Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell

Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell

Titel: Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R R Martin
Vom Netzwerk:
Mya vor, und ihr Maultier folgte, als gingen sie über einen Burghof. Dann war sie an der Reihe. Doch kaum hatte sie den ersten Schritt getan, als die Angst Catelyn zwischen die Zähne nahm. Sie konnte die Leere fühlen, die endlosen Abgründe schwarzer Luft, die um sie herum gähnten. Sie hielt inne, bebend, fürchtete, sich von der Stelle zu rühren. Der Wind heulte sie an und riss an ihrem Umhang, versuchte, sie über den Rand zu zerren. Catelyn schob ihren Fuß nach hinten, tat einen furchtsamen Schritt, doch stand das Maultier hinter ihr, und
sie konnte nicht zurück. Hier werde ich sterben, dachte sie. Sie spürte, wie der Schweiß über ihren Rücken rann.
    »Lady Stark«, rief Mya von jenseits des Abgrundes. Das Mädchen klang, als wäre sie Tausende von Meilen entfernt. »Geht es Euch gut?«
    Catelyn Tully Stark schluckte den letzten Rest von Stolz herunter. »Ich … ich kann es nicht, Kind«, rief sie laut.
    »Doch, das könnt Ihr«, rief das Bastardmädchen. »Ich weiß, dass Ihr es könnt. Seht doch, wie breit der Weg ist.«
    »Ich will nicht hinsehen.« Die Welt schien sich um sie zu drehen, Berg und Himmel und Maultiere wirbelten um sie herum wie der Kreisel eines Kindes. Catelyn schloss die Augen, um ihren hechelnden Atem zu beruhigen.
    »Ich komme zurück und hole Euch«, sagte Mya. »Rührt Euch nicht, Mylady.«
    Sich zu rühren war das Letzte, was Catelyn wollte. Sie lauschte dem Pfeifen des Windes und dem Scharren von Leder auf Stein. Dann war Mya da, nahm sie sanft beim Arm. »Haltet die Augen geschlossen, wenn Ihr wollt. Lasst die Zügel los, Whitey findet den Weg allein. Sehr gut, Mylady. Ich führe Euch hinüber, es ist ganz einfach, Ihr werdet sehen. Jetzt macht einen Schritt nach vorn. So ist es gut, bewegt Euren Fuß, schiebt ihn einfach vor. Genau. Jetzt den anderen. Ganz einfach. Ihr könntet hinüberrennen. Noch einen, macht nur. Ja.« Und so führte das Bastardmädchen die blinde, zitternde Catelyn hinüber, während ihnen das weiße Maultier in aller Seelenruhe folgte.
    Die kleine Himmelsburg war nicht mehr als eine hohe, halbmondförmige, lose Mauer an der Felswand, doch nicht einmal die dachlosen Türme von Valyria hätten in Catelyn Starks Augen schöner aussehen können. Hier nun begann der Schnee. Die Steine der Himmelsburg waren von Frost überzogen, und lange, eisige Speere hingen von den Schrägen über ihnen.
    Im Osten dämmerte der Morgen, als Mya Stein nach den Wachen rief und sich die Tore vor ihnen öffneten. Hinter den
Mauern gab es nur eine Reihe von Rampen und einen großen Haufen von Steinen und Felsbrocken aller Größe. Ohne Zweifel wäre es die einfachste Sache auf der Welt, von hier aus eine Lawine loszutreten. Eine Öffnung gähnte in der Bergwand vor ihnen. »Die Ställe und Kasernen sind dort drinnen«, sagte Mya. »Der letzte Teil führt durch den Berg. Es kann etwas dunkel sein, aber zumindest seid Ihr aus dem Wind. Bis hierher können die Maultiere gehen. Von jetzt an ist es ein Kamin, eher eine steinerne Leiter als richtige Stufen, aber das ist nicht so schlimm. Eine Stunde noch und wir sind da.«
    Catelyn blickte auf. Direkt über sich, undeutlich nur im Licht des Morgengrauens, sah sie das Fundament der Ehr. Es konnte nicht mehr als sechshundert Fuß über ihnen liegen. Von unten sah es wie eine kleine Honigwabe aus. Sie dachte daran, was ihr Onkel über Körbe und Winden gesagt hatte. »Die Lennisters haben ihren Stolz«, erklärte sie Mya, »aber die Tullys sind mit mehr Verstand geboren. Ich bin den ganzen Tag und den größten Teil der Nacht geritten. Sag ihnen, sie sollen einen Korb herunterlassen. Ich werde mit den Rüben reisen.«
    Die Sonne stand schon hoch über den Bergen, als Catelyn Stark endlich Hohenehr erreichte. Ein untersetzter, silberhaariger Mann mit himmelblauem Umhang und gehämmertem Brustharnisch mit Mond und Falke darauf half ihr aus dem Korb. Ser Vardis Egen, Hauptmann in Jon Arryns Leibgarde. Neben ihm stand Maester Colemon, dünn und nervös, mit zu wenig Haar und zu viel Hals. »Lady Stark«, sagte Ser Vardis, »die Freude ist ebenso groß wie unerwartet.« Maester Colemon wackelte zustimmend mit dem Kopf. »Das ist sie in der Tat, Mylady, das ist sie in der Tat. Ich habe Eurer Schwester Nachricht gegeben. Sie hat Anweisung gegeben, sie zu wecken, sobald Ihr eintrefft.«
    »Ich hoffe, sie hat heute Nacht gut geschlafen«, sagte Catelyn mit bissigem Unterton, der unbemerkt zu bleiben schien.

    Die Männer eskortierten sie vom

Weitere Kostenlose Bücher