Das Lied von Eis und Feuer 05 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 05 - A Storm of Swords. Book Three of A Song of Ice and Fire (1)
sie. Noch immer steht sie auf Rhaenys’ Hügel, wenngleich sie heute in Trümmern liegt. Dort weilten die königlichen Drachen einst, und ein Raum, groß wie eine Höhle, war es, durch dessen eiserne Tore dreißig Ritter nebeneinander reiten konnten. Dennoch wird behauptet, keiner dieser Grubendrachen habe je die Größe seiner Vorfahren erreicht. Die Maester meinen, es hätte an den Mauern und an der großen Kuppel über ihren Köpfen gelegen.«
»Wenn Mauern uns klein hielten, wären Bauern Zwerge und Könige Riesen«, entgegnete Ser Jorah. »Ich habe gigantische Männer gesehen, die in Hütten zur Welt kamen, und Winzlinge, die in Burgen wohnten.«
»Menschen sind Menschen«, erwiderte Weißbart. »Und Drachen sind Drachen.«
Ser Jorah schnaubte verächtlich. »Welch tief schürfende Erkenntnis.« Der Exilritter zeigte wenig Liebe für den alten
Mann, damit hatte er von vornherein nicht hinter dem Berg gehalten. »Was wisst Ihr schon über Drachen?«
»Kaum etwas, gewiss. Doch ich habe zuzeiten von König Aerys eine Zeit lang in Königsmund gedient und bin unter den Drachenschädeln hindurchgegangen, welche an den Wänden des Thronsaals hängen.«
»Viserys hat von diesen Schädeln erzählt«, sagte Dany. »Der Usurpator hat sie heruntergerissen und versteckt. Er konnte nicht ertragen, wie sie auf ihn und seinen geraubten Thron herabsahen.« Sie winkte Weißbart näher heran. »Habt Ihr je meinen Königlichen Vater kennen gelernt?« König Aerys der Zweite war vor der Geburt seiner Tochter gestorben.
»Ich hatte diese große Ehre, Euer Gnaden.«
»Erschien er Euch gut und edel?«
Weißbart tat sein Bestes, um seine Gefühle zu verbergen, dennoch standen sie ihm offen ins Gesicht geschrieben. »Seine Gnaden war ... oftmals freundlich.«
»Oftmals?« Dany lächelte. »Aber nicht immer.«
»Zu jenen, die er für seine Feinde hielt, konnte er sehr rücksichtslos sein.«
»Ein weiser Mann macht sich einen König nie zum Feind«, antwortete Dany darauf. »Habt Ihr auch meinen Bruder Rhaegar gekannt?«
»Es heißt, kein Mensch habe Prinz Rhaegar je wirklich gekannt. Ich hatte das Privileg, ihn bei einem Turnier zu sehen, und ich hörte ihn häufig, wenn er seine Harfe mit den Silbersaiten spielte.«
Ser Jorah schnaubte. »Bei irgendeinem Erntefest zusammen mit tausend anderen. Als Nächstes behauptet Ihr noch, Ihr wärt sein Knappe gewesen.«
»Eine solche Behauptung würde ich nie aufzustellen wagen, Ser. Myl Muton war Prinz Rhaegars Knappe, und später Richard Lonmund. Nachdem sie sich ihre Sporen verdient hatten, schlug er sie persönlich zum Ritter, und sie blieben stets seine treuen Gefährten. Der junge Lord Connington
war dem Prinzen ebenfalls lieb und teuer, aber sein ältester Freund war Arthur Dayn.«
»Das Schwert des Morgens!«, sagte Dany entzückt. »Viserys hat oft von seiner wunderbaren weißen Klinge gesprochen. Er sagte, Ser Arthur sei der einzige Ritter im Reich gewesen, der unserem Bruder ebenbürtig war.«
Weißbart neigte den Kopf. »Es steht mir nicht zu, die Worte von Prinz Viserys in Frage zu stellen.«
»König«, berichtigte Dany ihn. »Er war König, auch wenn er niemals regiert hat. Viserys, der Dritte Seines Namens. Aber worauf wolltet Ihr hinaus?« Sie hatte eine solche Antwort nicht erwartet. »Ser Jorah hat Rhaegar einmal den letzten Drachen genannt. Er muss ein Krieger ohnegleichen gewesen sein, um so genannt zu werden, oder?«
»Euer Gnaden«, sagte Weißbart, »der Prinz von Drachenstein war ein mächtiger Krieger, jedoch ...«
»Fahrt fort«, drängte sie, »Ihr dürft offen zu mir sprechen. «
»Wie Ihr befehlt.« Der alte Mann stützte sich auf seinen Holzstab und runzelte die Stirn. »Ein Krieger ohnegleichen ... das sind hübsche Worte, Euer Gnaden, doch mit Worten gewinnt man keine Schlachten.«
»Schlachten gewinnt man mit Schwertern«, antwortete Ser Jorah unverblümt, »und Prinz Rhaegar wusste seines zu führen. «
»Bestimmt, Ser, nur ... Ich habe hundert Turniere miterlebt und mehr Kriege, als ich mir wünsche, und gleichgültig, wie stark oder schnell oder begnadet ein Ritter sein mag, stets gibt es andere, die ihm das Wasser reichen können. Ein Mann kann ein Turnier gewinnen und beim nächsten rasch ausscheiden. Ein rutschiger Fleck im Gras kann die Niederlage bedeuten, oder auch, was man am Abend zuvor gegessen hat. Ein Wechsel des Windes bringt vielleicht das Geschenk des Sieges.« Er blickte Ser Jorah an. »Oder das Tuch einer Dame, das sich ein
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