Das Lied von Eis und Feuer 05 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 05 - A Storm of Swords. Book Three of A Song of Ice and Fire (1)
Verbitterung war Tyrion nur allzu deutlich anzumerken.
»Deine Kette war ein kluger Zug und entscheidend für unseren Sieg. Wolltest du das hören? Wie mir zu Ohren kam, habe ich dir auch für unser Bündnis mit Dorne zu danken. Es wird dich freuen zu hören, dass Myrcella sicher in Sonnspeer eingetroffen ist. Ser Arys Eichenherz schreibt, sie empfinde große Zuneigung für Prinzessin Arianne, und Prinz Trystan sei völlig verzaubert von ihr. Es gefällt mir nicht, dem Hause Martell eine Geisel zu überlassen, doch konnte man das wohl kaum umgehen.«
»Wir haben ebenfalls eine Geisel«, erwiderte Tyrion. »Ein Sitz im Rat gehörte auch zu der Abmachung. Solange Fürst Doran nicht ein Heer mitbringt, wenn er herkommt, begibt er sich in unsere Gewalt.«
»Ich wünschte, ein Sitz im Rat wäre alles, was die Martells für sich beanspruchen«, sagte Lord Tywin. »Du hast ihnen außerdem Rache zugesichert.«
»Ich habe ihnen Gerechtigkeit versprochen.«
»Nenn es, wie du willst. Am Ende soll doch Blut fließen.«
»Das wird doch hoffentlich inzwischen nicht ausgegangen sein? Während der Schlacht bin ich noch durch ganze Seen von Blut gewatet.« Tyrion sah keinen Grund, die Angelegenheit nicht geradeheraus anzusprechen. »Oder ist Euch Gregor Clegane inzwischen so sehr ans Herz gewachsen, dass Ihr den Gedanken, Euch von ihm zu trennen, nicht ertragen könnt?«
»Ser Gregor ist für manches nützlich, und das Gleiche galt für seinen Bruder. Jeder Lord braucht von Zeit zu Zeit
eine Bestie ... eine Lektion, die du offensichtlich gelernt hast, wenn ich mir deinen Ser Bronn und diese Stammeskrieger ansehe.«
Tyrion dachte an Timetts ausgebranntes Auge, Shagga mit seiner Axt, Chella mit ihrer Kette aus getrockneten Ohren. Und an Bronn. Vor allem an Bronn. »Die Wälder sind voller wilder Tiere«, erinnerte er seinen Vater. »Die Straßen der Städte auch.«
»Stimmt. Vielleicht taugen andere Hunde ebenfalls zur Jagd. Darüber werde ich einmal nachdenken. Wenn es sonst nichts mehr gibt ... «
»Ihr müsst noch wichtige Briefe schreiben, ja.« Tyrion erhob sich mit wackligen Beinen, schloss kurz die Augen, als ihn ein Schwindelgefühl überkam, und tat einen ersten Schritt auf die Tür zu. Später würde er sich sagen, er hätte noch einen zweiten und einen dritten machen sollen. Stattdessen drehte er sich um. »Was ich will, habt Ihr gefragt? Ich sage Euch, was ich will. Das, was mir dem Rechte nach zusteht. Ich will Casterlystein. «
Sein Vater presste die Lippen aufeinander. »Das Geburtsrecht deines Bruders?«
»Den Rittern der Königsgarde ist es verboten zu heiraten, Kinder zu zeugen und Ländereien zu besitzen, das wisst Ihr genauso gut wie ich. An dem Tag, an dem Jaime den weißen Mantel anlegte, hat er seinen Anspruch auf Casterlystein aufgegeben, doch Ihr habt das niemals öffentlich kundgetan. Es ist längst überfällig. Ich möchte, dass Ihr vor dem Reich aufsteht und verkündet, dass ich Euer Sohn und rechtmäßiger Erbe bin.«
Lord Tywins Augen waren hellgrün und mit goldenen Punkten durchsetzt, und sie glänzten ebenso hell wie gnadenlos. »Casterlystein«, entgegnete er mit flacher, kalter, toter Stimme. »Niemals.«
Das Wort hing riesig, scharf und voller Gift zwischen ihnen in der Luft.
Ich kannte die Antwort, ehe ich die Frage gestellt habe, dachte Tyrion. Achtzehn Jahre sind vergangen, seit Jaime der Königsgarde beigetreten ist, und nicht ein einziges Mal habe ich das Thema angesprochen. Ich muss es gewusst haben. Ich muss es schon immer gewusst haben . »Warum?«, zwang er sich zu fragen, obwohl er sicher war, dass er es bereuen würde.
»Das fragst du noch? Du, der seine Mutter umgebracht hat, um auf die Welt zu kommen? Du bist ein übles, verschlagenes, ungehorsames, gehässiges kleines Geschöpf, erfüllt von Neid, Gier und Hinterhältigkeit. Die Gesetze der Menschen geben dir das Recht, meinen Namen zu tragen und meine Farben zu führen, da ich nicht beweisen kann, dass du nicht mein Sohn bist. Um mich Demut zu lehren, haben die Götter mich dazu verdammt, deinem Watscheln zuzusehen, während du den stolzen Löwen trägst, der meines Vaters Wappen war und das seines Vaters davor. Doch weder Götter noch Menschen werden mich jemals dazu zwingen, zuzulassen, dass du Casterlystein in dein Hurenhaus verwandelst.«
»Mein Hurenhaus ?« Jetzt dämmerte es ihm; mit einem Mal begriff Tyrion, woher diese Feindseligkeit rührte. Er biss die Zähne zusammen und sagte: »Cersei hat Euch von
Weitere Kostenlose Bücher