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Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell

Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell

Titel: Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R R Martin
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rauen Stein aufgeschrammt. Ned stand da und sah sie an. »Arya, was tust du da?«
    »Syrio sagt, eine Wassertänzerin kann stundenlang auf einem Zeh stehen.« Wild fuchtelte sie mit den Armen durch die Luft.
    Ned musste lächeln. »Auf welchem Zeh?«, neckte er sie.
    »Auf irgendeinem«, sagte Arya, ärgerlich wegen der Frage. Sie hüpfte vom rechten Bein aufs linke, schwankte gefährlich, bis sie ihr Gleichgewicht wiederfand.
    »Musst du deine Übungen ausgerechnet hier machen?«, fragte er. »Es wird ein langer, harter Sturz, wenn du diese Treppe hinunterfällst.«
    »Syrio sagt, eine Wassertänzerin stürzt niemals .« Sie ließ ihr Bein sinken und stand auf beiden Füßen. »Vater, wird Bran jetzt herkommen und bei uns wohnen?«
    »Noch lange nicht, meine Süße«, erklärte er ihr. »Er muss erst wieder zu Kräften kommen.«

    Arya biss auf ihrer Lippe herum. »Was soll Bran tun, wenn er mündig wird?«
    Ned kniete neben ihr. »Ihm bleiben noch Jahre, um die Antwort darauf zu finden, Arya. Im Augenblick genügt es, zu wissen, dass er leben wird.« An jenem Abend, als der Vogel von Winterfell gekommen war, hatte Eddard Stark die Mädchen mit in den Götterhain der Burg genommen, einen Acker mit Ulmen und Schwarzpappeln und Blick über den Fluss. Der Herzbaum dort war eine große Eiche, deren uralte Äste von Rauchbeerranken überwuchert waren. Sie knieten davor nieder, um ihren Dank zu überbringen, als sei er ein Wehrbaum. Sansa sank in Schlaf, als der Mond aufging, Arya einige Stunden später, und sie rollte sich unter Neds Umhang zusammen. Während der dunklen Stunde hielt er allein die Wacht. Als der Morgen über der Stadt graute, waren die Mädchen von dunkelroten Blüten des Drachenodems umgeben. »Ich habe von Bran geträumt«, hatte Sansa ihm zugeflüstert. »Ich habe gesehen, wie er lächelt.«
    »Er sollte Ritter werden«, sagte Arya nun. »Ein Ritter der Königsgarde. Kann er noch immer Ritter sein?«
    »Nein«, entgegnete Ned. Er sah keinen Grund, sie anzulügen. »Doch eines Tages könnte er Lord einer großen Festung werden und im Rat des Königs sitzen. Er könnte Burgen wie Brandon, der Erbauer, aus dem Boden stampfen oder mit einem Schiff übers Meer der Abenddämmerung segeln oder sich dem Glauben deiner Mutter anschließen und der Hohe Septon werden.« Nur wird er nie mehr an der Seite seines Wolfes laufen, dachte er mit einer Trauer, die zu tief für Worte war, oder bei einer Frau liegen oder seinen Sohn in Armen halten.
    Arya neigte ihren Kopf zur Seite. »Kann ich im Rat des Königs sitzen und Burgen bauen und der Hohe Septon werden? «
    »Du«, sagte Ned und küsste sie sanft auf die Stirn, »wirst einen König heiraten und über seine Burg herrschen, und deine Söhne werden Ritter und Prinzen und Lords sein und, ja, vielleicht sogar ein Hoher Septon.«

    Arya verzog ihr Gesicht. »Nein«, widersprach sie, »das macht Sansa .« Sie knickte ihr rechtes Bein ein und übte wieder ihr Gleichgewicht. Ned seufzte und ließ sie dort stehen.
    In seinen Gemächern zog er die schweißdurchnässten Seidenkleider aus und goss sich kaltes Wasser aus dem Becken neben seinem Bett über den Kopf. Alyn trat ein, als er eben sein Gesicht abtrocknete. »Mylord«, sagte er. »Lord Baelish ist draußen und bittet um eine Audienz.«
    »Geleitet ihn in meinen Solar«, sagte Ned und nahm sich ein frisches Gewand aus dem leichtesten Leinen, das er finden konnte. »Ich komme gleich zu ihm.«
    Kleinfinger kauerte auf dem Fenstersitz, als Ned eintrat, und beobachtete, wie die Ritter der Königsgarde unten auf dem Hof mit ihren Schwertern übten. »Wenn nur der Verstand des alten Selmy so beweglich wie seine Klinge wäre«, sagte er versonnen, »würden unsere Ratsversammlungen erheblich lebendiger ausfallen.«
    »Ser Barristan ist ein so tapferer und ehrenhafter Mann wie jeder andere aus der Königsgarde.« Ned hatte mittlerweile tiefen Respekt vor dem alten, weißhaarigen Lord Kommandant der Königsgarde entwickelt.
    »Und ebenso ermüdend«, fügte Kleinfinger hinzu, »obwohl ich vermute, dass er sich im Turnier gut machen müsste. Im letzten Jahr hat er den Bluthund aus dem Sattel gehoben, und erst vier Jahre ist es her, dass er Sieger wurde.«
    Die Frage, wer das Turnier gewinnen mochte, interessierte Eddard Stark nicht im Geringsten. »Gibt es einen Anlass für diesen Besuch, Lord Petyr, oder seid Ihr nur gekommen, um den Blick aus meinem Fenster zu genießen?«
    Kleinfinger lächelte. »Ich habe Cat versprochen,

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