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Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell

Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell

Titel: Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R R Martin
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besetzt.
    »Ganz allein, was?«, sagte der Größte von ihnen, ein kahler Mann mit grobem, vom Wind gerötetem Gesicht. »Im Wolfswald verirrt, armer Kerl.«
    »Ich habe mich nicht verirrt.« Es gefiel Bran nicht, wie die Fremden ihn ansahen. Er zählte vier, doch als er sich umdrehte, sah er zwei weitere hinter sich. »Mein Bruder ist eben erst fortgeritten, und meine Wache wird gleich hier sein.«
    »Deine Wache, ja?«, sagte ein zweiter Mann. Graue Stoppeln überzogen sein ausgezehrtes Gesicht. »Und was sollten sie bewachen, mein kleiner Lord? Ist das eine Silbernadel, die ich da an deinem Umhang sehe?«
    »Hübsch«, sagte eine Frauenstimme. Doch ihre Besitzerin war kaum als Frau auszumachen. Groß und schlank, mit dem gleichen harten Gesicht wie die anderen, das Haar unter einem tellerförmigen Halbhelm verborgen. Der Speer in ihrer Hand war acht Fuß lang und aus schwarzer Eiche, mit rostigem Stahl an der Spitze.
    »Sehen wir mal nach«, sagte der große, kahle Mann.
    Ängstlich musterte Bran ihn. Die Kleider des Mannes waren verdreckt, fielen fast auseinander, waren hier mit Braun und Blau und dort mit dunklem Grün geflickt und überall zu Grau verblasst, doch früher einmal mochte dieser Umhang schwarz gewesen sein. Auch der graue, stoppelbärtige Mann trug schwarze Lumpen, wie er mit jähem Schrecken erkannte. Plötzlich fiel Bran der Eidbrüchige ein, den sein Vater geköpft hatte, an jenem Tag, als sie die Wolfsjungen gefunden hatten. Auch dieser Mann hatte Schwarz getragen, und sein Vater hatte gesagt, er sei ein Deserteur aus der Nachtwache.
Niemand ist gefährlicher , so hatte er Lord Eddards Worte in Erinnerung. Der Deserteur weiß, dass sein Leben verwirkt ist, wenn er gefasst wird, daher wird er vor keinem Verbrechen zurückschrecken, so schändlich oder grausam es auch sein mag.
    »Die Nadel, Kleiner«, sagte der große Mann. Er streckte seine Hand aus.
    »Das Pferd nehmen wir auch«, sagte jemand anders, eine Frau, die kleiner als Robb war, mit breitem, flachem Gesicht und glattem, gelbem Haar. »Steig ab und spute dich dabei.« Ein Messer glitt ihr aus dem Ärmel in die Hand, die Klinge gezackt wie eine Säge.
    »Nein«, platzte Bran heraus. »Ich kann nicht …«
    Der große Mann packte seine Zügel, bevor Bran darauf kam, Tänzerin herumzureißen und davonzugaloppieren. »Du kannst, kleiner Lord … und das wirst du auch, wenn du weißt, was gut für dich ist.«
    »Stiv, sieh dir an, wie er festgeschnallt ist.« Die große Frau deutete mit ihrem Speer auf die Riemen. »Vielleicht sagt er die Wahrheit.«
    »Riemen, ja?«, sagte Stiv. Er zog einen Dolch aus der Scheide an seinem Gürtel. »Die Riemen bekommen wir schon auf!«
    »Bist du so was wie ein Krüppel?«, fragte die kleine Frau.
    Bran fuhr aus der Haut. »Ich bin Brandon Stark von Winterfell, und Ihr solltet besser mein Pferd loslassen, sonst lasse ich euch alle töten.«
    Der ausgezehrte Mann mit dem grauen Stoppelgesicht lachte. »Der Junge ist ein Stark, das wird wohl stimmen. Nur ein Stark ist dumm genug, zu drohen, wo klügere Männer betteln würden.«
    »Schneid ihm seinen kleinen Schwanz ab und stopf ihm das Ding ins Maul«, schlug die kleine Frau vor. »Das sollte ihn zum Schweigen bringen.«
    »Du bist so dumm, wie du hässlich bist, Hali«, sagte die große Frau. »Tot ist der Junge nichts wert, aber lebendig … verdammt sollen die Götter sein, überlegt mal, was Manke
geben würde, wenn er Benjen Starks Fleisch und Blut als Geisel hätte!«
    »Verdammt soll Manke sein«, fluchte der große Mann. »Willst du wieder dahin zurück, Osha? Eine Närrin bist du. Glaubst du, es interessiert die weißen Wanderer, ob du eine Geisel hast?« Wieder wandte er sich Bran zu und durchschnitt den Riemen um seinen Oberschenkel. Das Leder riss mit einem Seufzer.
    Der Schnitt war schnell und beiläufig gewesen und tief gegangen. Als er an sich hinunterblickte, sah Bran weiße Haut, wo die Wolle seiner Hosen aufgeschnitten war. Dann floss das Blut. Er sah, wie sich der rote Fleck ausbreitete, fühlte sich benommen, merkwürdig abwesend. Er hatte keinen Schmerz gespürt, nicht den Hauch von Gefühl. Der große Mann stöhnte vor Überraschung auf.
    »Legt auf der Stelle Eure Klinge weg, und ich verspreche, Euer Tod soll schnell und schmerzlos sein«, rief Robb.
    Mit verzweifelter Hoffnung sah Bran auf, und da war er. Die Kraft der Worte wurde noch von der Art und Weise unterstrichen, wie sich seine Stimme vor Anspannung überschlug. Er war zu

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