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Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell

Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell

Titel: Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R R Martin
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Krieg zog, aufregend gefunden, doch nun empfand er nur Angst. »Können wir jetzt zurückreiten? «, fragte er. »Mir ist kalt.«
    Robb sah in die Runde. »Wir müssen die Wölfe finden. Kannst du es noch etwas aushalten?«
    »Ich kann so lange, wie du kannst.« Maester Luwin hatte
gewarnt, sie sollten den Ritt kurz halten, aus Angst vor wunden Stellen durch den Sattel, doch wollte Bran vor seinem Bruder keine Schwäche eingestehen. Er hatte genug davon, dass sich jedermann um ihn sorgte und ihn fragte, wie es ihm ging.
    »Dann lasst uns die Jäger jagen«, sagte Robb. Seite an Seite führten sie ihre Pferde vom Königsweg und brachen in den Wolfswald auf. Theon blieb zurück, folgte ihnen in einigem Abstand und redete und scherzte mit den Gardisten.
    Es war schön unter den Bäumen. Bran ließ Tänzerin langsam gehen, hielt die Zügel locker und sah sich dabei um. Er kannte diesen Wald, doch war er so lange auf Winterfell eingesperrt gewesen, dass er sich fühlte, als sähe er ihn zum ersten Mal. Die Gerüche stiegen ihm in die Nase, der scharfe, frische Duft von Kiefernnadeln, der erdige Geruch feuchter, modernder Blätter, der Hauch von Tierduft und von fernen Lagerfeuern. Kurz sah er, wie ein schwarzes Eichhörnchen über die schneebedeckten Äste einer Eiche lief, und blieb stehen, um sich das silbrige Netz einer Kaiserspinne anzusehen.
    Immer weiter fielen Theon und die anderen zurück, bis Bran ihre Stimmen nicht mehr hören konnte. Voraus hörte er das leise Rauschen von Wasser. Tränen brannten in seinen Augen.
    »Bran?«, fragte Robb. »Was ist los?«
    Bran schüttelte den Kopf. »Ich musste nur gerade an etwas denken«, sagte er. »Jory hat uns einmal hierhergebracht, zum Forellenangeln. Dich und mich und Jon. Weißt du noch?«
    »Das weiß ich noch«, sagte Robb mit leiser, trauriger Stimme.
    »Ich habe nichts gefangen«, erinnerte sich Bran, »aber Jon hat mir seinen Fisch auf dem Heimweg nach Winterfell geschenkt. Werden wir Jon je wiedersehen?«
    »Onkel Benjen haben wir gesehen, als der König zu Besuch kam«, erinnerte Robb. »Jon wird uns auch besuchen, ganz bestimmt.«

    Das Wasser im Bach stand hoch und floss schnell. Robb stieg ab und führte seinen Wallach über die Furt. An der tiefsten Stelle reichte das Wasser halb den Oberschenkel hinauf. Auf der anderen Seite band er sein Pferd an einen Baum und watete zurück, um Bran und Tänzerin zu holen. Die Strömung schäumte um Fels und Wurzel, und Bran spürte die Gischt auf seinem Gesicht, als Robb ihn hinüberführte. Er musste lächeln. Einen Moment lang fühlte er sich wieder stark und ganz. Er blickte zu den Bäumen auf, nach oben zu den Wipfeln, und der ganze Wald breitete sich unter ihm aus.
    Sie waren auf der anderen Seite, als sie ein Heulen hörten, ein langes, lauter werdendes Heulen, das wie kalter Wind durch die Bäume wehte. Bran hob den Kopf und lauschte. »Sommer«, sagte er. Kaum hatte er das gesagt, als eine zweite Stimme in das Geheul der ersten einfiel.
    »Sie haben etwas gerissen«, sagte Robb beim Aufsteigen. »Ich sollte besser hinreiten und sie zurückholen. Warte hier. Theon und die anderen müssten bald da sein.«
    »Ich will mitkommen«, sagte Bran.
    »Allein finde ich sie schneller.« Robb gab seinem Wallach die Sporen und verschwand zwischen den Bäumen.
    Kaum war er fort, da schienen die Bäume um Bran näher zu kommen. Mittlerweile schneite es heftiger. Wenn der Schnee auf die Erde fiel, schmolz er, doch Steine und Äste trugen schon eine dünne, weiße Decke. Während er dort wartete, wurde ihm bewusst, wie unwohl er sich fühlte. Er spürte seine Beine nicht, die nutzlos in den Steigbügeln hingen, doch der Riemen um seine Brust war stramm und scheuerte, und der schmelzende Schnee hatte seine Handschuhe durchweicht, und seine Hände waren kalt. Er fragte sich, was Theon und Maester Luwin und Joseth und die anderen aufhalten mochte.
    Als er das Rascheln von Blättern hörte, drehte er Tänzerin mit Hilfe der Zügel um und erwartete, seine Freunde zu sehen, doch die zerlumpten Gestalten, die ans Ufer des Baches traten, waren Fremde.

    »Einen Guten Tag wünsche ich Euch«, sagte er unsicher. Mit einem Blick erkannte Bran, dass sie weder Waldbewohner noch Bauern waren. Plötzlich wurde ihm bewusst, wie reich er gekleidet war. Sein Wappenrock war neu, dunkelgraue Wolle mit silbernen Knöpfen, und eine schwere Silbernadel hielt seinen pelzbesetzten Umhang an den Schultern. Auch seine Stiefel und Handschuhe waren mit Pelz

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