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Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell

Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell

Titel: Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R R Martin
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von ihm, doch nahm er sie beim Arm. »Nein«, knurrte er sie an, »nein, kleiner Vogel, er war kein wahrer Ritter.«
    Den Rest des Weges in die Stadt sagte Sandor Clegane kein Wort mehr. Er führte sie dorthin, wo die Wagen warteten, sagte einem Kutscher, er solle sie zum Roten Bergfried bringen,
und stieg nach ihr ein. Schweigend fuhren sie durchs Königstor und die fackelbeschienenen Straßen hinauf. Er öffnete die Seitentür und führte sie in die Burg, wobei sein verbranntes Gesicht zuckte und die Augen brüteten. Als sie die Stufen zum Turm erklommen, blieb er einen Schritt hinter ihr. Er brachte sie sicher den ganzen Weg zum Korridor vor ihrem Schlafgemach hinauf.
    »Ich danke Euch, Mylord«, sagte Sansa demütig.
    Der Bluthund packte sie beim Arm und beugte sich über sie. »Was ich dir heute Abend erzählt habe«, sagte er, und seine Stimme klang noch rauer als gewöhnlich. »Falls du es je Joffrey erzählst … deiner Schwester, deinem Vater … irgendwem …«
    »Das tue ich nicht«, flüsterte Sansa. »Ich verspreche es.«
    Es genügte nicht. »Falls du es irgendjemandem erzählst«, endete er, »werde ich dich töten.«

EDDARD
    »Ich habe selbst die letzte Wache bei ihm gehalten«, sagte Ser Barristan Selmy, als sie die Leiche auf dem Karren betrachteten. »Er hatte sonst niemanden. Eine Mutter im Grünen Tal, wie man mir sagte.«
    Im fahlen Licht des Morgengrauens sah der junge Ritter aus, als schliefe er. Er war nicht hübsch gewesen, doch der Tod hatte seine groben Züge geglättet, und die Schweigenden Schwestern hatten ihm sein bestes, samtenes Gewand angelegt, mit hohem Kragen, um die Wunde zu bedecken, die die Lanze an seinem Hals hinterlassen hatte. Eddard Stark sah in sein Gesicht und fragte sich, ob der Junge seinetwegen gestorben war. Von einem Vasallen der Lennisters erschlagen, bevor Ned mit ihm hatte sprechen können. Konnte das bloßer Zufall sein? Er nahm an, dass er es nie erfahren würde.
    »Hugh war vier Jahre lang Jon Arryns Knappe«, fuhr Selmy fort. »Der König hat ihn zum Ritter geschlagen, bevor er gen Norden ritt, zum Gedenken an Jon. Der Junge wollte es unbedingt, nur fürchte ich, dass er dafür noch nicht bereit war.«
    Ned hatte in der letzten Nacht schlecht geschlafen, und er fühlte sich müder, als er dem Alter nach sein sollte. »Keiner von uns ist je bereit«, sagte er.
    »Für die Ritterwürde?«
    »Für den Tod.« Sanft bedeckte Ned den Jungen mit dessen Umhang, einem blutigen, blauen Tuch, das mit Halbmonden gesäumt war. Wenn seine Mutter fragte, warum er tot sei, so dachte er verbittert, würde man ihr erklären, er habe zu Ehren Eddard Starks, der Rechten Hand des Königs, gefochten.
»Es war sinnlos. Krieg sollte nicht als Spiel geführt werden.« Ned wandte sich der Frau neben dem Karren zu, die in Grau gewandet war, das Gesicht bis auf die Augen verhüllt. Die Schweigenden Schwestern bereiteten die Menschen für das Grab vor, und es brachte Unglück, dem Tod ins Gesicht zu schauen. »Schickt seine Rüstung in seine Heimat, ins Tal von Arryn. Die Mutter wird sie haben wollen.«
    »Die ist ein schönes Stück Silber wert«, sagte Ser Barristan. »Der Junge hat sie speziell für das Turnier schmieden lassen. Schlichte Arbeit, aber gut. Ich weiß nicht, ob er den Schmied schon bezahlt hat.«
    »Er hat gestern bezahlt, Mylord, und er hat teuer bezahlt«, erwiderte Ned. Und zu der Schweigenden Schwester sagte er: »Schickt der Mutter die Rüstung. Ich kümmere mich um seinen Schmied.« Sie verneigte sich.
    Später ging Ser Barristan mit Ned zum Zelt des Königs. Langsam rührte sich das Lager. Fette Würste brutzelten und spritzten über Feuerstellen, würzten die Luft mit den Düften von Knoblauch und Pfeffer. Junge Knappen eilten auf Botengängen umher, während ihre Herren erwachten, gähnten und sich reckten, um den Tag zu begrüßen. Ein Dienstmann mit einer Gans unter dem Arm kniete vor ihnen nieder, als er sie sah. »M’lord«, murmelte er, während die Gans schrie und nach seinen Fingern schnappte. Die Schilde, die vor den Zelten aufgestellt waren, kündeten von ihren Bewohnern: der silberne Adler von Seegart, Bryke Carons Feld von Nachtigallen, Weintrauben für die Rothweyns, gestreifter Keiler, roter Ochse, brennender Baum, weißer Widder, Dreifachspirale, rotes Einhorn, tanzende Maid, schwarze Natter, Zwillingstürme, Ohreule und zuletzt die reinen, weißen Wappen der Königsgarde, schimmernd wie die Morgendämmerung.
    »Der König will heute im Buhurt

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