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Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell

Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell

Titel: Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R R Martin
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Schwindel überkam sie, als sie zu den fahlen Türmen aufblickte, so weit in der Höhe.
    »Hohenehr«, hörte sie Marillion staunend murmeln.
    Die scharfe Stimme Tyrion Lennisters mischte sich ein. »Die Arryns dürften über Besuch nicht sonderlich erfreut
sein. Falls Ihr vorhabt, uns in der Dunkelheit diesen Berg erklimmen zu lassen, wäre es mir lieber, wenn Ihr mich gleich hier unten töten würdet.«
    »Wir bleiben über Nacht hier und beginnen den Aufstieg am Morgen«, erklärte ihm Brynden.
    »Ich kann es kaum erwarten«, erwiderte der Zwerg. »Wie kommen wir dort hinauf? Ich habe keine Erfahrung im Ziegenreiten. «
    »Maultiere«, sagte Brynden lächelnd.
    »Es sind Stufen in den Berg gehauen«, sagte Catelyn. Ned hatte davon gesprochen, als er von seiner Jugendzeit erzählte, die er mit Robert Baratheon und Jon Arryn hier verbracht hatte.
    Ihr Onkel nickte. »Es ist zu dunkel, um sie zu sehen, aber es gibt Stufen. Zu steil und schmal für Pferde, aber Maulesel sind ihnen auf dem größten Teil des Weges gewachsen. Am Weg wachen drei kleine Burgen, die Steinburg und die Schneeburg und die Himmelsburg. Die Maultiere bringen uns bis zur Himmelsburg hinauf.«
    Zweifelnd blickte Tyrion Lennister auf. »Und danach?«
    Brynden lächelte. »Danach ist der Weg selbst für Maulesel zu steil. Wir klettern den Rest des Weges zu Fuß. Oder vielleicht wäre es Euch lieber, in einem Korb hinaufzufahren. Hohenehr klammert sich über der Himmelsburg an den Berg, und in ihren Kellern gibt es sechs große Winden mit langen Eisenketten, an denen man Vorräte von unten heraufzieht. Falls es Euch lieber wäre, Mylord von Lennister, könnte ich es für Euch einrichten, dass Ihr mit Brot und Bier und Äpfeln hinauffahrt.«
    Der Zwerg stieß bellendes Gelächter aus. »Wenn ich ein Kürbis wäre«, sagte er. »Nur wäre mein Vater zweifellos höchst ungehalten, wenn seinen Sohn, einen Lennister, das Schicksal einer Ladung Rüben ereilte. Wenn Ihr zu Fuß hinaufgeht, so fürchte ich, werde auch ich es tun müssen. Wir Lennisters haben einen gewissen Stolz.«
    »Stolz?«, fuhr Catelyn ihn an. Sein spöttischer Unterton
und der lässige Gestus erbosten sie. »Mancher würde es Arroganz nennen. Arroganz und Habsucht und Machtgier.«
    »Mein Bruder ist ohne Zweifel arrogant«, erwiderte Tyrion Lennister. »Mein Vater ist die Seele der Habsucht, und meine liebreizende Schwester giert mit jedem Atemzug nach Macht. Ich hingegen bin unschuldig wie ein kleines Lamm. Soll ich für Euch blöken?« Er grinste.
    Knarrend kam die Zugbrücke herunter, bevor sie etwas erwidern konnte, und sie hörten das Klirren geölter Ketten, als das Fallgitter hochgezogen wurde. Soldaten trugen brennende Fackeln heraus, um ihnen zu leuchten, und ihr Onkel führte sie über den Burggraben. Lord Nestor Rois, Haushofmeister im Grünen Tale und Hüter der Tore des Mondes, wartete auf dem Hof, um sie zu begrüßen, inmitten seiner Ritter. »Lady Stark«, sagte er und verneigte sich. Er war ein massiger Mann mit fassförmigem Oberkörper, und seine Verbeugung wirkte unbeholfen.
    Catelyn stieg ab und stellte sich vor ihn. »Lord Nestor«, grüßte sie zurück. Sie kannte den Mann nur seinem Ruf nach. Er war Bronze Johns Vetter, aus einem unbedeutenderen Zweig des Hauses Rois, aber dennoch ein ernst zu nehmender, selbstständiger Lord. »Wir hatten eine lange und ermüdende Reise. Ich würde Euch gern um Gastlichkeit unter Eurem Dach ersuchen, wenn ich darf.«
    »Mein Dach ist Euer, Mylady«, antwortete Lord Nestor barsch, »nur hat Eure Schwester, die Lady Lysa, Nachricht von der Ehr herabgesandt. Sie wünscht Euch umgehend zu sehen. Eure Begleiter werden hier untergebracht und am frühen Morgen hinaufgeschickt.«
    Ihr Onkel schwang sich von seinem Pferd. »Wozu der Irrsinn? «, sagte er schroff. Brynden Tully war nie dafür bekannt gewesen, seine Zunge im Zaum zu halten. »Ein Nachtaufstieg, wobei der Mond nicht einmal voll am Himmel steht? Selbst Lysa sollte wissen, dass es eine Einladung zum Genickbruch ist.«
    »Die Maultiere kennen den Weg, Ser Brynden.« Ein drahtiges
Mädchen von siebzehn oder achtzehn Jahren trat neben Lord Nestor. Ihr dunkles Haar war kurz und gerade geschnitten, und sie trug lederne Reitkleider und ein leichtes Hemd aus versilberten Ketten. Sie verneigte sich vor Catelyn, anmutiger als ihr Lord. »Ich verspreche Euch, Mylady, es wird Euch nichts geschehen. Es wäre mir eine Ehre, Euch hinaufzugeleiten. Ich habe den dunklen Aufstieg schon oft

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