Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell

Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell

Titel: Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R R Martin
Vom Netzwerk:
mehr, Onkel«, sagte Catelyn, doch erzählte sie es ihm nichtsdestotrotz. Es dauerte länger, als sie geglaubt hätte, das alles zu berichten, von Lysas Brief und Brans Sturz, dem Dolch des Attentäters und Kleinfinger und ihrem zufälligen Zusammentreffen mit Tyrion Lennister im Wirtshaus am Kreuzweg.
    Ihr Onkel lauschte schweigend, und schwere Brauen warfen ihre Schatten, während seine Miene immer düsterer wurde. Schon immer hatte Brynden Tully zuhören können … jedem, nur nicht ihrem Vater. Er war Lord Hosters Bruder, fünf Jahre jünger, doch die beiden bekriegten einander schon, solange sich Catelyn erinnern konnte. Während eines lauten Streites, als Catelyn acht Jahre war, hatte Lord Hoster Brynden »das schwarze Schaf der Tully-Herde« genannt. Lachend hatte Brynden darauf hingewiesen, dass das Familiensiegel eine springende Forelle zeige, sodass er eher ein schwarzer Fisch als ein schwarzes Schaf sein sollte, und von jenem Tag an hatte er das als sein persönliches Wappen angenommen.
    Der Streit endete erst an dem Tag, als sie und Lysa heirateten. Während der Hochzeitsfeier hatte Brynden seinem Bruder erklärt, dass er Schnellwasser verlassen würde, um Lysa und ihrem neuen Ehemann, dem Lord über Hohenehr, zu dienen. Seither hatte Lord Hoster den Namen seines Bruders nicht mehr ausgesprochen, nach allem, was Edmure ihr in seinen unregelmäßigen Briefen berichtete.
    Dennoch war es während Catelyns Kindheit stets Brynden
Schwarzfisch gewesen, zu dem Lord Hosters Kinder mit ihren Tränen und Geschichten liefen, wenn Vater zu beschäftigt und Mutter zu krank war. Catelyn, Lysa, Edmure … und, ja, sogar Petyr Baelish, das Mündel ihres Vaters … ihnen allen hatte er geduldig zugehört, wie er auch jetzt zuhörte, hatte über ihre Triumphe gelacht und bei ihren kindlichen Missgeschicken mitgelitten.
    Als sie fertig war, blieb ihr Onkel lange Zeit still, während sein Pferd den steilen, steinigen Pfad hinabstieg. »Dein Vater muss Nachricht erhalten«, sagte er schließlich. »Falls die Lennisters marschieren sollten, ist Winterfell fern und das Grüne Tal hinter seinen Bergen abgeschottet, doch Schnellwasser liegt auf ihrem Weg.«
    »Ich hatte dieselbe Sorge«, räumte Catelyn ein. »Ich werde Maester Colemon bitten, einen Vogel zu schicken, sobald wir auf der Ehr sind.« Sie hatte noch andere Nachrichten zu senden. Die Befehle, die Ned ihr für seine Vasallen gegeben hatte, um die Befestigungen des Nordens bereitzumachen. »Wie ist die Stimmung im Tal?«
    »Verbittert«, gab Brynden Tully zu. »Lord Jon war sehr beliebt, und man empfand es als tiefe Kränkung, dass der König Jaime Lennister ein Amt übertrug, das die Arryns fast dreihundert Jahre ausgeübt haben. Lysa hat uns befohlen, ihren Sohn den Wahren Wächter des Ostens zu nennen, doch davon lässt sich niemand täuschen. Ebenso fragt sich deine Schwester nicht allein, wie die Hand zu Tode gekommen ist. Niemand wagt zu behaupten, dass Jon ermordet wurde, nicht offen, doch der Verdacht wirft einen langen Schatten.« Er sah Catelyn an, mit schmalem Mund. »Und dann ist da noch der Junge.«
    »Der Junge? Was ist mit ihm?« Sie zog den Kopf ein, als sie unter einem niedrigen Felsüberhang hindurch und um eine scharfe Biegung ritt.
    Die Stimme ihres Onkels klang sorgenvoll. »Lord Robert«, seufzte er. »Sechs Jahre alt, kränklich, und er neigt zum Weinen, wenn man ihm seine Puppen nimmt. Jon Arryns rechtmäßiger
Erbe, bei allen Göttern, doch gibt es manchen, der sagt, er wäre zu schwach, um den Platz seines Vaters einzunehmen. Nestor Rois war in den vergangenen vierzehn Jahren Haushofmeister, während Lord Jon in Königsmund diente, und viele flüstern, er solle weiter regieren, bis der Junge volljährig wird. Andere meinen, Lysa solle wieder heiraten, und zwar bald. Schon jetzt sammeln sich die Freier wie Krähen auf einem Schlachtfeld. Die Ehr ist voll von ihnen. «
    »Das hätte ich mir denken können«, sagte Catelyn. Es konnte nicht verwundern. Lysa war noch jung, und das Königreich von Berg und Grünem Tal war eine hübsche Mitgift. »Will Lysa sich neu vermählen?«
    »Sie ist nicht abgeneigt, vorausgesetzt, sie fände einen Mann, der ihr gefällt«, sagte Brynden Tully, »nur hat sie Lord Nestor und ein Dutzend geeigneter Männer bereits abgewiesen. Sie schwört, dass diesmal sie selbst ihren Hohen Gatten wählt.«
    »Das kann man ihr kaum zum Vorwurf machen.«
    Ser Brynden schnaubte. »Und das will ich auch nicht, aber … mir

Weitere Kostenlose Bücher