Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell

Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell

Titel: Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R R Martin
Vom Netzwerk:
Junge wurde verflucht und gezüchtigt, geprügelt und ausgehungert. Ein Mann ließ ihn in seinem Kettenhemd schlafen, um ihn soldatischer zu machen. Ein anderer zog ihm die Kleider seiner Mutter an und stellte ihn auf dem Burghof zur Schau, um ihn durch Scham zur Tapferkeit zu zwingen. Er wurde nur immer dicker und ängstlicher, bis Lord Randylls Enttäuschung in Zorn und später in Verachtung umschlug. »Einmal«, gestand Sam, und seine Stimme wurde zu einem Flüstern, »kamen zwei Männer in die Burg, Hexenmeister aus Qarth, mit weißer Haut und blauen Lippen. Sie haben einen Auerochsenbullen geschlachtet und mich im warmen Blut baden lassen, nur machte es mich nicht so mutig, wie sie versprochen hatten. Mir wurde schlecht, und ich habe mich übergeben. Vater ließ sie züchtigen.«
    Schließlich, nach drei Mädchen in ebenso vielen Jahren, schenkte Lady Tarly ihrem Hohen Gatten einen zweiten Sohn. Von diesem Tag an beachtete Lord Randyll Sam nicht mehr, widmete seine gesamte Zeit dem kleineren Jungen, einem wilden, kraftstrotzenden Kind, das mehr nach seinem Geschmack war. Samwell hatte mehrere Jahre in Frieden mit seiner Musik und seinen Büchern verbracht.
    Bis zum Morgen seines fünfzehnten Namenstages, als man ihn weckte und er sein Pferd gesattelt und bereit vorfand. Drei Soldaten hatten ihn in einen Wald bei Hornberg eskortiert, wo sein Vater einen Hirsch häutete. »Nun bist du fast ein erwachsener Mann und mein Erbe«, hatte Lord Randyll Tarly seinem ältesten Sohn erklärt und mit seinem langen Messer dem Kadaver das Fell abgezogen, während er sprach. »Du hast mir bisher keinen Anlass gegeben, dich zu enterben, doch werde ich auch nicht zulassen, dass du das Land und den Titel erbst, die Dickon zustehen sollten. Herzbann
muss an einen Mann gehen, der stark genug ist, es zu schwingen, und du bist es nicht einmal wert, sein Heft zu berühren. Aus diesem Grunde wirst du heute erklären, dass du das Schwarz anlegen willst. Du wirst jeden Anspruch auf das Erbe deines Bruders aufgeben und noch vor dem Abend in den Norden aufbrechen.
    Falls du es nicht tust, werden wir am Morgen auf die Jagd gehen, und irgendwo in diesen Wäldern wird dein Pferd ins Stolpern kommen, und du wirst vom Sattel fallen und sterben … das zumindest werde ich deiner Mutter erzählen. Sie hat das Herz einer Frau und trägt es in sich, selbst dir noch zugetan zu sein, und ich möchte sie nicht verletzen. Denke nicht, dass es für dich einfacher würde, falls du dich mir widersetzt. Nichts würde mir mehr Freude bereiten, als dich zu jagen wie das Schwein, das du bist.« Seine Arme waren bis zum Ellenbogen rot, als er das Messer zur Seite legte. »Also. Du hast die Wahl. Die Nachtwache«, er griff in den Hirsch hinein, riss dessen Herz heraus und hielt es in seiner Faust, rot und tropfend, »oder das.«
    Sam erzählte die Geschichte mit ruhiger, toter Stimme, als wäre das alles jemand anderem zugestoßen, nur nicht ihm. Und seltsamerweise, so dachte Jon, weinte er nicht, kein einziges Mal. Als er fertig war, saßen sie beisammen und lauschten eine Weile lang dem Wind. Es war das einzige Geräusch auf der ganzen Welt.
    Schließlich sagte Jon: »Wir sollten zurück in den Speisesaal gehen.«
    »Warum?«, fragte Sam.
    Jon zuckte mit den Schultern. »Da gibt es heißen Apfelwein oder Glühwein, falls der dir lieber ist. An manchen Abenden singt Dareon für uns, wenn er in Stimmung ist. Er war Sänger, bevor … na ja, nicht wirklich, aber fast, ein Gesangsschüler. «
    »Wie ist er hierhergekommen?«, fragte Sam.
    »Lord Esch von Goldhain hat ihn mit seiner Tochter im Bett erwischt. Das Mädchen war zwei Jahre älter, und Dareon
schwört, sie habe ihm durch ihr Fenster geholfen, nur hat sie unter den Augen ihres Vaters von Vergewaltigung gesprochen, und deshalb ist er hier. Als Maester Aemon ihn singen hörte, sagte er, seine Stimme sei Honig, den man über Donner gießt.« Jon lächelte. »Auch Kröte singt manchmal, wenn man es denn Singen nennen will. Trinklieder, die er in der Weinschänke seines Vaters gelernt hat. Pyp sagt, seine Stimme wäre wie Pisse, die man über einen Furz gießt.« Darüber lachten sie gemeinsam.
    »Ich würde beide gern hören«, gab Sam zu, »nur werden sie mich dort nicht wollen.« Seine Miene war voller Sorge. »Morgen früh wird er mich wieder kämpfen lassen, nicht?«
    »Das wird er«, musste Jon zugeben.
    Unbeholfen kam Sam auf die Beine. »Ich sollte besser versuchen, etwas zu schlafen.« Er wickelte

Weitere Kostenlose Bücher