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Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell

Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell

Titel: Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R R Martin
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er leise«, erwiderte der Prinz. »Dieser Wolf, der macht den Lärm. Ich konnte letzte Nacht kaum schlafen.«
    Clegane warf einen langen Schatten über die festgetretene Erde, als der Knappe den schwarzen Helm auf seinen Kopf sinken ließ. »Ich könnte das Vieh zum Schweigen bringen, wenn es Euch beliebt«, sagte er durch das offene Visier. Sein Knappe gab ihm ein Langschwert in die Hand. Er prüfte dessen Gewicht und schnitt durch die kalte Morgenluft. Hinter ihm hörte man das Klirren von Stahl auf Stahl.
    Die Vorstellung schien den Prinzen zu erfreuen. »Man schicke einen Hund, um einen Hund zu töten!«, rief er aus. »In Winterfell wimmelt es derart von Wölfen, dass die Starks sicher keinen vermissen würden.«
    Tyrion hüpfte von der letzten Stufe auf den Hof. »Ich erlaube mir, anderer Meinung zu sein, Neffe«, sagte er. »Die
Starks können über sechs hinauszählen. Im Gegensatz zu manchen Prinzen, die ich nennen könnte.«
    Joffrey besaß zumindest so viel Anstand, zu erröten.
    »Eine Stimme aus dem Nichts«, sagte Sandor. Er lugte durch seinen Helm, blickte hierhin und dorthin. »Geister aus der Luft!«
    Der Prinz lachte, wie er immer lachte, wenn sein Leibwächter diesen Mummenschanz trieb. Tyrion war daran gewöhnt. »Hier unten.«
    Der große Mann spähte zu Boden und gab vor, ihn jetzt zu bemerken. »Der kleine Lord Tyrion«, sagte er. »Ich bitte um Verzeihung. Ich habe Euch dort nicht stehen sehen.«
    »Ich bin heute nicht in der Stimmung für Eure Überheblichkeit. « Tyrion wandte sich seinem Neffen zu. »Joffrey, es wird höchste Zeit, dass du Lord Eddard und seiner Lady die Aufwartung machst, um ihnen dein Mitgefühl auszusprechen. «
    Joffrey sah so verdrießlich aus, wie nur ein kleiner Prinz verdrießlich aussehen kann. »Was wird ihnen mein Mitgefühl schon nützen?«
    »Nichts«, erwiderte Tyrion. »Und dennoch wird es von dir erwartet. Dein Nichterscheinen wurde schon bemerkt.«
    »Die kleine Stark bedeutet mir nichts«, sagte Joffrey. »Ich kann das Klagen der Weiber nicht ertragen.«
    Tyrion Lennister streckte eine Hand aus und schlug seinem Neffen hart ins Gesicht. Die Wange des Jungen begann sich zu röten.
    »Noch ein Wort«, drohte Tyrion, »und ich schlage dich abermals.«
    »Das sag ich meiner Mutter!«, schrie Joffrey.
    Wieder schlug Tyrion zu. Nun flammten beide Wangen auf.
    »Sag es deiner Mutter«, erklärte Tyrion. »Aber vorher gehst du zu Lord und Lady Stark, und du fällst vor ihnen auf die Knie und sagst ihnen, wie leid es dir tut und dass du ihnen zu Diensten stehst, wenn du in dieser Stunde der Verzweiflung
nur irgendetwas für sie oder die Ihren tun kannst, und deine Gebete gelten ihnen. Hast du mich verstanden? Hast du?«
    Der Junge sah aus, als wollte er gleich in Tränen ausbrechen. Stattdessen brachte er ein schwaches Nicken zu Stande. Dann drehte er sich um, floh Hals über Kopf vom Hof und hielt sich die Wangen. Tyrion sah ihm nach.
    Ein Schatten fiel über sein Gesicht. Er wandte sich um und sah, wie Clegane wie eine Klippe über ihm aufragte. Seine rußschwarze Rüstung schien die Sonne zu verdunkeln. Er hatte das Visier an seinem Helm geschlossen. Dieser war einem zähnefletschenden, schwarzen Jagdhund nachempfunden, schrecklich anzuschauen, doch empfand Tyrion den Helm als enorme Verbesserung gegenüber Cleganes grauenvoll verbranntem Gesicht.
    »Das wird der Prinz nicht vergessen, kleiner Lord«, warnte ihn der Bluthund. Der Helm verwandelte sein Lachen in ein hohles Grollen.
    »Das will ich hoffen«, erwiderte Tyrion Lennister. »Falls er es vergessen sollte, seid ein braver Hund und erinnert ihn daran.« Er sah sich auf dem Burghof um. »Wisst Ihr, wo ich meinen Bruder finden könnte?«
    »Beim Frühstück mit der Königin.«
    »Ah«, sagte Tyrion. Er widmete Sandor Clegane ein flüchtiges Nicken und ging pfeifend so rasch davon, wie seine verkrüppelten Beine ihn trugen. Er bedauerte den ersten Ritter, der sich heute dem Bluthund stellen musste. Der Mann hatte schlechte Laune.
    Ein kaltes, freudloses Mahl war im Damenzimmer des Gästehauses aufgetischt. Jaime saß mit Cersei und den Kindern am Tisch, und sie unterhielten sich im Flüsterton.
    »Ist Robert noch im Bett?«, fragte Tyrion, als er sich unaufgefordert an den Tisch setzte.
    Seine Schwester sah ihn mit jenem Ausdruck leiser Abscheu an, mit dem sie ihn seit dem Tag seiner Geburt betrachtete. »Der König hat überhaupt nicht geschlafen«, erklärte
sie. »Er ist bei Lord Eddard. Er nimmt sich

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