Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell
Catelyn, doch war es Bran, den sie ersticken sah, ertrinkend in seinem eigenen Blut.
Lennister warf einen Blick auf die vordersten Tische. »Meine Männer bekommen, was immer Ihr diesen Leuten serviert. Doppelte Portionen, wir hatten einen langen, harten Ritt. Ich nehme gebratenes Geflügel … Huhn, Ente, Taube,
das ist mir ganz egal. Und schickt einen Krug mit Eurem besten Wein. Yoren, wollt Ihr mit mir speisen?«
»Aye, M’lord, das will ich«, erwiderte der schwarze Bruder.
Der Zwerg hatte das andere Ende des Raumes noch keines Blickes gewürdigt, und Catelyn wollte es den überfüllten Bänken zwischen ihnen schon danken, als plötzlich Marillion aufsprang. »Mylord von Lennister!«, rief er aus. »Ich würde mich freuen, wenn ich Euch bei Eurer Mahlzeit unterhalten dürfte. Lasst mich Euch die Weisen vom großen Sieg Eures Vaters in Königsmund singen!«
»Nichts könnte mir mein Essen besser verderben«, entgegnete der Zwerg trocken. Seine ungleichen Augen betrachteten den Sänger kurz, wollten sich schon abwenden … und fanden Catelyn. Einen Moment lang sah er sie an, verdutzt. Sie wandte sich ab, doch zu spät. Der Zwerg lächelte. »Lady Stark, welch unerwartete Freude«, rief er. »Es tat mir schon leid, dass wir uns auf Winterfell nicht begegnet sind.«
Marillion gaffte sie offenen Mundes an, und Verblüffung wich Verdruss, als Catelyn langsam aufstand. Sie hörte Ser Rodrik fluchen. Wäre der Mann doch nur auf der Mauer geblieben, dachte sie, wäre er doch nur …
»Lady … Stark?«, fragte Masha Heddle mit belegter Stimme.
»Ich war noch Catelyn Tully, als ich zuletzt hier unterkam«, erklärte sie der Wirtin. Sie konnte das Gemurmel hören, spürte die Blicke auf sich ruhen. Catelyn sah sich im Raum um, sah die Gesichter der Ritter und der anderen Recken und holte tief Luft, um das irrwitzige Hämmern ihres Herzens zu verlangsamen. Sollte sie das Risiko eingehen? Es blieb keine Zeit, es zu durchdenken, nur dieser Augenblick. »Ihr dort in der Ecke«, sagte sie zu einem älteren Mann, den sie bisher noch nicht bemerkt hatte. »Ist das die schwarze Fledermaus von Harrenhal, die ich dort auf Eurem Wappenrock sehe, Ser?«
Der Mann kam auf die Beine. »So ist es, Mylady.«
»Und ist Lady Whent eine wahre und treue Freundin meines Vaters, des Lord Hoster Tully von Schnellwasser?«
»Das ist sie«, erklärte der Mann beherzt.
Schweigend erhob sich Ser Rodrik und löste sein Schwert in dessen Scheide. Der Zwerg blinzelte sie an, mit leerer Miene und Erstaunen in seinen ungleichen Augen.
»Der rote Hengst war in Schnellwasser stets willkommen«, wandte sie sich dem Trio am Kamin zu. »Mein Vater zählt Jonos Bracken zu seinen ältesten und treuesten Vasallen.«
Die drei Soldaten wechselten unsichere Blicke. »Er macht unserm Herrn mit seinem Vertrauen Ehre«, sagte einer von ihnen zögerlich.
»Ich beneide Euren Vater um diese feinen Freunde«, spöttelte Lennister, »doch kann ich den Sinn in alledem nicht sehen, Lady Stark.«
Sie ignorierte ihn, wandte sich der großen Gruppe in Blau und Grau zu. Sie waren der Kern der Gesellschaft und mehr als zwanzig Mann. »Auch Euer Wappen kenne ich gut: die Zwillingstürme von Frey. Wie ist das Befinden Eures guten Lords, edle Herren?«
Ihr Hauptmann stand auf. »Lord Walder geht es gut, Mylady. Er beabsichtigt, an seinem neunzigsten Namenstag eine neue Frau zu ehelichen, und hat Euren Hohen Vater gebeten, der Hochzeit die Ehre seines Besuches zu gewähren.«
Tyrion Lennister kicherte. Da wusste Catelyn, dass er ihr gehörte. »Dieser Mann kam als Gast in mein Haus und schmiedete dort ein Komplott, meinen Sohn zu ermorden, einen Jungen von sieben Jahren«, erklärte sie dem ganzen Raum und deutete auf ihn. Ser Rodrik trat an ihre Seite, das Schwert in der Hand. »Im Namen König Roberts und der guten Lords, denen Ihr dient, fordere ich Euch auf, ihn zu ergreifen und mir zu helfen, dass er nach Winterfell gebracht wird, wo er auf das Recht des Königs warten soll.«
Sie wusste nicht, was für sie befriedigender war: das Klirren von einem Dutzend Schwerter, die gezogen wurden, oder der Gesichtsausdruck von Tyrion Lennister.
SANSA
Sansa machte sich mit Septa Mordane und Jeyne Pool zum Turnier der Hand auf, in einer Sänfte mit Vorhängen von gelber Seide, die so fein war, dass man durch sie hindurchsehen konnte. Die ganze Welt war wie in Gold verwandelt. Jenseits der Stadtmauern waren einhundert Zelte am Ufer des Flusses errichtet worden, und das
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