt hätte. Wenn Ihr so begierig darauf seid, jemanden auszupeitschen, fangt mit ihm an. Aber Tommen ... warum sollte ich Tommen ein Haar krümmen? Er ist ein guter Junge und von meinem eigenen Blut.«
»Genau wie deine Mutter.« Lord Tywin erhob sich abrupt und ragte hoch über seinem Zwergensohn auf. »Geh zurück ins Bett, Tyrion, und wage es nie wieder, deine Rechte auf Casterlystein anzusprechen. Du sollst belohnt werden, aber ich werde etwas aussuchen, das deinen Diensten und deinem Rang angemessen ist. Und verstehe mich richtig ... ich ertrage es zum letzten Mal, dass du dem Hause Lennister Schande bereitet hast. Mit den Huren hat es jetzt ein Ende. Die nächste, die ich in deinem Bett finde, hänge ich auf.«
DAVOS
Lange sah er zu, wie das Segel größer wurde, und versuchte zu entscheiden, ob er leben oder sterben wollte.
Der Tod wäre die leichtere Wahl, das wusste er. Dazu brauchte er lediglich in seine Höhle zu kriechen und das Schiff vorbeiziehen zu lassen, dann würde der Tod ihn bald ereilen. Seit Tagen loderte nun das Fieber in ihm, verwandelte seine Eingeweide in braune Suppe und ließ ihn während des unruhigen Schlafes heftig zittern. Jeden Morgen wachte er schwächer auf. Lange wird es nicht mehr dauern , redete er sich beständig ein.
Wenn ihn das Fieber nicht umbrachte, dann gewiss der Durst. Er hatte kein Süßwasser außer dem wenigen, das sich bei Regen in den Aushöhlungen des Felsens sammelte. Erst vor drei Tagen (oder waren es schon vier? Auf diesem Felsen konnte man die Tage nur schwer auseinanderhalten) waren seine Tümpel ausgetrocknet, und der Anblick der graugrünen Bucht um ihn herum hatte ihm beinahe mehr Willenskraft abverlangt, als er aufbringen konnte. Wenn er erst einmal begänne, Salzwasser zu trinken, wäre das Ende nah, so viel wusste er, und trotzdem hätte er fast diesen ersten Schluck genommen, so ausgedörrt war seine Kehle. Ein plötzlicher Schauer hatte ihn gerettet. Inzwischen war er so schwach, dass er lediglich mit geschlossenen Augen und offenem Mund im Regen liegen und das Wasser auf seine aufgeplatzten Lippen und die geschwollene Zunge prasseln lassen konnte. Hinterher fühlte er sich ein wenig gestärkt, und in den Tümpeln und Spalten der Insel hatte es einmal mehr von Leben gewimmelt.
Doch das war vor drei Tagen gewesen (oder vielleicht vor vier), und das meiste Wasser hatte sich mittlerweile verflüchtigt. Einiges war verdunstet, den Rest hatte er getrunken. Morgen würde er wieder Schlamm fressen und die feuchten kalten Steine am Boden der Vertiefungen ablecken.
Wenn Fieber und Durst ihn nicht töteten, so würde der Hunger dies erledigen. Die Insel war ein öder Turm, der aus der weiten Schwarzwasser-Bucht aufragte. Bei Ebbe fand er manchmal winzige Krebse auf dem steinigen Strand, wo er nach der Schlacht angespült worden war. Sie kniffen ihm schmerzhaft in die Finger, ehe er sie auf den Steinen zerschlagen und das Fleisch aus den Zangen sowie die Eingeweide aus dem Panzer saugen konnte.
Doch mit der Flut verschwand der Strand, und Davos musste auf den Felsen klettern, um nicht abermals in die Bucht getrieben zu werden. Die Spitze des Felsens lag bei Flut etwa fünf Meter über dem Wasser, doch bei rauem Wetter spritzte die Gischt oft wesentlich höher, deshalb blieb er niemals trocken, selbst nicht in seiner Höhle (die eigentlich nur eine Ausbuchtung im Fels unter einem
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