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Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell

Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell

Titel: Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R R Martin
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kurvigen Abstieg in das Tiefland zwei Meilen darunter nahm. Hier war das Tal schmal, nicht breiter als einen halben Tagesritt,
und die Berge im Norden schienen so nah, dass Catelyn nach ihnen greifen zu können glaubte. Über allem ragte der zerklüftete Gipfel namens Riesenlanze auf, ein Berg, zu dem selbst Berge aufblickten, dessen Gipfel sich im eisigen Nebel dreieinhalb Meilen über dem Erdboden verloren. Über seine massive Westschulter floss der gespenstische Sturzbach von Alyssas Tränen. Selbst noch aus der Ferne konnte Catelyn den glitzernden Silberfaden vor dem dunklen Stein ausmachen.
    Als ihr Onkel sah, dass sie angehalten hatte, brachte er sein Pferd näher heran. »Dort ist es, neben Alyssas Tränen. Von hier aus sieht man nur hin und wieder etwas Weiß aufblitzen, wenn man genau hinsieht und die Sonne die Mauer genau richtig trifft.«
    Sieben Türme, hatte Ned ihr erklärt, wie weiße Dolche im Bauch des Himmels, so hoch, dass man auf den Zinnen stehen und auf die Wolken herabsehen kann. »Wie lang ist der Ritt?«, fragte sie.
    »Bei Einbruch der Dunkelheit können wir am Berg sein«, sagte Onkel Bryden, »nur der Aufstieg wird uns noch einen Tag kosten.«
    Ser Rodrik Cassel meldete sich von weiter hinten. »Mylady«, sagte er, »ich fürchte, ich kann heute nicht mehr reiten.« Sein Gesicht hing herab, eingerahmt vom zottigen, nachgewachsenen Backenbart, und er sah so erschöpft aus, dass Catelyn schon fürchtete, er könne gleich vom Pferd fallen.
    »Und das solltet Ihr auch nicht«, sagte sie. »Ihr habt alles getan, worum ich Euch hätte bitten können, und hundert Mal noch mehr. Mein Onkel wird mich den Rest des Weges zur Ehr geleiten. Lennister muss mit mir kommen, doch gibt es keinen Grund, dass Ihr und die anderen nicht hier ausruhen und zu neuen Kräften kommen solltet.«
    »Wir würden uns geehrt fühlen, sie als Gäste aufzunehmen«, sagte Ser Donnel mit der feierlichen Höflichkeit der Jugend. Neben Ser Rodrik waren nur Bronn, Ser Willis Wode und Marillion, der Sänger, von der Gesellschaft geblieben,
die mit ihr vom Wirtshaus am Kreuzweg ausgeritten waren.
    »Mylady«, sagte Marillion und ritt vor. »Ich bitte Euch, erlaubt mir, Euch nach Hohenehr begleiten zu dürfen, um das Ende der Geschichte zu erleben, nachdem ich den Beginn gesehen habe.« Der Junge klang verhärmt und dennoch seltsam entschlossen. Fiebriger Glanz lag in seinen Augen.
    Catelyn hatte den Sänger nicht gebeten, mit ihnen zu reiten. Diese Wahl hatte er selbst getroffen, und wie es kam, dass er die Reise überlebte, während so viele tapfere Männer tot und unbestattet hinter ihnen lagen, das konnte sie nicht sagen. Doch war er da, mit struppigem Bart, der ihn fast wie einen Mann aussehen ließ. Vielleicht schuldete sie ihm etwas dafür, dass er so weit gekommen war. »Also gut«, erklärte sie.
    »Auch ich begleite Euch«, verkündete Bronn.
    Das gefiel ihr weit weniger. Ohne Bronn hätte sie das Tal nie erreichen können, das wusste sie. Der Söldner war der wildeste Streiter, den sie je gesehen hatte, und sein Schwert hatte ihr gute Dienste geleistet. Aber trotz alledem missfiel Catelyn dieser Mann. Mut hatte er und Kraft, doch war keine Güte in ihm und nur wenig Treue. Und allzu oft hatte sie ihn an Lennisters Seite reiten sehen, flüsternd und lachend über irgendeinen vertraulichen Scherz. Es wäre ihr lieber gewesen, ihn hier und jetzt vom Zwerg zu trennen, aber nun, da sie eingewilligt hatte, dass Marillion mit zur Ehr kommen durfte, sah sie keine kultivierte Möglichkeit, dasselbe Recht Bronn zu verwehren. »Wie Ihr wollt«, sagte sie, wobei ihr auffiel, dass er sie nicht eigentlich um Erlaubnis gebeten hatte.
    Ser Willis blieb bei Ser Rodrik und einem Septon mit sanfter Stimme, der sich ihrer Wunden annahm. Auch ihre Pferde blieben zurück, arme, abgetriebene Viecher. Ser Donnel versprach, Vögel nach Hohenehr und zu den Toren des Mondes mit der Ankündigung ihres Besuches vorauszuschicken. Frische Tiere wurden aus den Ställen geholt, eine trittsichere,
struppige Bergrasse, und nach einer Stunde schon machten sie sich wieder auf den Weg. Catelyn ritt neben ihrem Onkel, als sie den Abstieg ins Tal begannen. Dahinter kamen Bronn, Tyrion Lennister, Marillion und sechs von Bryndens Männern.
    Erst als sie ein Drittel des Bergpfades hinabgestiegen waren, weit außer Hörweite der anderen, wandte sich Brynden Tully ihr zu und sagte: »Nun, Kind. Erzähl mir von deinem Sturm.«
    »Ich bin schon viele Jahre kein Kind

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