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Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell

Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell

Titel: Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R R Martin
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klang traurig und sogar etwas ängstlich. »Bran, ich muss dir etwas sagen. Gestern Nacht kam ein Vogel. Aus Königsmund. Maester Luwin hat mich geweckt. «
    Plötzlich stieg Furcht in Bran auf. Dunkle Schwingen, dunkle Worte , sagte die Alte Nan immer, und in letzter Zeit hatten die Briefraben den Wahrheitsgehalt dieses Sprichwortes bewiesen. Als Robb dem Lord Kommandant der Nachtwache schrieb, brachte der Vogel, der zurückkam, die Nachricht, dass Onkel Benjen nach wie vor vermisst würde. Dann kam ein Brief aus Hohenehr, von Mutter, doch auch er brachte keine guten Nachrichten. Sie sagte nicht, wann sie zurückkommen wollte, nur dass sie den Gnom gefangen genommen habe. Bran hatte den kleinen Mann eigentlich gemocht, doch schickte ihm der Name Lennister kalte Finger über den Rücken. Diese Lennisters hatten etwas an sich, woran er sich erinnern sollte, doch als er darüber nachzudenken versuchte, was es war, wurde ihm schwindlig, und sein Magen krampfte sich hart wie ein Stein zusammen. Robb verbrachte fast
den ganzen Tag hinter verschlossenen Türen mit Maester Luwin, Theon Graufreud und Hallis Mollen. Danach wurden Reiter ausgesandt, die Robbs Befehle im Norden verbreiteten. Bran hörte von Maidengraben, der uralten Festung, welche die Ersten Menschen oben an der Eng errichtet hatten. Niemand sagte ihm, was vor sich ging, doch wusste er, es war nichts Gutes.
    Und nun der nächste Rabe, die nächste Nachricht. Bran fragte: »Kam der Vogel von Mutter? Kommt sie heim?«
    »Die Nachricht kam von Alyn in Königsmund. Jory Cassel ist tot. Und Wyl und Heward ebenso. Vom Königsmörder erschlagen.« Robb hob das Gesicht dem Schnee entgegen, und die Flocken schmolzen auf seinen Wangen. »Mögen die Götter ihnen Frieden geben.« Bran wusste nicht, was er sagen sollte. Er fühlte sich, als hätte man ihn geschlagen. Jory war schon Hauptmann der Hausgarde gewesen, als Bran noch nicht geboren war. »Jory ist tot?« Er dachte an die vielen Male, die Jory ihn über die Dächer gejagt hatte. Er sah ihn vor sich, wie er in Kettenhemd und Panzer über den Hof marschierte oder an seinem Stammplatz auf der Bank in der Großen Halle saß und beim Essen scherzte. »Warum sollte jemand Jory töten?«
    Wortlos schüttelte Robb den Kopf, der Schmerz deutlich in seinen Augen. »Ich weiß nicht, und … Bran, das ist noch nicht das Schlimmste. Vater wurde beim Kampf unter einem stürzenden Pferd eingeklemmt. Alyn sagt, das Bein sei gesplittert und … Maester Pycelle hat ihm Mohnblumensaft gegeben, aber sie sind nicht sicher, wann … wann er …« Hufgetrappel ließ ihn die Straße hinunterblicken, wo Theon und die anderen kamen. »Wann er wieder aufwacht«, endete Robb. Dann legte er seine Hand auf den Knauf seines Schwertes und fuhr mit der feierlichen Stimme von Robb, dem Lord, fort. »Bran, ich verspreche dir, was immer auch geschieht: Ich werde dafür sorgen, dass es nicht in Vergessenheit gerät.«
    Etwas in seiner Stimme weckte Brans Angst nur umso
mehr. »Was willst du tun?«, fragte er, als Theon Graufreud neben ihnen zum Stehen kam.
    »Theon meint, ich sollte zu den Fahnen rufen«, sagte Robb.
    »Blut für Blut.« Diesmal lächelte Graufreud nicht. Sein schmales, dunkles Gesicht hatte einen hungrigen Ausdruck, und schwarzes Haar fiel über seine Augen.
    »Nur der Lord kann zu den Fahnen rufen«, sagte Bran, während Schnee sie umwehte.
    »Wenn euer Vater stirbt«, sagte Theon, »ist Robb der Lord von Winterfell.«
    »Er wird nicht sterben!«, schrie Bran ihn an.
    Robb nahm seine Hand. »Er wird nicht sterben, nicht Vater«, sagte er ruhig. »Dennoch … die Ehre des Nordens liegt nun in meinen Händen. Als unser Hoher Vater uns verließ, hat er zu mir gesagt, ich solle stark sein, für dich und für Rickon. Ich bin fast erwachsen, Bran.«
    Ein Schauer durchfuhr Bran. »Ich wünschte, Mutter wäre zurück«, sagte er niedergeschlagen. Er sah sich nach Maester Luwin um. Sein Esel war in weiter Ferne zu sehen, wo er über eine Anhöhe trottete. »Sagt auch Maester Luwin, dass du zu den Fahnen rufen solltest?«
    »Der Maester ist furchtsam wie ein altes Weib«, erwiderte Theon.
    »Vater hat stets auf seinen Rat gehört«, erinnerte Bran seinen Bruder. »Mutter auch.«
    »Ich höre auf ihn«, beharrte Robb. »Ich höre auf alle.«
    Die Freude, die Bran über seinen Ritt empfunden hatte, schmolz dahin wie der Schnee auf seinem Gesicht. Vor nicht allzu langer Zeit hätte er den Gedanken daran, dass Robb zu den Fahnen rief und in den

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