Das Lied von Eis und Feuer 05 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 05 - A Storm of Swords. Book Three of A Song of Ice and Fire (1)
Mann um den Arm gebunden hat.«
Mormonts Gesicht verdunkelte sich. »Hütet Eure Zunge, alter Mann.«
Arstan hatte Ser Jorah in Lennishort kämpfen sehen, das erkannte Dany, in jenem Turnier, bei dem Mormont mit dem Tuch einer Dame am Arm den Sieg errungen hatte. Und auch die Gunst der Dame hatte er errungen; Lynesse aus dem Hause Hohenturm, seine zweite Gemahlin, von hoher Geburt und großer Schönheit ... doch hatte sie ihn ruiniert und verlassen, und die Erinnerung an sie war nun bitter für ihn. »Ruhig, mein Ritter.« Sie legte ihm eine Hand auf den Arm. »Arstan wollte Euch nicht beleidigen, dessen bin ich sicher.«
»Wie Ihr meint, Khaleesi.« In Ser Jorahs Stimme schwang Groll mit.
Dany wandte sich wieder dem Knappen zu. »Ich weiß wenig über Rhaegar, nur das, was Viserys mir erzählt hat, und er war selbst noch ein kleiner Junge, als unser Bruder starb. Wie war er wirklich?«
Der alte Mann dachte einen Augenblick lang nach. »Tüchtig. Das vor allem. Entschlossen, überlegt, pflichtbewusst und zielstrebig. Es gibt da eine Geschichte über ihn ... ohne Zweifel wird sie Ser Jorah ebenfalls bekannt sein.«
»Ich möchte sie aus Eurem Mund hören.«
»Wie Ihr wünscht«, sagte Weißbart. »Als Junge schon war der Prinz von Drachenstein äußerst belesen. Er las bereits in so frühen Jahren, dass erzählt wurde, Königin Rhaella müsse während ihrer Schwangerschaft Bücher und eine Kerze verschluckt haben. Rhaegar interessierte sich nicht für Spiele mit anderen Kindern. Die Maester hatten großen Respekt vor seiner Klugheit, die Ritter seines Vaters hingegen machten bissige Scherze, Baelor der Selige sei wiedergeboren worden. Bis Prinz Rhaegar in den Schriftrollen eines Tages etwas entdeckte, das ihn ganz und gar verwandelte. Niemand weiß, was das gewesen sein kann, doch eines Morgens tauchte der Junge plötzlich im Hof auf, während die Ritter gerade ihren Stahl anlegten. Er ging geradewegs zu Ser Willem Darry, dem Waffenmeister,
und sagte: ›Ich brauche ein Schwert und eine Rüstung. Offenbar muss ich ein Krieger sein.‹«
»Und er war schließlich einer!«, warf Dany entzückt ein.
»In der Tat.« Weißbart verneigte sich. »Verzeiht mir, Euer Gnaden. Wir sprechen von Kriegern, und ich sehe, dass der Starke Belwas sich erhoben hat. Ich muss mich um ihn kümmern. «
Dany blickte zum Heck. Trotz seines gewaltigen Leibesumfangs kam der Eunuch mittschiffs flink von unter Deck hervorgeklettert. Belwas war gedrungen und breit, gute hundertneunzig Pfund Fett und Muskeln, und der große braune Bauch war kreuz und quer von verblassten weißen Narben überzogen. Er trug Pumphosen, eine gelbe Schärpe aus Seide und eine absurd winzige Lederweste, die mit Eisennieten beschlagen war. »Der Starke Belwas ist hungrig!«, brüllte er allen und doch niemandem im Besonderen zu. »Der Starke Belwas will jetzt essen!« Er drehte sich um und erblickte Arstan auf dem Vorderdeck. »Weißbart! Du bringst dem Starken Belwas sein Essen!«
»Ihr dürft Euch entfernen«, entließ Dany den Knappen. Dieser verneigte sich abermals, ging davon und nahm sich der Bedürfnisse des Mannes an, dem er diente.
Ser Jorah beobachtete ihn mit einem düsteren Ausdruck im Gesicht. Mormont war groß und stämmig, hatte ein starkes Kinn und kräftige Schultern. Sicherlich war er kein ausnehmend stattlicher Mann, dafür allerdings der beste Freund, den Dany je gehabt hatte. »Ihr wärt gut beraten, die Erzählungen des alten Mannes nicht ganz so ernst zu nehmen«, sagte er zu ihr, nachdem Weißbart außer Hörweite war.
»Eine Königin muss allen ihr Ohr schenken«, erinnerte sie ihn. »Jenen von hoher Geburt und denen von niedriger, den Starken und den Schwachen, den Edlen und den Eigennützigen. Eine Stimme spricht vielleicht falsch, in vielen zusammen findet man dagegen immer die Wahrheit.« Das hatte sie in einem Buch gelesen.
»Dann hört meine Stimme, Euer Gnaden«, sagte der Verbannte. »Dieser Arstan Weißbart treibt ein falsches Spiel mit Euch. Er ist zu alt, um ein Knappe zu sein, und zu wortgewandt, um diesem dummen Eunuchen zu dienen.«
Das erscheint mir ebenfalls seltsam, musste Dany eingestehen. Der Starke Belwas war ein ehemaliger Sklave, der aufgezogen und ausgebildet worden war, um in den Arenen von Meereen zu kämpfen. Magister Illyrio hatte ihn gesandt, um sie zu beschützen, jedenfalls behauptete Belwas das, und es stimmte immerhin, dass sie Schutz brauchte. Der Usurpator auf dem Eisernen Thron hatte dem Mann,
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