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Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell

Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell

Titel: Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R R Martin
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wohl genügte, falls es zum Krieg käme. Ihr Vater war der zuverlässigste Mensch, der je gelebt hatte, und sie hegte keinerlei Zweifel daran, dass er seine Vasallen rufen würde … doch würden seine Vasallen auch kommen? Auch die Darrys und Rygers und Mootons hatten den Eid auf Schnellwasser abgelegt, und dennoch hatten sie am Trident an der Seite von Rhaegar Targaryen gekämpft, während Lord Frey mit seinem Aufgebot erst eintraf, als die Schlacht schon längst vorüber war, wobei er einigen Zweifel daran ließ, welcher Armee er sich hatte anschließen wollen (ihrer, so hatte er den Siegern im Nachhinein feierlich erklärt, doch seither hatte ihr Vater ihn stets den Späten Lord Frey genannt). Es durfte nicht zum Krieg kommen, dachte Catelyn leidenschaftlich. Sie durften es nicht zulassen.
    Ser Rodrik erschien, als das Schmettern der Glocke nachließ. »Wir sollten uns besser sputen, wenn wir heute Abend speisen wollen, Mylady.«
    »Es dürfte sicherer sein, wenn wir bis hinter der Eng nicht Ritter und Lady sind«, erklärte sie ihm. »Gewöhnliche Reisende erregen weniger Aufmerksamkeit. Sagen wir: ein Vater mit seiner Tochter, die in einer Familienangelegenheit unterwegs sind.«
    »Wie Ihr wünscht, Mylady«, stimmte Ser Rodrick ihr zu. Erst als sie lachte, merkte er, was er getan hatte. »Die alten Umgangsformen sterben nur schwerlich, meine … meine Tochter.« Er wollte an seinem fehlenden Backenbart zupfen und seufzte ärgerlich.
    Catelyn nahm ihn beim Arm. »Kommt, Vater«, sagte sie.
»Ihr werdet sehen: Masha Heddle versteht es, einen Tisch zu decken, wie ich finde, doch versucht, sie nicht allzu sehr zu loben. Ihr Lächeln werdet Ihr nicht ernstlich sehen wollen.«
    Der Schankraum war lang und zugig, mit einer Reihe mächtiger Holzfässer an einem Ende und einem Kamin an dem anderen. Ein Servierjunge lief mit Fleischspießen hin und her, während Masha Bier aus den Fässern zapfte und dabei ihr Bitterblatt kaute.
    Die Bänke waren voll besetzt, Dörfler und Bauern mischten sich mit allerlei Reisenden. Der Kreuzweg schuf seltsame Bekanntschaften. Färber mit schwarzen und roten Händen teilten die Bank mit nach Fisch stinkenden Flussbewohnern, ein muskulöser Schmied quetschte sich neben einen verhutzelten, alten Septon, zähe Söldner und weiche, feiste Kaufleute tauschten Neuigkeiten wie alte, lustige Kumpane.
    Unter den Anwesenden fanden sich mehr Recken, als es Catelyn recht sein konnte. Drei am Feuer trugen das Abzeichen mit dem roten Hengst der Brackens, und es gab auch eine große Gruppe in blauen Kettenhemden mit Hauben von silbrigem Grau. Auf deren Schultern fand sich ein weiteres, vertrautes Wappen; die Zwillingstürme des Hauses Frey. Sie betrachtete ihre Gesichter, doch sie alle waren zu jung, um sie kennen zu können. Der älteste von ihnen konnte nicht älter als Bran gewesen sein, als sie in den Norden gegangen war.
    Ser Rodrik suchte ihnen einen freien Platz auf der Bank nahe der Küche. Ihnen gegenüber spielte ein hübscher Jüngling auf seiner Holzharfe. »Sieben Grüße an Euch, liebe Leute«, sagte er, als sie sich setzten. Ein leerer Weinbecher stand vor ihm auf dem Tisch.
    »Und auch Euch, Sänger«, erwiderte Catelyn. Ser Rodrik rief nach Brot und Fleisch und Bier in einem Ton, der sofort bedeutete. Der Sänger, ein Jüngling von wohl achtzehn Jahren, musterte sie unverhohlen und fragte, wohin sie reisten und woher sie kämen und was sie Neues zu berichten hätten, wobei er die Fragen schnell wie Pfeile fliegen ließ und
nie auf eine Antwort wartete. »Wir haben Königsmund vor zwei Wochen verlassen«, gab Catelyn zurück und beantwortete die sicherste seiner Fragen.
    »Dorthin bin ich unterwegs«, erklärte sich der Jüngling. Wie sie vermutet hatte, war er mehr daran interessiert, seine eigene Geschichte zu erzählen, als sich die ihre anzuhören. Sänger lieben nichts so sehr wie den Klang ihrer eigenen Stimme. »Das Turnier der Hand bedeutet reiche Herren mit dicken Geldbeuteln. Beim letzten Mal blieb mir mehr Silber, als ich tragen konnte … oder getragen hätte, wenn ich nicht alles verloren hätte, als ich auf den Sieg des Königsmörders gewettet habe.«
    »Den Göttern missfällt der Spieler«, sagte Ser Rodrik streng. Er kam aus dem Norden und teilte die Ansichten der Starks, was Turniere betraf.
    »Ganz sicher habe ich ihnen missfallen«, stimmte der Sänger zu. »Eure grausamen Götter und der Ritter der Blumen haben mich gemeinsam in die Knie

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