Das Lied von Eis und Feuer 05 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 05 - A Storm of Swords. Book Three of A Song of Ice and Fire (1)
Angst ein«, sagte Ser Cleos.
»Wir wollen nichts Böses«, beschwichtigte das Mädel. »Und wir haben Münzen, um für Speis und Trank zu bezahlen. « Sie zog ein Silberstück aus ihrem Beutel.
Der Junge beäugte zuerst die Münze misstrauisch, dann Jaimes Ketten. »Warum ist der hier in Ketten?«
»Ich habe ein paar Armbrustschützen umgebracht«, antwortete Jaime. »Habt ihr Bier?«
»Ja.« Der Junge senkte die Armbrust um einen Zoll. »Legt Eure Schwertgurte ab und lasst sie fallen, vielleicht geben wir Euch dann etwas zu essen.« Er wich ein Stück zurück und spähte durch die dicken, rautenförmigen Fensterscheiben, ob noch mehr Leute draußen waren. »Das ist ein Tullysegel.«
»Wir kommen aus Schnellwasser.« Brienne löste die Schnalle ihres Gehänges und ließ es klappernd zu Boden fallen. Ser Cleos folgte ihrem Beispiel.
Ein blassgelber Mann mit pockennarbigem, teigigem Gesicht trat aus der Kellertür und hielt ein Hackbeil in der Hand. »Drei seid Ihr? Wir haben genug Pferdefleisch für drei. Der Gaul war alt und zäh, aber das Fleisch ist wenigstens noch frisch.«
»Gibt es Brot?«, fragte Brienne.
»Zwieback und alte Haferkekse.«
Jaime grinste. »Na, endlich mal ein ehrlicher Gastwirt. Sie bringen einem alle trockenes Brot und sehniges Fleisch, aber die meisten stehen nicht so offen dazu.«
»Ich bin nicht der Gastwirt. Den habe ich mit seinem Weibsvolk draußen begraben.«
»Hast du sie getötet?«
»Würde ich Euch das verraten?« Der Mann spuckte aus. »Wahrscheinlich war es das Werk von Wölfen, möglicherweise auch von Löwen, nur, was macht das schon? Meine Frau und ich haben sie tot gefunden. Unserer Meinung nach gehört dieses Haus jetzt uns.«
»Wo ist deine Frau?«, fragte Ser Cleos.
Der Mann kniff misstrauisch die Augen zusammen. »Warum
wollt Ihr das wissen? Sie ist nicht hier ... genauso wie Ihr bald nicht mehr hier seid, wenn mir der Geschmack von Eurem Silber nicht gefällt.«
Brienne warf ihm eine Münze zu. Er schnappte sie aus der Luft, biss darauf und steckte sie ein.
»Sie hat noch mehr«, sagte der Junge mit der Armbrust.
»Genau. Junge, lauf und hol mir ein paar Zwiebeln.«
Der Junge legte sich die Armbrust über die Schulter, warf ihnen einen letzten verdrießlichen Blick zu und verschwand im Keller.
»Dein Sohn?«, erkundigte sich Ser Cleos.
»Bloß ein Junge, den meine Frau und ich aufgenommen haben. Wir hatten zwei Söhne, aber einen haben die Löwen umgebracht und der andere ist am Fieber gestorben. Der Junge hat seine Mutter an den Blutigen Mummenschanz verloren. Heutzutage braucht ein Mann jemanden, der Wache hält, während er schläft.« Er deutete mit dem Hackbeil auf die Tische. »Setzt Euch doch.«
Der Kamin war kalt, dennoch suchte sich Jaime den Stuhl aus, der am dichtesten bei der Asche stand, und streckte die Beine lang unter dem Tisch aus. Jede Bewegung wurde vom Klirren seiner Ketten begleitet. Ein nervenaufreibendes Geräusch. Diese Angelegenheit wird nicht eher zu Ende sein, als bis ich dem Mädel die Ketten um den Hals geschlungen habe. Mal sehen, wie ihr das gefällt.
Der Mann, der nicht der Gastwirt war, röstete drei riesige Stücke Pferdefleisch und briet Zwiebeln in ausgelassenem Speck an, was die alten Haferkekse fast wiedergutmachte. Jaime und Cleos tranken Bier, Brienne einen Becher Apfelwein. Der Junge hielt sich in sicherer Entfernung; er hockte auf dem Apfelweinfass und hatte die geladene, schussbereite Armbrust über die Knie gelegt. Der Koch trank einen Krug Bier und setzte sich zu ihnen. »Was für Neuigkeiten gibt es denn aus Schnellwasser?«, fragte er Ser Cleos, den er als ihren Anführer betrachtete.
Ser Cleos warf Brienne einen Blick zu, ehe er antwortete. »Lord Hoster liegt im Sterben, aber sein Sohn hält die Furten des Roten Arms gegen die Lennisters. Es hat Kämpfe gegeben.«
»Überall Kämpfe. Wohin seid Ihr unterwegs, Ser?«
»Königsmund.« Ser Cleos wischte sich das Fett von den Lippen.
Ihr Gastgeber schnaubte. »Dann seid Ihr Narren. König Stannis steht vor den Mauern der Stadt, habe ich als Letztes gehört. Es heißt, er habe hunderttausend Mann und ein magisches Schwert.«
Jaimes Hände umklammerten die Kette zwischen seinen Handgelenken, er zerrte daran und wünschte sich die Kraft, sie zu sprengen. Dann würde ich Stannis zeigen, wohin er sich sein magisches Schwert stecken kann.
»Jedenfalls würde ich mich an Eurer Stelle vom Königsweg fernhalten«, fuhr der Mann fort. »Schlimm ist gar kein
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