Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell
als Jon dem dicken Jungen auf die Beine half. »Zeigt mir Euren Stahl, Lord Schnee.«
Jon zog sein Langschwert. Er wagte nur bis zu einem bestimmten Punkt, sich Ser Allisar zu widersetzen, und er fürchtete, dass dieser längst überschritten war.
Thorn lächelte. »Der Bastard möchte seine Herzensdame verteidigen, also werden wir eine Übung daraus machen.
Rast, Pimple, helft unserem Steinschädel.« Rast und Albett gingen zu Halder hinüber. »Drei von Euch sollten genügen, die kleine Schweinedame zum Quieken zu bringen. Ihr müsst nur den Bastard überwinden.«
»Bleib hinter mir«, wies Jon den dicken Jungen an. Oft schon hatte Ser Allisar ihm zwei Gegner gegeben, doch niemals drei. Er wusste, dass er heute Abend höchstwahrscheinlich blutig und blau geprügelt schlafen gehen würde. Er machte sich für den Angriff bereit.
Plötzlich war Pyp an seiner Seite. »Drei gegen zwei macht sicher viel mehr Spaß«, sagte der kleine Junge gut gelaunt. Er klappte sein Visier herunter und zückte sein Schwert. Bevor Jon auch nur etwas dagegen einwenden konnte, war Grenn vorgetreten und machte sich zum dritten Mann.
Totenstille herrschte auf dem Hof. Jon spürte Ser Allisars Blicke. »Worauf wartet Ihr?«, fragte er Rast und die anderen mit einer Stimme, die trügerisch sanft geworden war, doch war es Jon, der den ersten Angriff wagte. Halder bekam sein Schwert kaum rechtzeitig hoch.
Jon trieb ihn zurück, griff mit jedem Hieb an, hielt den älteren Jungen auf den Fersen. Kenne deinen Feind , hatte Ser Rodrik ihn einst gelehrt. Jon kannte Halder, von brutaler Kraft, doch von nur geringer Geduld, ohne Freude an der Verteidigung. Entmutigte man ihn, vernachlässigte er seine Deckung, so sicher wie die Sonne unterging.
Das Klirren von Stahl hallte über den Hof, und die anderen stürzten sich mit in die Schlacht. Jon wehrte einen wilden Hieb auf seinen Kopf ab, und die heftige Erschütterung durchfuhr seinen Arm, als die Schwerter aneinanderprallten. Er schlug Halder einen Seitenhieb in die Rippen, was ihn mit einem dumpfen, schmerzerfüllten Grunzen belohnte. Der Gegenschlag traf Jon an der Schulter. Ketten knirschten, und Schmerz flammte an seinem Hals hinauf, doch für einen Augenblick war Halder aus dem Gleichgewicht. Jon riss das linke Bein unter ihm weg, und er stürzte unter Fluchen und Krachen.
Grenn wollte nicht weichen, ganz wie Jon es ihn gelehrt hatte, und er gab Albett mehr, als diesem lieb war, doch Pyp stand unter Druck. Rast hatte ihm zwei Jahre und vierzig Pfund voraus. Jon trat hinter ihn und schlug den Helm des Vergewaltigers wie eine Glocke. Als Rast ins Taumeln kam, schob sich Pyp unter dessen Deckung, schlug ihn nieder und hielt ihm die Klinge an den Hals. Als er sich zwei Schwertern gegenübersah, wich Albett zurück. »Ich gebe auf«, rief er.
Angewidert betrachtete Ser Allisar das Geschehen. »Dieser Mummenschanz ist für heute lang genug gegangen.« Er verließ sie. Der Unterricht war beendet.
Daeron half Halder auf die Beine. Der Steinmetzsohn riss seinen Helm vom Kopf und warf ihn über den Hof. »Einen Moment lang dachte ich, ich hätte dich endlich, Schnee.«
»Einen Moment lang vielleicht«, erwiderte Jon. Seine Schulter pochte. Er schob sein Schwert in die Scheide und versuchte, sich den Helm abzunehmen, doch als er seinen Arm anhob, ließ der Schmerz ihn die Zähne zusammenbeißen.
»Lasst mich«, sagte eine Stimme. Dickfingrige Hände lösten den Helm von der Halsberge und hoben ihn sanft an. »Hat man Euch wehgetan?«
»Es ist nicht das erste Mal, dass ich blaue Flecken bekommen habe.« Er betastete seine Schulter und zuckte zusammen. Der Hof leerte sich um sie herum.
Das Haar des dicken Jungen war von Blut verfilzt, wo Halder seinen Helm in Stücke gehauen hatte. »Ich heiße Samwell Tarly und bin aus Horn …« Er hielt inne und leckte seine Lippen. »Ich meine, ich war aus Hornberg, bis ich … fort bin. Ich bin hier, um das Schwarz zu tragen. Mein Vater ist Lord Randyll, ein Vasall der Tyrells von Rosengarten. Ich war einmal sein Erbe, nur …« Seine Stimme erstarb.
»Ich bin Jon Schnee, Ned Starks Bastard, von Winterfell.«
Samwell Tarly nickte. »Ich … wenn Ihr wollt, könnt Ihr mich Sam nennen. Meine Mutter nennt mich Sam.«
» Ihn kannst du Lord Schnee nennen«, sagte Pyp, als er sich zu ihnen gesellte. »Frag lieber nicht, wie seine Mutter ihn nennt.«
»Die beiden heißen Grenn und Pypar«, sagte Jon.
»Grenn ist der Hässliche«, sagte Pyp.
Grenn zog ein
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