Das Lied von Eis und Feuer 05 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 05 - A Storm of Swords. Book Three of A Song of Ice and Fire (1)
Mal widersprach er nicht. Sie zogen los, wie sie es gewünscht hatte, ließen ihre Pferde auf der gefurchten Straße langsam dahintrotten und hielten sich ein Dutzend Schritte hinter den drei Fußgängern. Doch nicht lange darauf ritten sie direkt hinter ihnen. Tom Siebensaiten ging langsam und spielte auf seiner Harfe. »Kennt ihr irgendwelche Lieder?«, fragte er. »Ich hätte so gern jemanden, mit dem ich singen kann. Zit kann keinen Ton halten, und unser Bursche mit dem Langbogen kennt nur Balladen mit hundert Strophen aus den Marschen.«
»In den Marschen singen wir richtige Lieder«, sagte Anguy milde.
»Singen ist dumm «, meinte Arya. »Singen macht Lärm. Wir haben euch schon lange gehört und hätten euch töten können. «
Toms Lächeln besagte, dass er das anders sah. »Es gibt wesentlich Schlimmeres, als mit einem Lied auf den Lippen zu sterben.«
»Wenn es hier in der Gegend Wölfe gäbe, wüssten wir das«, meckerte Zit. »Oder Löwen. Diese Wälder gehören uns.«
»Ihr habt nicht gewusst, dass wir hier waren«, wandte Gendry ein.
»Also, Bursche, da solltest du dir nicht so sicher sein«, entgegnete Tom. »Manchmal weiß ein Mann mehr, als er sagt.«
Heiße Pastete rutschte im Sattel herum. »Ich kenne das Lied über den Bären«, sagte er. »Jedenfalls einen Teil.«
Tom strich mit den Fingern über die Saiten. »Dann lass mal hören, Pastetenjunge.« Er warf den Kopf in den Nacken und sang: » Es lebte ein Bär, ein Bär, ein Bär! Ganz schwarz und braun und voll Fell war er ...«
Heiße Pastete fiel voller Inbrunst mit ein und hüpfte sogar zum Takt im Sattel auf und ab. Arya starrte ihn erstaunt an. Er hatte eine schöne Stimme und sang gut. Sonst hat er nie etwas gut gemacht, außer backen, dachte sie bei sich.
Ein Stück weiter mündete ein kleiner Bach in den Trident. Während sie hindurchwateten, scheuchte der Gesang eine Ente aus dem Schilf auf. Anguy blieb stehen, nahm den Bogen von der Schulter, legte einen Pfeil auf und holte die Ente herunter. Der Vogel landete im seichten Wasser, nicht weit vom Ufer entfernt. Zit zog seinen gelben Mantel aus und watete bis zu den Knien hinein, um die Beute zu bergen, wobei er sich die ganze Zeit über beschwerte. »Glaubst du, Sharna hat Zitronen in ihrem Keller?«, fragte Anguy Tom, während sie Zit beobachteten, der fluchend herumspritzte. »Ein dornisches Mädchen hat mir mal Ente mit Zitronen gekocht.« Er klang sehnsüchtig.
Tom und Heiße Pastete setzten ihr Lied auf der anderen Seite des Baches fort, und die Ente baumelte an Zits Gürtel unter dem Zitronenmantel. Irgendwie schien das Singen die Meilen zu verkürzen. Nicht lange darauf tauchte das Gasthaus vor ihnen auf und erhob sich am Ufer, wo der Trident einen weiten Bogen nach Norden schlug. Arya betrachtete
es misstrauisch, als sie sich näherten. Es sah nicht aus wie der Unterschlupf von Banditen, das musste sie zugeben; eher wirkte es freundlich, sogar heimelig, mit seinem weißgestrichenen oberen Stockwerk und dem Schieferdach und dem Rauch, der aus dem Schornstein aufstieg. Stallungen und andere Außengebäude umgaben es, und hinten befanden sich eine Laube, Apfelbäume und ein kleiner Garten. Das Gasthaus hatte einen eigenen Steg, der in den Fluss hinausragte, und ...
»Gendry«, rief sie eindringlich, jedoch mit gesenkter Stimme. »Sie haben ein Boot. Den Rest des Wegs nach Schnellwasser könnten wir segeln. Das wäre schneller als reiten, glaube ich.«
Er schaute skeptisch drein. »Hast du schon einmal ein Boot gesegelt?«
»Man setzt das Segel«, sagte sie, »und der Wind schiebt es.«
»Und wenn der Wind aus der falschen Richtung weht?«
»Dafür gibt es die Ruder.«
»Gegen die Strömung?« Gendry runzelte die Stirn. »Ginge das nicht sehr langsam? Und wenn das Boot umkippt und wir ins Wasser fallen? Außerdem gehört es sowieso nicht uns, sondern dem Gasthaus.«
Wir könnten es einfach nehmen. Arya kaute auf ihrer Unterlippe herum. Vor den Stallungen stiegen sie ab. Andere Pferde waren nicht zu sehen, doch Arya bemerkte frischen Mist in vielen Boxen. »Einer von uns sollte die Pferde bewachen«, sagte sie misstrauisch.
Tom hörte das. »Nicht notwendig, Jungtaube. Kommt essen, die Tiere sind in Sicherheit.«
»Ich bleibe hier«, sagte Gendry und ignorierte den Sänger. »Du kannst mich holen, wenn ihr gegessen habt.«
Arya nickte und eilte Heiße Pastete und Zit hinterher. Das Schwert steckte noch immer in der Scheide auf ihrem Rücken, und sie hielt die Hand
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