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Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell

Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell

Titel: Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R R Martin
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sie missachten, wieder so abscheulich werden, dass sie weinend vom Tisch liefe.
    Stattdessen lächelte Joffrey und küsste ihre Hand, edel und galant wie die Prinzen in den Liedern. »Ser Loras hat ein scharfes Auge für Schönheit, holde Jungfer.«
    »Er war allzu freundlich«, wandte sie ein, um bescheiden zu bleiben und die Ruhe zu bewahren, obwohl ihr Herz vor Freude sang. »Ser Loras ist ein wahrer Ritter. Glaubt Ihr, dass er morgen gewinnen wird, Mylord?«
    »Nein«, sagte Joffrey. »Mein Hund wird ihn erledigen oder vielleicht mein Onkel Jaime. Und in ein paar Jahren, wenn ich alt genug bin, auf dem Platz zu stehen, werde ich sie allesamt erledigen.« Er hob eine Hand, um einen Diener mit einer Flasche gekühltem Sommerwein zu rufen, und schenkte ihr einen Becher voll. Ängstlich blickte sie zu Septa Mordane hinüber, bis Joffrey sich vorbeugte und auch den Becher der Septa füllte, sodass sie nickte, ihm anmutig dankte und kein Wort mehr sagte.
    Die Diener sorgten dafür, dass die Becher den ganzen Abend über voll waren, doch konnte sich Sansa später nicht erinnern, den Wein auch nur gekostet zu haben. Sie brauchte keinen Wein. Sie war trunken von den Bildern dieser Nacht, benommen vom Zauber, mitgerissen von Schönheit, die sie sich stets erträumt, doch nie gehofft hatte, sie je zu erleben. Sänger saßen vor dem Zelt des Königs, erfüllten die Dämmerung mit Musik. Ein Jongleur sorgte für eine Kaskade brennender Keulen, die durch die Luft wirbelten. Der Narr des Königs, ein pfannkuchengesichtiger Einfaltspinsel namens Mondbub, tanzte im Narrenkleid auf Stelzen und verhöhnte jedermann mit derart gewandter Grausamkeit, dass Sansa sich schon fragte, ob er tatsächlich einfältig war. Selbst Septa Mordane konnte sich seiner nicht erwehren, und als er sein kleines Lied über den Hohen Septon sang, musste sie so sehr lachen, dass sie Wein über sich vergoss.

    Und Joffrey war die Höflichkeit in Person. Den ganzen Abend über unterhielt er sich mit Sansa, überhäufte sie mit Komplimenten, brachte sie zum Lachen, verriet ihr manches vom Klatsch und Tratsch bei Hofe, erklärte Mondbubs Scherze. Sansa war davon so bezaubert, dass sie allen Anstand vergaß und Septa Mordane, die zu ihrer Linken saß, gar nicht beachtete.
    Währenddessen kamen und gingen die Gänge. Eine dicke Suppe aus Gerste und Wildbret. Salate aus süßem Gras und Spinat und Pflaumen, mit geraspelten Nüssen bestreut. Schnecken in Honig und Knoblauch. Sansa hatte noch nie vorher Schnecken gegessen. Joffrey zeigte ihr, wie man die Schnecke aus ihrem Haus bekam, und fütterte sie höchstpersönlich mit dem ersten süßen Bissen. Dann gab es Forelle, frisch aus dem Fluss, in Tonerde gebacken. Der Prinz half ihr, die harte Hülle aufzubrechen, um an das flockige, weiße Fleisch darunter zu kommen. Und als der Fleischgang gebracht wurde, bediente er sie selbst, schnitt eine königliche Portion vom Braten und lächelte, als er diese auf ihren Teller legte. An seinen Bewegungen konnte sie sehen, dass sein rechter Arm ihm noch immer Schwierigkeiten bereitete, doch beklagte er sich nicht.
    Später gab es Bries und Taubenpastete und Bratäpfel mit Zimt und Zitronenkuchen mit Zuckerguss, doch da war Sansa mittlerweile so satt, dass sie nicht mehr als zwei kleine Zitronenkuchen schaffte, sosehr sie diese auch liebte. Schon überlegte sie, ob sie es noch mit einem dritten versuchen sollte, als der König zu schreien begann.
    Mit jedem Gang war König Robert lauter geworden. Von Zeit zu Zeit hatte Sansa gehört, wie er lachte oder einen Befehl über die Musik und das Klappern von Tellern und Besteck hinweg brüllte, doch waren sie zu weit von ihm entfernt, als dass sie seine Worte hätte verstehen können.
    Nun konnte jedermann ihn hören. »Nein«, donnerte er mit einer Stimme, die alle anderen Gespräche erstickte. Erschrocken sah Sansa, dass der König auf den Beinen war, rot im
Gesicht und wankend. Er hielt einen Weinkelch in der Hand und war so betrunken, wie man es nur sein konnte. »Du sagst mir nicht, was ich zu tun habe, Frau«, schrie er Königin Cersei an. »Ich bin hier der König, hast du mich verstanden? Hier herrsche ich, und wenn ich sage, dass ich morgen kämpfe, dann kämpfe ich morgen!«
    Alle starrten zu ihm hinauf. Sansa sah Ser Barristan und Lord Renly, den Bruder des Königs, und den kleinen Mann, der so seltsam zu ihr gesprochen und ihr Haar berührt hatte, doch niemand rührte sich, um einzugreifen. Das Gesicht der Königin war

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