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Das Lied von Eis und Feuer 05 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 05 - A Storm of Swords. Book Three of A Song of Ice and Fire (1)

Das Lied von Eis und Feuer 05 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 05 - A Storm of Swords. Book Three of A Song of Ice and Fire (1)

Titel: Das Lied von Eis und Feuer 05 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 05 - A Storm of Swords. Book Three of A Song of Ice and Fire (1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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erhob sich steil aus dem Boden, eine lange Falte aus Stein und Erde, die wie eine Kralle geformt war. An den unteren Hängen klebten Bäume, Kiefern, Weißdorn und Eschen, doch weiter oben war der Grund kahl, und der Kamm hob sich scharf vom bewölkten Himmel ab.
    Er spürte, wie der hohe Felsen nach ihm rief. Nach oben lief er, zunächst in lockeren Sätzen, dann schneller und höher, und seine kräftigen Beine bezwangen die Steigung. Vögel flatterten aus dem Geäst über ihm auf, wenn er vorbeirannte, und flogen in den Himmel hinauf. Er hörte das Seufzen des Windes im Laub, hörte das Schnattern der Eichhörnchen, hörte sogar das Geräusch, das die Kiefernzapfen verursachten, wenn sie auf den Waldboden fielen. Die Gerüche um ihn herum waren ein Lied, ein Lied, das die gute grüne Welt erfüllte.
    Geröll blieb unter seinen Pfoten zurück, während er die letzten Meter zurücklegte und schließlich auf der Spitze stand. Riesig und rot hing die Sonne über großen Kiefern, und die Bäume und Hügel unter ihm breiteten sich aus, so weit er sehen oder wittern konnte. Weit oben drehte ein Milan dunkel im rosafarbenen Himmel seine Kreise.
    Prinz. Dieser Menschen-Laut kam ihm plötzlich in den Sinn, und er fühlte, dass er zutraf. Prinz des Grüns, Prinz des Wolfswaldes. Er war stark und schnell und Furcht erregend, und alles, was in der guten grünen Welt lebte, hatte Angst vor ihm.
    Weit unten am Rand des Waldes bewegte sich etwas zwischen
den Bäumen. Ein grauer Schemen, kurz zu sehen und wieder verschwunden, und dennoch genügte es, um ihn die Ohren aufstellen zu lassen. Dort unten neben dem rauschenden grünen Bach rannte eine weitere Gestalt geduckt vorbei. Wölfe, das wusste er. Seine kleinen Vettern, die irgendwelches Wild jagten. Jetzt entdeckte der Prinz noch weitere Schatten auf leichtfüßigen grauen Pfoten. Ein Rudel.
    Früher hatte er auch ein Rudel gehabt. Zu fünft waren sie gewesen, und ein sechster hatte halb dazugehört. Tief in ihm verborgen lagen die Laute, die die Menschen benutzt hatten, um sie voneinander zu unterscheiden, doch er erkannte sie nicht an diesen Lauten. Er erinnerte sich an die Witterung seiner Brüder und Schwestern. Sie hatten alle gleich gerochen, nach Rudel, und trotzdem jeder ein bisschen anders.
    Sein zorniger Bruder mit den leuchtenden grünen Augen war in der Nähe, das spürte der Prinz, wenngleich er ihn seit vielen Jagden nicht gesehen hatte. Trotzdem rückte er mit jedem Sonnenuntergang in weitere Ferne, und er war der Letzte gewesen. Die anderen waren weit verstreut wie Blätter, die vom wilden Wind auseinandergetrieben wurden.
    Manchmal konnte er sie fühlen, als wären sie noch bei ihm und nur durch einen Felsblock oder ein Stück Wald von ihm getrennt. Riechen konnte er sie nicht, und auch nicht ihr Heulen in der Nacht hören, dennoch spürte er ihre Gegenwart hinter sich ... alle außer der Schwester, die sie verloren hatten. Er ließ den Schwanz hängen, als er sich an sie erinnerte. Vier, nicht fünf. Vier und noch einer, der Weiße, der keine Stimme hat.
    Diese Wälder gehörten ihnen, die verschneiten Hänge und steinigen Hügel, die großen grünen Kiefern und die golden belaubten Eichen, die rauschenden Bäche und blauen Seen, die von Fingern aus Raureif gesäumt waren. Doch seine Schwester hatte die Wildnis verlassen und war in die Hallen aus Menschen-Stein gezogen, in denen andere Jäger herrschten, und hatte man diese Hallen erst einmal betreten,
fand man nur schwer den Weg wieder hinaus. Der Wolfsprinz erinnerte sich daran.
    Plötzlich drehte der Wind.
    Hirsch und Furcht und Blut. Der Geruch eines Beutetieres weckte den Hunger in ihm. Der Prinz witterte erneut, wandte sich um, dann rannte er los und schoss mit halb geöffneter Schnauze über den Bergkamm. Die andere Seite des Berges war steiler als die, auf der er emporgeklettert war, dennoch flog er sicheren Fußes mit langen Schritten über Steine, Wurzeln und verrottendes Laub zwischen Bäumen den Hang hinunter. Der Geruch zog ihn immer schneller voran.
    Die Hirschkuh war bereits gerissen und verendete gerade, als er sie erreichte. Sie war von acht seiner kleinen grauen Vettern umringt. Die Führer des Rudels hatten zu fressen begonnen, zuerst der Rüde und dann seine Wölfin; abwechselnd rissen sie Fleisch aus dem roten Bauch ihrer Beute. Geduldig wartete der Rest, alle außer dem Rangniedrigsten, der wachsam ein paar Schritte von den anderen entfernt seine Kreise zog und die Rute gesenkt hatte. Er

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