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Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell

Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell

Titel: Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R R Martin
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ausgeritten wären, doch davon wollte Hal Mollen nichts hören, und Maester Luwin gab ihm Recht. Für den Fall, dass Bran von seinem Pferd fiel oder sich verletzte, war der Maester fest entschlossen, bei ihm zu sein.
    Außerhalb der Burg lag der Marktplatz, dessen hölzerne Buden jetzt leer waren. Sie ritten durch die schlammigen Straßen des Dorfes, an hübschen, kleinen Häusern aus Holz und unverputztem Stein vorüber. Nicht einmal eines unter fünfen war bewohnt. Von diesen jedoch rankten dünne Rauchfähnchen kräuselnd aus den Schornsteinen hinauf. Die restlichen Häuser würden sich eines nach dem anderen füllen, je kälter es würde. Wenn der Schnee fiel und die eisigen Winde aus dem Norden heulten, so sagte die Alte Nan, verließen die Bauern ihre gefrorenen Felder und fernen Gehöfte, beluden ihre Wagen, und dann kam Leben ins Winterdorf. Bran hatte das noch nie gesehen, doch Maester Luwin sagte, der Winter käme immer näher. Das Ende des langen Sommers stünde bald bevor. Der Winter naht.
    Einige Dörfler beäugten die Schattenwölfe voller Sorge, als die Reiter vorüberkamen, und ein Mann ließ das Holz, das er trug, fallen und schreckte vor Angst zurück, die meisten Bewohner hingegen hatten sich an den Anblick bereits gewöhnt. Sie fielen auf die Knie, wenn sie die Jungen sahen, und Robb grüßte jeden von ihnen mit einem hochherrschaftlichen Nicken.
    Da seine Beine nicht zupacken konnten, verunsicherte das Schaukeln des Pferdes Bran anfangs, doch der riesige Sattel mit dem dicken Horn und hohem Rücken umfasste ihn bequem, und die Riemen um Brust und Beine verhinderten,
dass er herausfiel. Nach einiger Zeit fühlte sich der Rhythmus fast natürlich an. Seine Angst verflog, und ein vorsichtiges Lächeln zeigte sich auf seinen Lippen.
    Zwei Kellnerinnen standen unter dem Schild des »Rauchenden Scheits«, der hiesigen Bierschenke. Als Theon Graufreud sie rief, errötete das jüngere der beiden Mädchen und versteckte ihr Gesicht. Theon gab seinem Pferd die Sporen, um an Robbs Seite zu gelangen. »Die süße Kyra«, sagte er lachend. »Im Bett windet sie sich wie ein Wiesel, doch sagt man auf der Straße auch nur ein Wort zu ihr, errötet sie wie eine Jungfer. Habe ich dir je von der Nacht erzählt, als sie und Bessa …«
    »Nicht, solange mein Bruder mithören kann, Theon«, warnte Robb mit einem Blick auf Bran.
    Bran wandte sich ab und tat, als hätte er nichts mitbekommen, doch spürte er Graufreuds Blicke. Ohne Zweifel lächelte er. Er lächelte oft, als wäre die Welt ein heimlicher Witz, den nur er verstehen konnte. Robb schien Theon zu bewundern und seine Gesellschaft zu genießen, Bran war allerdings mit dem Mündel seines Vaters nie so recht warm geworden.
    Robb ritt näher heran. »Du machst dich gut, Bran.«
    »Ich möchte schneller reiten«, erwiderte Bran.
    Robb lächelte. »Wie du willst.« Er brachte seinen Wallach in Trab. Die Wölfe hetzten ihm nach. Bran schlug scharf mit den Zügeln, und Tänzerin trabte an. Er hörte Theon Graufreud rufen und das Hufgetrappel der anderen Pferde hinter ihm.
    Brans Umhang blähte sich auf, flatterte im Wind, und der Schnee peitschte ihm ins Gesicht. Robb war weit voraus, sah von Zeit zu Zeit über seine Schulter, um sicherzugehen, dass Bran und die anderen ihm folgten. Wieder schlug er mit den Zügeln. Sanft wie Seide fiel Tänzerin in den Galopp. Der Abstand wurde kleiner. Als er Robb am Rande des Wolfswaldes einholte, zwei Meilen hinter dem Winterdorf, hatten sie die anderen weit hinter sich gelassen. »Ich kann reiten !«, rief Bran grinsend. Fast fühlte es sich so gut an wie zu fliegen.

    »Ich würde mit dir um die Wette reiten, aber ich fürchte, du würdest gewinnen.« Robbs Stimme klang gelöst und scherzend, dennoch merkte Bran, dass sein Bruder hinter dem Lächeln Sorgen verbarg.
    »Ich will nicht um die Wette reiten.« Bran sah sich nach den Schattenwölfen um. Beide waren im Wald verschwunden. »Hast du gehört, wie Sommer gestern Nacht geheult hat?«
    »Grauwind war genauso unruhig«, sagte Robb. Sein kastanienbraunes Haar war struppig und ungekämmt, und rötliche Stoppeln überzogen sein Kinn, wodurch er älter aussah als die fünfzehn Jahre, die er war. »Manchmal denke ich, sie wissen Dinge … spüren Dinge …« Robb seufzte. »Ich wünschte, du wärst älter.«
    »Ich bin schon acht!«, sagte Bran. »Acht ist nicht mehr so viel jünger wie fünfzehn, und ich bin der Erbe von Winterfell, gleich nach dir.«
    »Das bist du.« Robb

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