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Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell

Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell

Titel: Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R R Martin
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die Mahlzeiten nicht versäumen könnt, doch gibt es einige,
denen es dort zu laut ist. Kann ich nicht ändern. Wir sind voll bis unters Dach, oder zumindest so gut wie. Ihr habt die Wahl: diese Zimmer oder die Straße.«
    Sie wählten die Zimmer, staubige Mansarden am obersten Ende einer engen, schmalen Treppe. »Lasst Eure Stiefel hier unten«, erklärte ihnen Masha, nachdem sie ihr Geld bekommen hatte. »Der Junge wird sie putzen. Ich möchte nicht, dass ihr den Schlamm meine Treppe hinauftragt. Achtet auf die Glocke. Wer sich bei den Mahlzeiten verspätet, bekommt nichts zu essen.« Sie widmete ihnen weder ein Lächeln noch ein Wort von süßen Kuchen.
    Als die Glocke zum Abendessen rief, war das Läuten ohrenbetäubend. Catelyn hatte sich trockene Kleider angezogen. Sie saß am Fenster und sah zu, wie der Regen über die Scheibe lief. Das Glas war milchig und voller Blasen, und draußen sank die feuchte Dämmerung herab. Catelyn konnte die schlammige Kreuzung kaum erkennen, wo sich die beiden großen Straßen trafen.
    Der Kreuzweg gab ihr zu denken. Wenn sie sich von hier aus gen Westen wandten, war es ein leichter Ritt nach Schnellwasser. Ihr Vater hatte stets einen weisen Rat für sie bereit, wenn sie ihn am dringendsten brauchte, und sie sehnte sich danach, mit ihm zu sprechen, ihn vor dem aufkommenden Sturm zu warnen. Wenn sich Winterfell für einen Krieg bereit machen musste, um wie vieles mehr galt das dann für Schnellwasser, welches Königsmund so viel näher lag und in dessen Westen die Macht von Casterlystein wie ein Schatten aufragte. Wäre ihr Vater nur mehr bei Kräften gewesen, hätte sie es vielleicht gewagt, doch Hoster Tully hütete seit zwei Jahren das Bett, und Catelyn wollte ihn ungern belasten.
    Die Straße nach Osten hin war wilder und gefährlicher, führte durch felsiges Vorgebirge und dichte Wälder in die Mondberge hinauf, über hoch gelegene Pässe und tiefe Schluchten ins Grüne Tal von Arryn und zu den steinernen Fingern jenseits davon. Über dem Tal ragte hoch und uneinnehmbar
Hohenehr auf, deren Türme nach dem Himmel griffen. Dort würde er ihre Schwester finden … und vielleicht einige der Antworten, nach denen Ned suchte. Sicher wusste Lysa mehr, als sie in ihrem Brief zu erwähnen gewagt hatte. Vielleicht hatte sie genau den Beweis, den Ned brauchte, um die Lennisters zu ruinieren, und falls es zum Krieg käme, würden sie die Arryns und die Lords des Ostens, die ihnen ihre Dienste schuldeten, brauchen.
    Doch war die Bergstraße voller Gefahren. Schattenkatzen lauerten auf diesen Pässen, Erdrutsche waren alltäglich, und die Bergstämme waren gesetzlose Banditen, die von den Hochlagen herunterstiegen, um zu rauben und zu töten und sich wie Schnee verflüchtigten, sobald sich die Ritter aus dem Tal auf die Suche nach ihnen machten. Selbst Jon Arryn, der größte Lord, den Hohenehr je gesehen hatte, war stets mit Truppenstärke gereist, wenn er die Berge überquerte. Catelyns ganzer Trupp war ein ältlicher Ritter, und dessen Rüstung war die Treue.
    Nein, dachte sie, Schnellwasser und Hohenehr würden warten müssen. Ihr Weg führte gen Norden nach Winterfell, wo ihre Söhne und ihre Pflicht schon auf sie warteten. Sobald sie jenseits der Eng in Sicherheit waren, würde sie sich einem von Neds Vasallen erklären und Reiter mit dem Befehl vorausschicken, dass sie eine Wache auf dem Königsweg aufstellten.
    Der Regen verhüllte die Felder jenseits des Kreuzwegs, doch sah Catelyn das Land in ihrer Erinnerung ganz klar. Der Marktplatz lag gleich auf der anderen Seite und das Dorf noch eine Meile weiter, ein halbes Hundert weißer Katen um eine kleine, steinerne Septe herum. Mittlerweile wären es mehr, denn der Sommer war lang und friedlich gewesen. Nördlich von hier führte der Königsweg am Grünen Arm des Trident entlang, durch fruchtbare Täler und grüne Wälder, an blühenden Dörfern, stabilen Fluchtburgen und den Festungen der Flusslords vorüber.
    Catelyn kannte sie alle: die Schwarzhains und die Brackens,
von jeher Feinde, deren Streitigkeiten ihr Vater stets beilegen musste; Lady Whent, die letzte ihres Geschlechts, die mit ihren Geistern in den Gewölben von Harrnhal lebte; der jähzornige Lord Frey, der sieben Frauen überlebt hatte und seine Zwillingsburgen mit Kindern, Enkeln und Großenkeln füllte, dazu Bastarde und Bastardenkel. Sie alle waren Vasallen der Tullys, deren Schwerter auf den Dienst für Schnellwasser eingeschworen waren. Catelyn fragte sich, ob das

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