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Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell

Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell

Titel: Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R R Martin
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Königslande, kein Wilder mit Glöckchen im Haar und Grasflecken an der Hose«, spuckte Viserys ihr ins Gesicht. Er packte sie am Arm. »Du vergisst dich, Hure. Glaubst du, dass dein dicker Bauch dich schützen kann, wenn du den Drachen weckst?«
    Schmerzhaft drückten seine Finger in ihren Arm, und einen Augenblick lang fühlte sich Dany wieder wie ein Kind, das angesichts seines Zornes erzitterte. Sie ergriff das Erstbeste, dessen sie habhaft wurde, den Gürtel, den sie ihm hatte schenken wollen, eine schwere Kette aus verzierten Bronzemedaillons. Mit aller Kraft schlug sie nach ihm.
    Sie traf ihn mitten ins Gesicht. Viserys ließ sie los. Blut lief über seine Wange, wo die scharfe Kante eines der Medaillons einen Schnitt hinterlassen hatte. »Du bist es, der sich vergisst«, fuhr Dany ihn an. »Hast du an jenem Tag im Gras denn nichts gelernt? Geh jetzt, bevor ich dich von meinen khas hinauswerfen lasse. Und bete darum, dass Khal Drogo nichts davon erfährt, sonst reißt er dir den Bauch auf und füttert dich mit deinen eigenen Eingeweiden.«
    Schwankend kam Viserys auf die Beine. »Wenn ich in mein Königreich komme, wirst du diesen Tag bereuen, Hure.« Er ging, hielt sich das verletzte Gesicht und ließ ihre Geschenke zurück.

    Blutstropfen waren auf den schönen Umhang aus Rohseide gespritzt. Dany nahm den weichen Stoff an ihre Wange und saß mit gekreuzten Beinen auf ihren Schlafmatten.
    »Eure Speisen sind bereitet, Khaleesi «, verkündete Jhiqui.
    »Ich habe keinen Hunger«, sagte Dany traurig. Plötzlich war sie sehr müde. »Teilt die Speisen unter euch, und schickt etwas davon Ser Jorah, seid so gut.« Einen Moment später fügte sie hinzu: »Bitte, bring mir eins von diesen Dracheneiern. «
    Irri nahm das Ei mit der dunkelgrünen Schale, und bronzene Flecken schimmerten inmitten der Schuppen, als sie es in ihren kleinen Händen wendete. Dany rollte sich auf der Seite zusammen, zog den Umhang aus Rohseide über sich und legte das Ei in die Grube zwischen ihrem prallen Bauch und den kleinen, zarten Brüsten. Es gefiel ihr, es zu halten. Es war so wunderschön, und manchmal gab die bloße Nähe ihr das Gefühl, als zöge sie Kraft aus den steinernen Drachen, die darin gefangen waren.
    Sie lag da und hielt das Ei, als sie spürte, wie sich das Kind in ihrem Bauch bewegte … als wollte es zu ihm, der Bruder zum Bruder, das Blut zum Blut. » Du bist der Drache«, flüsterte Dany ihm zu, »der wahre Drache. Ich weiß es. Ich weiß es.« Und sie lächelte, schlief ein und träumte von der Heimat.

BRAN
    Leichter Schnee fiel. Bran konnte spüren, wie er schmolz, wenn er sein Gesicht wie sanfter Regen berührte. Aufrecht saß er auf seinem Pferd und sah zu, wie das eiserne Fallgitter hochgezogen wurde. Sosehr er sich auch darum mühte, ruhig zu bleiben, flatterte doch sein Herz in der Brust.
    »Bist du bereit?«, fragte Robb.
    Bran nickte, gab sich Mühe, seine Angst nicht zu zeigen. Seit seinem Sturz hatte er Winterfell nicht mehr verlassen, doch war er entschlossen, stolz wie ein Ritter auszureiten.
    »Nun, dann lass uns reiten.« Robb gab seinem großen, grauweißen Wallach die Fersen und führte das Pferd unter dem Fallgitter hindurch.
    »Geh«, flüsterte Bran seinem eigenen Pferd zu. Sanft berührte er dessen Hals, und das kleine, braune Fohlen kam in Bewegung. Bran hatte der jungen Stute den Namen Tänzerin gegeben. Sie war zwei Jahre alt, und Joseth sagte, sie sei klüger, als ein Pferd sein dürfe. Man hatte sie speziell abgerichtet, damit sie auf Zügel, Stimme und Berührung reagierte. Bisher hatte Bran sie nur auf dem Burghof geritten. Anfangs hatten Joseth oder Hodor sie noch geführt, während Bran auf ihrem Rücken in dem übergroßen Sattel festgeschnallt saß, den der Gnom für ihn entworfen hatte, doch seit zwei Wochen ritt er sie allein, trabte Runde um Runde und wurde mit jedem Mal mutiger.
    Sie kamen unter dem Wachhaus hindurch, über die Zugbrücke, durch die äußere Mauer. Sommer und Grauwind sprangen neben ihnen herum, witterten im Wind. Gleich nach ihnen kam Theon Graufreud mit seinem Langbogen
und einem Köcher voller Pfeile mit breiten Spitzen. Er wollte einen Hirsch erlegen, so hatte er gesagt. Ihm folgten vier Gardisten mit Kettenhemden und Hauben, und Joseth, ein dürrer Besenstiel von einem Stallknecht, den Robb zum Stallmeister ernannt hatte, solange Hullen fort war. Maester Luwin bildete auf einem Esel die Nachhut. Es hätte Bran besser gefallen, wenn Robb und er allein

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