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Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell

Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell

Titel: Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R R Martin
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Groß-Maester Malleon. Pycelle hatte die Wahrheit gesagt, es war langweilige Lektüre. Dennoch hatte Jon Arryn darum gebeten, und Ned war sicher, dass er dafür seine Gründe gehabt hatte. Es war etwas daran, irgendeine Wahrheit stand in diesen mürben, vergilbten Seiten. Kaum einer, der heute noch lebte, war schon geboren, als Malleon seine staubige Liste von Ehen, Geburten und Todesfällen aufgestellt hatte.

    Ein weiteres Mal schlug er den Teil über das Haus Lennister auf und blätterte langsam in der Hoffnung darin, dass ihm etwas ins Auge springen würde. Die Lennisters waren eine alte Familie, die ihren Ursprung bis zu Lann, dem Listigen, einem Schwindler aus dem Zeitalter der Helden, zurückverfolgen konnte, der zweifellos nicht minder legendär als Bran, der Erbauer, war, wenn auch bei Sängern und Geschichtenerzählern weitaus beliebter. In den Liedern war Lann der Mann, der die Casterlys ohne Waffen und nur mit seinem Verstand aus Casterlystein lockte und der Sonne Gold stahl, um seinen Lockenkopf aufzuhellen. Ned wünschte, er könnte jetzt hier sein, um diesem verdammten Buch die Wahrheit zu entlocken.
    Lautes Klopfen an der Tür kündigte Jory Cassel an. Ned schloss Malleons Wälzer und bat ihn, einzutreten. »Ich habe der Stadtwache zwanzig meiner Gardisten versprochen, bis das Turnier vorüber ist«, erklärte er ihm. »Bei der Auswahl verlasse ich mich auf Euch. Gebt Alyn das Kommando und sorgt dafür, dass sich die Männer darüber im Klaren sind, dass sie Streit beenden, nicht anzetteln sollen.« Ned erhob sich, öffnete eine Zederntruhe und nahm ein leichtes Unterhemd aus Leinen heraus. »Habt Ihr den Stalljungen gefunden? «
    »Den Wachmann, Mylord«, sagte Jory. »Er schwört, dass er nie mehr ein Pferd anrührt.«
    »Was hatte er zu sagen?«
    »Er behauptet, Lord Arryn gut gekannt zu haben. Dicke Freunde seien sie gewesen«, schnaubte Jory. »Die Hand habe den Burschen an ihren Namenstagen stets ein Kupferstück gegeben, sagt er. Konnte mit Pferden umgehen. Hat sie nie zu hart geritten und ihnen Karotten und Äpfel gebracht, sodass sie sich stets freuten, ihn zu sehen.«
    »Karotten und Äpfel«, wiederholte Ned. Es klang, als wäre dieser Junge noch zu weniger nutze als die anderen. Und er war der Letzte der vier, die Kleinfinger aufgetrieben hatte. Jory hatte nacheinander mit jedem von ihnen gesprochen.
Ser Hugh war schroff und wenig mitteilsam gewesen, arrogant wie nur ein frisch geschlagener Ritter sein konnte. Sollte Lord Eddard ihn sprechen wollen, würde er sich freuen, ihn zu empfangen, doch wolle er sich von einem einfachen Hauptmann der Garde nicht befragen lassen … selbst wenn besagter Hauptmann zehn Jahre älter und ein hundert Mal besserer Schwertkämpfer war als er. Das Dienstmädchen war zumindest freundlich gewesen. Sie sagte, Lord Jon habe mehr gelesen, als gut für ihn war, und sei wegen der Anfälligkeit seines Sohnes voll Sorge und Schwermut und barsch gegenüber seiner Hohen Gattin gewesen. Der Schankkellner, inzwischen Schuhmacher, hatte nie ein Wort mit Lord Jon gewechselt, doch war er ein Füllhorn von Küchentratsch: Der Lord hatte Streit mit dem König, der Lord rührte sein Essen kaum an, der Lord schickte seinen Jungen als Mündel nach Drachenstein, der Lord entwickelte großes Interesse an der Zucht von Jagdhunden, der Lord hatte einen meisterlichen Waffenschmied aufgesucht, bei dem er eine neue Rüstung in Auftrag gab, aus mattem Silber gearbeitet, mit einem Falken aus blauem Jaspis und perlmuttenem Mond auf der Brust. Der Bruder des Königs war höchstpersönlich mitgegangen und hatte bei der Auswahl geholfen, so sagte der Kellner. Nein, nicht Lord Renly, der andere, Lord Stannis.
    »Erinnerte sich unser Wachmann noch an etwas von Bedeutung? «
    »Der Bursche schwört, Lord Jon sei so stark wie jemand gewesen, der nur halb so alt wie er war. Oft sei er mit Lord Stannis ausgeritten, sagte er.«
    Wieder Stannis , dachte Ned. Es war seltsam. Jon Arryn und er waren stets herzlich, doch nie freundschaftlich miteinander umgegangen. Und während Robert gen Norden nach Winterfell geritten war, hatte sich Stannis nach Drachenstein zurückgezogen, der Inselfeste der Targaryen, die er im Namen seines Bruders erobert hatte. Er hatte niemandem Nachricht hinterlassen, wann er zurückkommen wollte. »Wohin sind sie bei diesen Anlässen geritten?«

    »Der Junge sagte, sie hätten ein Bordell besucht.«
    »Ein Bordell?«, sagte Ned. »Der Lord von Hohenehr, die Rechte Hand des

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