Das Lied von Eis und Feuer 05 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 05 - A Storm of Swords. Book Three of A Song of Ice and Fire (1)
Bronze?« In den Freien Städten hatte Dany Unbefleckte gesehen, die vor den Toren von Magistern, Archonten und Dynasten Wache hielten. »Was soll ich mit Unbefleckten anfangen? Sie haben nicht einmal Pferde, und die meisten sind fett.«
»Die Unbefleckten, die Ihr in Pentos und Myr gesehen habt, waren Hauswachen. Das ist ein langweiliger Dienst, und Eunuchen neigen sowieso zu Fettleibigkeit. Essen ist das einzige Laster, das ihnen erlaubt ist. Die Unbefleckten nach diesen alten Hauswachen zu beurteilen ist genauso ungerecht, wie alle Knappen an Arstan Weißbart zu messen, Euer Gnaden. Kennt Ihr die Geschichte der Dreitausend von Qohor?«
»Nein.« Die Bettdecke rutschte ihr von der Schulter, und Dany schob sie zurück.
»Sie hat sich vor vierhundert oder mehr Jahren zugetragen, als die Dothraki zum ersten Mal aus dem Osten heranstürmten und jede Stadt und jedes Dorf auf ihrem Weg belagerten und niederbrannten. Der Name des Khals, der sie anführte, lautete Temmo. Sein Khalasar war nicht so groß wie Drogos, aber auch nicht klein. Mindestens fünfzigtausend Mann, die Hälfte davon Krieger mit Zöpfen und Glöckchen im Haar.
Die Bewohner von Qohor wussten, was ihnen bevorstand. Sie verstärkten die Mauern, verdoppelten ihre Wachen und heuerten zudem zwei freie Kompanien an, die Hellen Banner und die Zweitgeborenen. Und fast schon zu spät schickten sie einen Mann nach Astapor, um dreitausend Unbefleckte zu kaufen. Es war ein langer Marsch zurück nach Qohor, und während sich der Mann mit den Unbefleckten der Stadt näherte, sah er Rauch und Staub und hörte den fernen Lärm der Schlacht.
Als die Unbefleckten die Stadt erreichten, war die Sonne untergegangen. Vor den Mauern fraßen sich Krähen und Wölfe satt an dem, was von der schweren Reiterei Qohors übrig geblieben war. Die Hellen Banner und die Zweitgeborenen waren geflohen, wie es für Söldner typisch ist, wenn sie sich einer hoffnungslosen Situation gegenübersehen. Bei Einbruch der Nacht waren die Dothraki in ihr Lager zurückgekehrt, tranken, tanzten und speisten, aber niemand zweifelte daran, dass sie am nächsten Morgen erneut angreifen, die Stadttore zerschmettern, die Mauern erstürmen und plündern, schänden und versklaven würden, wie es ihnen gefiel.
Doch als Temmo und seine Blutreiter ihr Khalasar in der Dämmerung aus dem Lager führten, stießen sie auf dreitausend Unbefleckte, die vor den Toren standen und über denen ein Banner mit einer Schwarzen Ziege im Wind wehte. Eine so kleine Truppe hätte man leicht umzingeln können, aber Ihr kennt die Dothraki. Diese Männer waren zu Fuß, und Männer zu Fuß taugen nur dazu, niedergeritten zu werden.
Die Dothraki griffen an. Die Unbefleckten hoben die Schilde, senkten die Speere und hielten stand. Gegen zwanzigtausend schreiende Krieger mit Glöckchen im Haar hielten sie stand.
Achtzehnmal griffen die Dothraki an und brachen an den Schilden und Speeren wie eine Welle an einer Felsküste. Dreimal
schickte Temmo seine Bogenschützen nach vorn, und Pfeile hagelten auf die Dreitausend herab, doch die Unbefleckten hoben lediglich die Schilde über die Köpfe, bis die Salven nachgelassen hatten. Am Ende überlebten nur sechshundert von ihnen ... doch mehr als zwölftausend Dothraki lagen tot auf dem Feld, darunter Khal Temmo, seine Blutreiter, sein Kos und alle seine Söhne. Am Morgen des vierten Tages führte der neue Khal die Überlebenden in stattlicher Prozession an den Stadttoren vorbei. Einer nach dem anderen schnitten sich die Dothraki den Zopf ab und warfen ihn den Dreitausend zu Füßen.
Seit jenem Tag besteht die Stadtwache von Qohor nur noch aus Unbefleckten, von denen jeder einen langen Speer trägt, an dem ein Zopf aus Menschenhaar hängt.
Das werdet Ihr in Astapor finden, Euer Gnaden. Lauft diesen Hafen an, und setzt die Reise nach Pentos über Land fort. Sie wird länger dauern, ja ... doch wenn Ihr schließlich mit Magister Illyrio das Brot brecht, werdet Ihr tausend Schwerter hinter Euch wissen und nicht nur unsere vier.«
Darin liegt eine gewisse Weisheit, ja, dachte Dany, allein ... »Wie soll ich tausend Soldatensklaven bezahlen? Das Einzige von Wert, was ich besitze, ist die Krone, die mir die Turmalinbruderschaft geschenkt hat.«
»Die Drachen werden in Astapor ebenso als Wunder gelten wie in Qarth. Möglicherweise überhäufen Euch die Sklavenhändler genauso mit Geschenken wie die Qartheen. Falls nicht – auf diesen Schiffen befinden sich nicht nur Eure Dothraki und
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